Sind Biogasanlagen im Kreis Forchheim Umweltsünder?

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Eine Biogasanlage in Willersdorf Foto: Ekkehard Roepert
Eine Biogasanlage in Willersdorf Foto: Ekkehard Roepert

Naturschützer lehnen den "grünen Strom" aus Biogasanlagen ab, wenn gleichzeitig die Wasserqualität und der Vogelschutz leiden. 19 Anlagen sind im Landkreis Forchheim in Betrieb. Ein Abwasserpilz kann das Wasser "tot" machen. Und es gibt weitere Probleme.

Betreiber von Biogasanlagen haben den Anspruch, umweltfreundlichen Strom zu produzieren. "Aber ist grüner Strom aus Biogasanlagen deckungsgleich mit trübem Wasser und Artenschwund?" Diese provokative Frage stellt Heinz Marquart. Der Naturschützer aus Eggolsheim brandmarkt nämlich genau das: "Die hoch subventionierten Biogasanlagen werden selbst zu Umweltsündern."

Diese These stützt Marquart unter anderem mit einer Zahl des Bundesamtes für Naturschutz: Mit dem Beginn der Energiewende habe sich - bedingt durch den exzessiven Mais anbau - der Bestand der Feldvögel in den letzten 20 Jahren um die Hälfte reduziert. Daher fordert Heinz Marquart eine Debatte in der "Biogas-Szene".
Jüngst hatte Marquart belastende Abwässer der Biogasanlage Eggolsheim im Sittenbach nachgewiesen. Außerdem legte er eine Untersuchung über einen Bach nahe der Willersdorfer Bio gasanlage Weber vor.
Marquart verweist auf einen Abwasserpilz: "Das Wasser ist tot."

Das Silo ist weg

Franz Dittrich, Leiter der Abteilung Umweltschutz, Abfall und Wasserrecht am Landratsamt Forchheim, bestätigt, dass Weber in Willersdorf ein "Fahr-Silo im Außenbereich" betrieben hatte. "Das Silo ist mittlerweile weg", sagt Dittrich. Ob es tatsächlich einen Abwasserpilz produziert hatte, sei noch nicht bewiesen: "Wir warten noch auf die Bewertung vom Wasserwirtschaftsamt."

Tatsächlich laufen nicht alle Anlagen reibungslos, räumt Franz Dittrich ein. Dem Betreiber der Schlammersdorfer Anlage etwa hat Behörde verordnet, das Sickerwasser aufzufangen: "Wie die das bisher gemacht haben, funktioniert es nicht. Das Becken muss geleert und mit einer Folie ausgelegt werden." Doch Franz Dittrich betont auch, dass es grundsätzlich kein Problem gibt, die 19 Anlagen im Landkreis ordentlich zu betreiben. "Es gibt genügend Vorschriften zum Gewässerschutz. Wenn man sich daran hielte, wäre alles in Ordnung."

Dem widerspricht Heinz Marquart: "Eine Überdachung der Anlagen wäre der erste wichtige Schritt." Würde die Silage nicht vom Regenwasser durchtränkt, würden weniger Sickerwässer ins Grundwasser einsickern. "Die Störfälle", die es im Landkreis Forchheim zu beklagen gebe, sieht der Eggolsheimer Naturschützer als "Möglichkeit für eine öffentliche Diskussion".

Überdachung der Silos

Eine Überdachung der Silos - "das wäre eine Lösung", sagt auch der amtliche Naturschützer Franz Dittrich. Aber der Bau solcher Dächer, das sei eben teuer - "und aus Verhältnismäßigkeitsgründen werden sie nicht gesetzlich verordnet."

Ein Biobauer aus dem Landkreis Forchheim, der Gesellschafter einer Biogasanlage ist, namentlich aber nicht zitiert werden will, gibt zu: "Auch wir denken mittlerweile über eine Überdachung unserer Anlage nach. Das Wasserproblem haben wir unterschätzt."

Unter dieser Fehleinschätzung leide die Effizienz der meisten Biogasanlagen, meint Heinz Marquart. Das wiederum bestreitet aber Hermann Greif, Landwirt aus Pinzberg und Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV). In seiner Biogasanlage gibt es weder eine Abdeckung mit Folien, noch gibt es ein Trennsystem: "Alle Silos laufen in eine Vorgrube und von da durch die Biogasanlage."

Kostspieliger Speicherplatz

Wo andere über Wassermassen klagen, spricht Hermann Greif von "zu wenigen Niederschlägen". Der ausbleibende Schnee habe ihm 2000 Kubikmeter ungenutzten Speicherplatz beschert. Lagerraum zu schaffen (insgesamt 4800 Kubikmeter für Gär-Reste und Wasser), das sei allerdings kostspielig. "Vorteil meines Systems", betont Greif, "alles geht in die Anlage." Der Nachteil: Auch sauberes Wasser müsse später über Gülle-Fässer ausgebracht werden - ein zusätzlicher Kostenfaktor.

Zwar sind der CSU-Kreisrat Hermann Greif und Heinz Marquart Parteifreunde; aber ihre Auffassungen vom Naturschutz gehen weit auseinander: Während Marquart die "Biogas-Szene" in Richtung einer Ökobilanz bewegen will und eine "Biogas-Beispiel-Anlage" für den Landkreis fordert, ist Greif mit der bisherigen Vorgehensweise zufrieden. Die Mais-Produktion nehme keineswegs zu, betont der BBV-Präsident: "Immer mehr Rinder haltende Betriebe hören auf und die Landwirte sind froh, ihr überflüssiges Futter in den Biogasanlagen abgeben zu können."

26.000 Hektar Acker und Wiesen gibt es im Kreis Forchheim. "Und nicht einmal 20 Anlagen" - die seien bei diesen Flächen "locker zu vertragen", meint Hermann Greif, "im Vergleich zu anderen, etwa zum Landkreis Ansbach, sind wir mit Biogasanlagen schwach bestückt. Und wir werden es bleiben. Bei der jetzigen EEG-Umlage kommt bestimmt keine Anlage mehr hinzu."