FC Wichsenstein spielt seine Routine aus

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In dieser Szene kurz nach dem Wechsel reklamierte FC-Co-Trainer Johannes Sebald (blau), dass SpVgg-Keeper Christoph Schiffer das Leder nach seiner Ansicht außerhalb des Strafraums abfischte. Doch Referee Cataldo Delfino stand im Mittelkreis zu weit weg. Fotos: Leo Hühnlein
In dieser Szene kurz nach dem Wechsel reklamierte FC-Co-Trainer Johannes Sebald (blau), dass SpVgg-Keeper Christoph Schiffer das Leder nach seiner Ansicht außerhalb des Strafraums abfischte. Doch Referee Cataldo Delfino stand im Mittelkreis zu weit weg.  Fotos: Leo Hühnlein
Kopf und Kragen riskierte Gäste-Keeper Marc Wehrfritz, um das Leder vor Freund und Feind zu krallen. Es war eine der wenigen Torraumszenen im ersten Abschnitt, der Weißenoher Jonas Nahm (halb verdeckt) sprang fair über den FC-Torhüter.
Kopf und Kragen riskierte Gäste-Keeper Marc Wehrfritz, um das Leder vor Freund und Feind zu krallen. Es war eine der wenigen Torraumszenen im ersten Abschnitt, der Weißenoher Jonas Nahm (halb verdeckt) sprang fair über den FC-Torhüter.
 
 
 
 
 
 

Nach einer dürftigen ersten Halbzeit legt Wichsenstein gegen Weißenohe einen Zahn zu, auch, weil der Goalgetter rechtzeitig vom Bahnhof abgeholt wurde.

Das war vorerst nicht so prickelnd: Beim InFranken-Kick aus der Kreisklasse 3 zwischen dem Neuling aus Weißenohe und der erfahrenen Wichsensteiner Elf wurde zunächst fußballerische Magerkost geboten. Manch einer der überschaubaren 95 Zuschauer wird sich vor allem im ersten Abschnitt gewünscht haben, an diesem unterkühlten Spätsommertag nicht vielleicht doch den Fünf-Seidla-Steig gewandert zu sein. Fahrt nahm der fast wie ein Freundschaftsspiel beginnende Kick erst nach dem Wechsel auf, denn am Ende gab es zumindest fünf Tore - meist für die Gäste - zu sehen.

SpVgg Weißenohe - FC Wichsenstein 1:4
Die größten Auffälligkeiten der ersten Halbzeit spielten sich eigentlich bereits davor ab, denn Weißenohes leicht angeschlagener Spielertrainer Gökhan Kül nahm zunächst auf der Bank seinen Platz ein und versuchte sein durch zwei Auftaktpleiten verunsichertes Team von außen zu ordnen. Dies gelang mit zunehmender Spieldauer auch, ohne dass Zählbares heraussprang. Lediglich Safak Simsek kam in gute Position (24.), überdehnte sich beim Schuss über das Tor aber den Knöchel und musste über eine Stunde zur Regeneration draußenbleiben.

Zwei Halbchancen hatten später die bemühten Sandro Sebald sowie Nico Schaffarczyk, der für Simsek kam, jedoch ohne Durchschlagskraft. Noch kurioser begannen die Gäste: Von FC-Spielertrainer Stefan Rubner und seinem Torjäger Muhammed Abubakar war nichts zu sehen. Zwar muss Rubner mit einem Achillessehnenriss ohnehin noch mindestens bis Ende des Jahres pausieren, sein Platz auf der Bank blieb aber zunächst verwaist. Ihn vertrat einstweilen Andre Endres. Die Nachfrage ergab, dass Rubner seinen verreisten Stürmer am Nürnberger Hauptbahnhof abholen würde. Nach 29 Minuten saß der FC-Coach im Häuschen und Abubakar machte sich wenige Minuten für den Einsatz in der zweiten Halbzeit warm. Bis dahin geizten auch die Gäste mit Angriffsfußball, lediglich Johannes Sebald ließ seine Schnelligkeit aufblitzen, verzog noch (17.), machte es aber zwei Minuten vor dem Pausenpfiff besser. Freilich unter großzügiger Mithilfe von SpVgg-Keeper Christoph Schiffer, der den Fernschuss aus ca. 25 Metern schon in den Händen hatte und dann in die Maschen zum 0:1 gleiten ließ.
Sebald reklamierte direkt nach der Pause nach hohem Weitpass ein Handspiel von Torhüter Schiffer außerhalb des Strafraums, das Schiedsrichter Cataldo Delfino von seiner Position im Mittelkreis nicht erkennen konnte. Überhaupt verlor der Zirndorfer Referee in Verlauf des zweiten Abschnitt beiderseits die Übersicht, Delfino kam bei einigen Szenen ins Schwimmen.

Die Heimelf wurde am gefährlichsten bei Standards, eine Ecke von Benjamin Bayerlein auf den Kopf von Frederic Lammers brachte fast den Ausgleich (61.). Weil Weißenohe aber nun höher stand und Lücken öffnete, kamen die Gäste zu Kontern. Ein beinahe schon von Stefan Hager geklärter Angriff des Gästeakteurs Viktor Gotman, der das Leder durch einen Kraftakt halb im Liegen Richtung SpVgg-Tor spitzelte, schlug zum Entsetzen der Heimelf neben dem Pfosten zum 0:2 ins Netz (64.).

Im Minutentakt ging es weiter: nächster Angriff, nächstes Tor. Beim konsternierten Aufsteiger war die Ordnung nun völlig abhanden, denn beide Folgeangriffe durch den erst kurz vor der Halbzeit eingetroffenen Abubakar zappelten in Schiffers Kasten, der bei diesen Treffern schuldlos blieb. Mit dem 0:3 (65.) und 0:4 (66.) war die Messe natürlich gelesen - wer zu spät kommt, schießt eben die meisten Tore, auch wenn Lammers nach Freistoß von Sandro Sebald mit dem 1:4 per Kopfball etwas Ergebniskosmetik betrieb (70.). Fast wäre Lammers noch ein Kopfballtor gelungen. Zu Gute halten muss man den Gastgebern, dass sie es mit spielerischen Mitteln versuchten, aber auch als sich Kül zehn Minuten vor Abpfiff noch einwechselte, änderte sich nichts mehr. Es war nicht der Tag des Aufsteigers. Nach Bayerleins toller Volleyabnahme, die vorbeizog, durfte er vorzeitig per Ampelkarte zum Duschen (89.).


Die Meinungen der Trainer

Weißenohes Spielertrainer Gökhan Kül analysierte unaufgeregt: "Natürlich können wir mit dem Verlauf nicht zufrieden sein, wir haben die erste Halbzeit klar in der Hand gehabt und geben die Partie, wie schon zuletzt, durch individuelle Fehler her. Es haben nicht alle verinnerlicht, dass in der Kreisklasse ein höheres Tempo gespielt wird und Fehler gnadenlos bestraft werden. Nun gilt es, nach vorn zu schauen. Die Saison ist noch lang."

Der verletzte Wichsensteiner Spielertrainer Stefan Rubner schien nach Abpfiff erleichtert und scherzte bereits wieder: "Von der ersten Halbzeit habe ich ja fast nichts gesehen. Mir wurde gesagt, ich habe kaum was verpasst. Spaß beiseite. Mir war klar, dass meine Mannschaft erst mal die Unsicherheit ablegen muss, die uns durch die letzten Spiele beschlich. Die Führung vor der Pause war die Zündung, nach dem Dreierschlag war es ja auch entschieden."
SpVgg Weißenohe: Schiffer - Strossenreuther, Hibbeln, Lammers, Stefan Hager, Bayerlein, Nahm, Gebhardt, Sandro Sebald, Kögel, Simsek (Kül, Polster, Schaffarczyk)
FC Wichsenstein: Wehrfritz - Merz, Speckner, Pilatus, Armin Schüpferling, Gotman, Johannes Sebald, Schäfer, Marcus Schüpferling, Bogner, Kaul (Abubakar, Neuner, Ballak)
Schiedsrichter: Cataldo Delfino (ASV Zirndorf). Zuschauer: 95. Tore: 0:1 Sebald (43.), 0:2 Gotman (64.), 0:3 Abubakar (65.), 0:4 Abubakar (66.), 1:4 Lammers (70.).
Gelb-Rot: Bayerlein (89./Weißenohe)