Der Deutsche findet in Routinier Mikhail Youzhny aus Russland seinen Meister und verpasst seinen zweiten Titel in Eckental. Im Doppel bejubelt am Ende das Duo Bemelmans/Petzschner einen 7:5/6:2-Sieg.
Mikhail Youzhny ist und bleibt für Benjamin Becker eine unüberwindbare Hürde, so auch am Sonntag beim Finale des Bauer Watertechnology Cups in Eckental.
Sonntagnachmittag, House of Sports: Fünftes Spiel von Becker gegen den Russen, der nur so vor Erfahrung strotzt und neben Roger Federer zudem der Einzige auf der Profi-Tour ist, der zehn Jahre lang unter den Top 50 war. Fünfte Niederlage. Den zwei souveränen Siege gegen Dustin Brown (Viertelfinale) und Vorjahressieger Ruben Bemelmans (Halbfinale) fehlt somit die "Krönung" bei diesem 35 000-Dollar-Turnier im fränkischen "Tennis-Mekka".
5:7, 3:6 - der Deutsche, mit 34 Jahren ein Jahr älter als sein Gegner, kassierte gestern Nachmittag in 78 Minuten gegen die ehemalige Nummer 8 der Welt eine verdiente Niederlage, denn sein Gegenüber konnte sich von Spiel zu Spiel steigern und war zu stark für Becker.
80 ATP-Punkte und 5035 Euro waren der verdiente Lohn des Russen nach fünf Siegen binnen sieben Tagen.
Einzelsieg Nummer 466
Apropos Siege: Für Mikhail Youzhny, der auch vor Jahren die BMW Open in München gewann, war dies der 466. Einzelerfolg seiner "ewigen" Karriere ("ich denke überhaupt nicht ans Aufhören") und sein elfter Einzelsieg. Dazu im Vergleich: Becker hat 144 Siege und einen Turniererfolg was ein Preisgeld-Verhältnis von ungefähr vier Millionen zu 13 Millionen Dollar ausmacht. Allein hierin sieht man die Klasse des neuen Eckental-Gewinners.
Mit einem einzigen Ass während des gesamten ersten Durchgangs des Einzelfinals war es Mikhail Youzhny gelungen, den knappen 7:5 Etappensieg gegen Benjamin Becker (ATP 106) zu erkämpfen.
Nachdem der Deutsche mit Break 3:5 hinten lag, riss er sich am Riemen, schaffte das Rebreak (5:5), verspielte dann aber wieder den gewonnenen Kredit beim Stande 5:6, ehe sich der Routinier aus Moskau sich bei eigenem Aufschlag nicht mehr beirren ließ.
Becker, in Dallas zuhause, wackelte auch beim ersten Service in Durchgang 2, kassierte den nächsten Tiefschlag mit dem nächsten Break. Letztlich war dies bereits die Vorentscheidung, denn nun wurde der Russe immer sicherer und landete mit seinem variableren Spiel den hoch verdienten Matchgewinn. Becker gratulierte artig: "Mikhail war heute einfach besser!"
Elf Asse, aber zu viele Fehler
Im Gegensatz zu vielen Begegnungen bis zum Viertelfinale, die Marathon-Charakter besaßen, dauerte keines der Zwei-Satz-Spiele am Halbfinal-Sam stag - weder im Einzel noch im Doppel - eine Stunde.
Als erster Finalist setzte sich der Mikhail Youzhny gegen Ante Pavic durch, der die Qualifikations-Mühle am letzten Wochenende überstanden und dann auch noch im Hauptfeld für Furore gesorgt hatte. 6:4, 6:3 - der Kroate servierte zwar elf Asse, wies aber auch eine deutlich höhere Fehlerquote auf, während der Moskowiter sich auf seine Erfahrung verlassen konnte.
Der Fokus lag aber auf dem zweiten Halbfinale: Die Gesetzten Benjamin Becker (Nr. 4) und Ruben Bemelmans (Nr.2) als die beiden Gewinner der letzten Jahre lieferten sich eine interessante Partie, in der die erfolgreichen Breakchancen den Ausschlag gaben und an deren Ende die lange Siegesserie des Belgiers riss.
Becker nutzte eiskalt drei von vier Möglichkeiten, während Ruben Bemelmans mit einer 0/3-Quote das Nachsehen hatte.
"Einser"-Doppel eliminiert
80 Punkte und 2155 Euro für das Sieger-Duo sind für einen erfolgreichen Doppel-Spezialisten wie es Philipp Petzschner ist, der bereits bei Grand-Slams siegte und auch heuer im Wimbledon-Halbfinale stand, kein außergewöhnliches Ereignis. Nichtsdestotrotz zeigten Petzschner/Bemelmans vom ersten Spiel an (da eliminierten sie das "Einser"-Doppel Junaid/Zelenay) Spielfreude und Klasse und marschierten ohne Satzverlust ins Endspiel.
Auch da beherrschten sie gestern Mittag das Geschehen auf dem schnellen Teppichboden eindeutig: 7:5, 6:2 gegen das Skupski-Brüder-Paar von der Insel. Als gebürtiger Franke und Nr.
55 der Welt war es für den Lokalmatador eine gelungene Turnierwoche und auch das frühe Einzel-Aus des Bayreuthers leichter zu verschmerzen.
EINZEL
Halbfinale: Becker (Nr. 4/Merzig) - Bemelmans (Nr. 2/Belgien) 6:3, 6:2; Youzhny (Russland) - Pavic (Kroatien) 6:4, 6:3
Finale: Youzhny - Becker 7:5, 6:3
DOPPEL
Halbfinale: K. Skupski/N. Skupski (beide Großbritannien) - Bury (Weißrussland)/Siljestrom (Schweden) 6:1, 6:4; Bemelmans/Petzschner (Belgien/Bayreuth) - Kowalczyk (Polen)/Marcan (Kroatien) 6:1, 6:4
Finale: Bemelmans/Petzschner - K. Skupski/N. Skupski 7:5, 6:2