Gewerkschaft und Mitarbeiter des Kennametal-Konzern kritisieren eine Kahlschlags-Politik.. Die Beschäftigten leben in ständiger Sorge um ihren Arbeitsplatz.
Der Konzern Kennametal mit weltweit mehr als 10 500 Arbeitnehmern und einem Jahresumsatz von 2,36 Milliarden Dollar spricht von einer Modernisierungs-Strategie. Matthias Gebhardt von der Gewerkschaft IG Metall in Bamberg und gleichzeitig Mitglied im Aufsichtsrat des Zweigwerkes Ebermannstadt dagegen nennt die Pläne eine "Kahlschlagspolitik".
Auch wenn von den 540 Mitarbeitern in Ebermannstadt niemand akut von Arbeitslosigkeit bedroht sei, könne dies nicht als gute Nachricht gelten. Mittelfristig sollen nämlich 40 bis 50 Arbeitsplätze nach Vohenstrauß (Landkreis Neustadt an der Waldnaab) verlegt werden. Die Konzern-Politik sei absolut nicht mehr nachvollziehbar, klagt Betriebsratsvorsitzender Marcel Adelhardt. Niemand könne verstehen, warum das Zweigwerk in Lichtenau (Kreis Ansbach) mit 130 Mitarbeitern geschlossen werden soll. In Essen sollen 450 Arbeitsplätze gestrichen werden. Zudem wird ein Verteilzentrum in Neunkirchen (Saarland) geschlossen.
Stellenabbau ohne Not
Ohne Not, wie Gewerkschafter Matthias Gebhardt betont. Das Unternehmen habe seine Gewinnmarge gegenüber dem Vorjahr um 17,5 Prozent gesteigert. Ein Rekordgewinn. Dennoch hätten die Planer die Messlatte auf 19,4 Prozent Gewinn gelegt. Um sie zu erreichen, würden Arbeitsplätze gestrichen.
Das sei für die gewerkschaftlich organisierten Mitarbeiter nicht hinnehmbar. Von einem Mutterkonzern zu sprechen, nennt Gebhardt deshalb zynisch, denn keine Mutter gehe mit ihren Kindern derart lieblos um. Das Handeln der Konzernspitze könne daher nur als verantwortungslos bezeichnet werden. Zudem lebten die Arbeitnehmer in einer permanenten Situation der Verunsicherung.
"Die Schließung hätte genauso gut auch uns treffen können", betont Betriebsratsvorsitzender Marcel Adelhardt. Die Kollegen lebten seit Jahren in permanenter Sorge, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Das wirke sich keinesfalls positiv auf die Produktivität des Unternehmens aus. "In deutschen Betrieben werden Umstrukturierungspläne dem Aufsichtsrat vorgelegt, mit dem Betriebsrat abgesprochen und gemeinsame Lösungen erarbeitet. Wir dagegen werden vor vollendete Tatsachen gestellt", kritisiert Matthias Gebhardt.
Als Beispiel verweist er auf die Essener Kollegen. "Die haben jahrelange hervorragende Arbeit geleistet, Gewinne eingefahren und bekommen jetzt einen Tritt." Sie wüssten nicht einmal warum.
Als einzigen Grund für die Reduzierung der Belegschaft in den deutschen Werken von Kennaametal sehen Gebhardt und Adelhardt daher die alleinigen Gewinnmaximierung des Konzerns, dessen Führungsstil die Gewerkschaftsvertreter heftig kritiseren. "Wir in Ebermannstadt haben in einem Jahr bereits den vierten Werkleiter und den dritten Personalleiter. Das spricht nicht für Kontinuität", so Adelhardt. Er kritisiert, dass dessen Entscheidungsspielraum gegen Null tendiere. Jede Kleinigkeit müsse von der Zentrale in Ohio abgesegnet werden.