Ob Kirchehrenbach, Heroldsbach, Kersbach oder die Zweite aus Hiltpoltstein - es gab kräftig etwas zu feiern. Die Bilder und Geschichten des Partymarathons.
TSV Kirchenehrenbach - die Terrasse wird zum Balkon
Was tun, wenn der Ort keinen Rathaus-Balkon hat, so wie man dies fast jährlich von den TV-Bildern der Meisterschaftsfeier in der Bundesliga kennt? Das fragten sich nach dem 5:1-Erfolg in Eckenhaid die Fußballer des TSV Kirchehrenbach, die dadurch vorzeitig den Titel in der Kreisliga 2 ER/PEG und somit den Bezirksliga-Aufstieg sicherten. Nach der Triumphfahrt durch die Gemeinden der Konkurrenz wurden die Walberla-Kicker mit Trainer Christian Martin zunächst am Ortseingang vom "Ehrabocha Musikverein" mit Blasmusik und von Johannes Barthelmes samt Ex-Keeper Gerhard Sitzmann am Biertisch zum Meisterumtrunk mit einem Fässchen Bier empfangen.
Da das Kirchehrenbacher Rathaus über keinen Balkon verfügt, musste im Anschluss die Terrasse des einstigen Gasthauses "Weißes Lamm" für die Jubelkundgebungen per Megafon herhalten. Die ehemaligen Wirtsleute des "Staffelgötz", Gunda und Franz Pöhlmann, freuten sich mit den erfolgreichen Sportlern, die dort gerne einkehrten. Auch Bürgermeisterin Anja Gebhardt und TSV-Vorsitzende Silvia Wagner ließen es sich nicht nehmen, sich am Dorfplatz unter die Jubelschar zu mischen und sich von der Stimmung tragen zu lassen.
Der nach drei Jahren scheidende Coach fand beinahe keine Worte: "Ich habe schon viel erlebt und bin auch schon etwas herumgekommen. Aber die Zeit hier am Walberla werde ich sicher niemals vergessen. Nicht nur wegen der Feierlichkeiten durch den Titelgewinn. Eher durch den mir seitens der Vereinsführung von Anfang an entgegengebrachten Respekt und weil ich so immer frei arbeiten konnte, habe ich mich hier sehr wohlgefühlt. Und die Herzlichkeit der Mitglieder sowie der Bevölkerung samt ihrer Bürgermeisterin bleiben für mich bislang einzigartig."
DJK Kersbach - über den Dächern von Prag
Natürlich darf man die erstmalige Rückkehr in die Kreisliga seit 1995 ein bisschen feiern, dachten sich die Kersbacher nach dem entscheidenden 4:1-Sieg im Relegationsspiel gegen den SV Hiltpoltstein. Denn seit dem freiwilligen Rückzug der DJK aus der Bezirksliga am Ende der Saison 2000/01 fristeten die "Grün-Weißen" zunächst acht Spielzeiten in der A-Klasse und ebenso viele in der Kreisklasse, bis heuer der große Wurf gelang. Als besonders hartgesottene Feierbiester zeigte sich eine siebenköpfige Gruppe, die laut Kapitän Markus Winkler mit einem spontanen Ausflug einen obendrauf setzte. "Irgendwer buchte früh um 2 Uhr von Mittwoch auf Donnerstag eine Reise nach Prag und kurz darauf saßen wir im Bus, noch mit unseren verschwitzten Trikots am Leib, und haben unterwegs vom Handy aus eine Unterkunft gesucht", erzählt Winkler.
Auf dem Balkon ihrer Zimmer im sechsten Stock hoch über den Dächern der goldenen Stadt fanden die Last-Minute-Globetrotter sogar einen Whirlpool vor: "Es passten zwar nicht alle gleichzeitig rein, aber wir haben uns halt abgewechselt. Hauptsache wir konnten uns die Nacht rauswaschen", sagt der Kapitän grinsend. Da der Kurztrip so spontan war, fehlten neben dem scheidenden Coach Lutz Reinhold und Udo Freund, die Co-Trainer Daniel Rille auf dessen Hochzeit beistanden, auch der anderntags wieder arbeitende Rest: "Wir waren froh, als wir am Sonntag endlich von unserem Mittwochsspiel heimkamen", feixte der Kersbacher.
SpVgg Heroldsbach - das Feuer weiter brennen lassen
Nach 19 langen Spielzeiten kehrte die SpVgg Heroldsbach durch die Meisterschaft in der Kreisklasse 2 ER/PEG in die Kreisliga zurück. Wobei die Thurner nur 2005/06 die Stiefel in der A-Klasse schnüren mussten und ansonsten meist im vorderen Drittel um die Rückkehr ins Kreisoberhaus mitspielten. Für Trainer Stefan Hiltl, im vierten Jahr als Coach im Heimatverein, war der Titelgewinn das Resultat vieler positiver Faktoren.
"Neben Trainingsfleiß und dem Willen zur Leistungsbereitschaft habe ich vor allem unsere mannschaftliche Geschlossenheit als Faktor ausgemacht. Auf unserem Weg begleitete uns der Leitspruch ,Das Feuer entfachen'", erklärt Hiltl. Schon in der Kabine stimmte sich seine Truppe mit diesem Motto aufs bevorstehende Spiel ein, im gewählten Song hieß es sinngemäß "am Platz als Team das Feuer entfachen". Zudem nahmen die Fußballer dieses Thema während der närrischen Zeit auf.
"Unser Motto am Heroldsbacher Faschingsumzug war, ,gemeinsam das Feuer entfachen'. Mehr als 20 Fußballer sind als lebendige Flammen mitgelaufen", erinnert sich der 48-Jährige. In der Kreisliga gelte es, das Feuer brennen zu lassen. "Beim Johannisfeuer vorige Woche haben wir das gemeinsam geprobt und mit unseren Aufsteiger-Shirts in einem Erinnerungsbild festgehalten", sagt Hiltl.
SV Hiltpolstein - ein halbes Happy End für die Hippos
Für den ganz großen Wurf hat es für die Fußballer des SV Hiltpoltstein nicht gereicht, die entscheidende Partie gegen Sittenbachtal in der Relegation um den Aufstieg in die Kreisliga ging mit 2:3 verloren. Spielertrainer Florian Wehrfritz zollt seinem Team trotzdem Respekt: "Vor unserer Saisonleistung kann ich nur den Hut ziehen. Wir waren nach dem dritten Entscheidungsspiel binnen acht Tagen in der zweiten Hälfte quasi stehend K.o." Für einen Dorfverein mit überschaubarem Kader sei ein derartiger Marathon kaum zu stemmen.
Dafür hat die Reserve mit dem 5:1 gegen den SV Mittelehrenbach am letzten Spieltag den Klassenerhalt in der A-Klasse 4 perfekt gemacht. Zu den Feierlichkeiten "600 Jahre Markterhebung Hiltpoltstein" hatten die sich selbst gerne als den "kleinen HSV" bezeichnenden und im Fußballkreis "Hippos" genannten Kicker eine pfiffige Idee und setzten sich plakativ in Szene. Die Vorstandskollegen Christian Tauber und Markus Beck vollendeten mit vier weiteren Helfern binnen vier Stunden eine zuvor am Excel-Reißbrett erstellte Skizze.
Am Ende stand der "HSV" aus 108 (leeren) Bierkästen einer Gräfenberger Brauerei, mittels Kabelbindern, ein paar Latten und Schrauben festgezurrt, neben dem Sportplatz zur Schau. Ein idealer Hintergrund für die Erinnerungsbilder zu einer Saison, die zumindest ein halbes Happy-End hatte.