Die Bildungsinitiative "FOrsprung" reagiert irritiert auf den Forchheimer Umgang mit dem Projekt "Jedem Kind ein Instrument".
"Kalt erwischt" fühlen sich die Förderer des Projektes Jedem Kind ein Instrument (Jeki). Wie Gerhard Koller, Wolfgang Blos (beide Schulamtsdirektoren a.D) und Cordula Haderlein (Rektorin an der Adalbert-Stifter-Schule) bei einem Pressegespräch am Dienstag verdeutlichten, werde man alles daran setzen, die Jeki-Erfolgsgeschichte im Landkreis Forchheim fortzuschreiben.
Wie berichtet, war Jeki zuletzt zwei Mal in die Schlagzeilen geraten. Zuerst hatte der Finanzausschuss der Stadt, angeregt durch einen Vorschlag von Gabriele Obenauf (Leiterin des Forchheimer Amtes für Jugend, Bildung, Sport und Soziales), erwogen, Jeki nicht mehr weiter zu finanzieren. Und wenige Tage später hatte auch Wolfgang Greth (Geschäftsführer des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen) bei einer Tagung in Forchheim Jeki für obsolet erklärt. Seitdem ringt das Trio Blos, Koller und Haderlein (allesamt in der Bildungsinitiative FOrsprung organisiert, Blos ist der Vorsitzende) darum, das Bild zurechtzurücken.
Koller erinnert daran, dass Jeki im Landkreis Forchheim den Musikunterricht an den Grundschulen "aus seinem Schattendasein befreit" habe. Etwa 80 Prozent der Kinder landkreisweit spielen mittlerweile dank Jeki ein Instrument: Das Projekt finde landesweit "hohe Anerkennung", weiß Koller: "Wir sind weiter als alle Schulamtsbezirke in Bayern." Wolfgang Blos weist auf die vielen Gemeinden des Landkreises hin, wo Jeki begeistert aufgenommen wurde. Und er zitiert beispielsweise Bürgermeister Edgar Büttner der "stolz" darauf sei, dass die Gemeinde Heroldsbach Jeki mit 15 000 Euro pro Jahre unterstütze.
Forchheim, so betonen die FOrsprung-Pädagogen, sei mit seiner Jeki-Abneigung ein Einzelfall. "Die Stadt-Verwaltung wollte Geld sparen und hat alte Begründungen hervorgeholt", kritisiert Haderlein. Ja, bestätigt Gerhard Koller, bei der Jeki-Gründung vor fünf Jahren sei die Musikschule Forchheim "nicht begeistert" gewesen. Die Politik wollte das Jeki-Angebot aber "an die Musikschule binden", erinnert sich Koller. "Der Stadtrat war dagegen, die Mittel den Schulen zu überlassen."
Auch Wolfgang Blos bringt den Forchheimer Widerstand gegen Jeki mit den "problematischen" Anfängen in Zusammenhang: "Der Beschluss der Stadträte, Jeki über die Musikschule zu steuern, stellt sich jetzt als unglücklich heraus." Und das, obwohl die Musikschule selbst das Jeki-Konzept längst als Gewinn empfinde.
Wer Argumente für die enorme Wirksamkeit einer musikalischen Schulung sucht, dem kann Cordula Haderlein reihenweise Studien benennen: Sie alle belegten die positive Auswirkung des Musizierens auf die Konzentration, auf den Intelligenz-Quotient und auf das Selbstbewusstsein.
Umso größer war die Irritation bei Gerhard Koller, als viele Stadträte die Obenauf-Vorlage im Finanzausschuss nutzten, um sich von Jeki zu distanzieren. "Sehr frustrierend" sei das vor allem deshalb gewesen, weil Gabriele Obenauf selbst im Bildungsbeirat der Stadt sitze. Und dann werde Jeki in Frage gestellt, ohne den Bildungsbeirat zu hören, wundert sich Koller. "Jetzt haben wir Sorge, die pauschale Kritik an Jeki könnte kaputt machen, was andernorts sehr gut läuft." Pauschal kritisiert fühlten sich die Jeki-Förderer auch vom Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen, der die Umformung von Jeki in Jekiss fordert: Jedem Kind seine Stimme. Doch die Idee, Lehrer in einem Chor zu verpflichten und zu schulen, die Stimmbildung der Schüler zu übernehmen, sei "kein Ersatz" für Instrumentalunterricht, sagt Wolfgang Blos.
Eine Singgruppe könnte ein Modell sein im Forchheimer Jeki-Konzept, gesteht Gerhard Koller zu. Aber Stimmbildung durch Lehrer, die dazu verpflichtet würden - "das funktioniert nicht."
Peanuts
Im übrigen ist Gerhard Koller erstaunt, dass es Forchheimer Stadträte gibt, die 68 000 Euro Jeki-Ausgaben pro Jahr für überzogen halten. "Dafür, dass 200 Kinder ein Instrument lernen, sind das Peanuts."
Haderlein, Blos und Koller sind für die nächsten Wochen gerüstet: Zahlreiche Gespräche mit den Stadtratsfraktionen und den Schulleitungen seien anberaumt. Koller hat den Eindruck, dass "viele Informationen fehlen - das Thema ist komplex". Vielleicht sei die Stadt ja bereit, Jeki künftig nicht mehr in der Musikschule, "sondern wo anders anzusiedeln".