Die Gewerkschaft IG Bau kritisiert, dass das Zollamt Schweinfurt die Gebäudereiniger im Landkreis Forchheim unzureichend kontrolliere. Die Reinigungsfirmen sind verärgert über ihr angeblich schlechtes Image.
Wenn die Schwarzarbeit thematisiert werde, sei immer auch von den Gebäudereinigern die Rede. "Das regt mich fürchterlich auf", sagt Marcus Pinsel, Obermeister der Gebäudereiniger-Innung Nordbayern. In seiner Branche seien Mindestlöhne bezahlt worden, als andere noch darum stritten. "Mittlerweile sind bei uns 9,55 Euro pro Stunde üblich. Wir lachen über den Mindestlohn."
Schlechtes Image der Gebäudereiniger unverdient
Marcus Pinsel betreibt die Firma "Saubermacher" in Erlangen und spricht als Innungsmeister für 86 Betriebe in Nordbayern. Natürlich gebe es mindestens nochmal so viele Betriebe, die nicht der Innung angehörten. Unter ihnen existierten gewiss "schwarze Schafe"; dennoch sei das schlechte Image der Gebäudereiniger unverdient.
Die Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG Bau Oberfranken hat dieses Image jetzt wieder bedient. Die Firmen der Gebäudereiniger im Kreis Forchheim sollten "strenger kontrolliert" werden, fordert Gerald Nicklas, der Bezirkschef der Gewerkschaft. 42 Reinigungsfirmen habe der Zoll Schweinfurt im vergangenen Jahr ins Visier genommen.
Das sei zu wenig für eine Branche, in der "Lohn-Dumping und extreme Ausbeutung" üblich seien, klagt Nicklas. "Wenn sich der Zoll nur mit drei Prozent seiner Kontrollen um die Reinigungsbranche kümmern kann, dann haben es die schwarzen Schafe bei den Arbeitern besonders leicht unterzutauchen."
Thomas Matuschke, Betriebsleiter der Pleissner Gebäudereinigung GmbH in Forchheim bemerkt, dass die Zollkontrollen in seiner Branche weniger geworden sind seit der Mindestlohn eingeführt wurde.
"Jetzt hat der Zoll andere Gewerke im Auge." Und das sei auch sinnvoll. "Bei uns läuft zu 99 Prozent alles richtig", wagt Matuschke eine Prognose für die in der Innung organisierten Gebäudereiniger. Der aktuelle Gewerkschaftsaufruf, der Zoll sollte die Gebäudereiniger "strenger kontrollieren" sei jedenfalls "nicht gerecht", meint der Betriebsleiter, in dessen Firma 50 Mitarbeiter tätig sind.
"Wildwuchs"
Gerald Nicklas dagegen spricht von "Wildwuchs" in dem vom Zoll Schweinfurt kontrollierten Gebiet. Der IG Bau-Bezirkschef verweist auf die 37.000 Euro nicht bezahlter Sozialabgaben der Gebäudereiniger im Jahre 2014. Die "Finanzkontrolle Schwarzarbeit" sei enorm wichtig, doch die Zahl der Kontrollen sei "ernüchternd", meint Nicklas."Ich kann weder bestätigen noch dementieren, was die Gewerkschaft verbreitet", sagt Tanja Manger, Sprecherin beim Hauptzollamt Schweinfurt. Fakt sei, dass "die Aufgaben viel größer geworden sind".
Und ihre Kollegin Martina Stumpf vom Hauptzollamt Nürnberg betont: "Kontrollen werden täglich durchgeführt. Die von Schwarzarbeit betroffenen Branchen Hotel- und Gaststätten, Bau, Spedition und Transport - das sind die Klassiker." Dem einen seien die Kontrollen zu wenig, dem anderen zu viel, weiß Martina Stumpf: "Uns erreichen mehrere tausend Hinweise im Jahr, denen wir je nach Qualität nachgehen."
In manchen Branchen herrsche "schier Freude", weil der Zoll schwarze Schafe ausmerze. "In der Taxibranche habe ich es live erlebt, die sagen, wir sind froh, dass ihr kommt. Von den meisten Branchen wird unsere Arbeit positiv aufgefasst", beobachtet die Sprecherin des Zollamtes Nürnberg.
Zoll willkommen
Auch die Gebäudereiniger-Innung teilt diese Auffassung: "Der Zoll ist herzlich willkommen", sagt Obermeister Pinsel. "Wir wollen von unserem schlechten Image wegkommen." In einem Punkt stimmt Marcus Pinsel mit der Gewerkschaftskritik jedoch überein: "Der Zoll muss neue Stellen schaffen. Es sind zu wenige Kontrollen und sie gehen nicht tief genug. Meist wird nur registriert, ob die Leute gemeldet sind. Wenn der Zoll vernünftig kontrollieren will, braucht er mehr Leute."