Problematische Bilder im Feld

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Jana und Leon machen es richtig: Sie lassen sich in Lilling nicht in einem Getreidefeld, sondern in einer Blühwiese fotografieren. Foto: Petra Malbrich
Jana und Leon machen es richtig: Sie lassen sich in Lilling nicht in einem Getreidefeld, sondern in einer Blühwiese fotografieren. Foto: Petra Malbrich

Nach der Schnitzeljagd im Maisfeld und dem Geocaching durch Wald und Wiese gibt es einen neuen Trend: Fotoshootings im Getreidefeld.

Rote Mohnblumen, die aus dem in der Ähre stehendem Getreidefeld leuchten, sind eine beliebte Hintergrundkulisse für Selfies oder Fotosaufnahmen aller Art. Sie werden immer beliebter, vielleicht könnte man sogar schon von einem Trend reden. Dieser ist offensichtlich inzwischen auch hier angekommen, wie zumindest FT-Leser Stefan Gügel meint.

Mehr noch: Neben diesen Fotoshootings scheint auch das Geocaching durch Feld und Flur, die Schnitzeljagd im Maisfeld oder das Monutainbiking durch Wiesen immer beliebter zu werden. "Es ist aber das Essen für Menschen und Tiere", klagt Gügel. Dennoch will er keinem das Recht absprechen, sich in der freien Natur aufzuhalten.


Noch keine Beschwerden

Das empfindet auch Reinhard Löwisch von der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz so.
Den Mitarbeitern der Tourismuszentrale sind Glauber zufolge über den neuen Trend noch keine Beschwerden zu Ohren gekommen. Im Urlaub aber hat Löwisch an anderer Stelle in Deutschland schon erlebt, dass Getreidefelder als Romantikkulisse für Fotos herhalten müssen. Allerdings seien die Fotografen in einem abgeernteten Getreidefeld unterwegs gewesen und hätten die zu Fotografierenden neben gepresste Strohbündel gestellt. Löwisch hat das mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Schließlich gelte es, sich in Wald und Flur an gewisse Regeln zu halten.

Den Beobachtungen des FT-Lesers Gügel zufolge lassen hier aber nur wenige die Rücksichtsnahme walten. Sonst würde kein Trend daraus werden. "Keiner möchte, dass in seinem Blumenbeet oder Gemüsegarten herumgelaufen wird", nennt Daniel Spaderna, Fachberater beim Bayerischen Bauernverband in Forchheim. Im Prinzip sei das nichts anderes. Getreide, Mais oder die blühende Wiese seien nun einmal das Futter für die Tiere - und später auch Nahrung für die Menschen, wenn daraus beispielsweise Brot hergestellt worden ist: Was niedergetreten worden sei, stehe nicht mehr auf. Abgesehen von der Arbeit, die ein Landwirt in die verschwendete Bewirtschaftung der Wiesen und Felder gesteck habe, entstehe durch das unvernünftige oder gedankenlose Verhalten dieser Menschen ein Schaden.

"Ein Schaden, der auch so behandelt werden sollte", findet Friedrich Oehme vom Bund Naturschutz (BN). Nicht ohne Grund gebe es eine sogenannte Nutzzeit, während dieser niemand Felder und Wiesen betreten soll. Bei Äckern ist die Nutzzeit klar zwischen Saat und Ernte definiert. Beim Grünland steht dort die Zeit des Aufwuchses. Gemeint ist damit der gesamte Zeitraum, in der die Vegetation wächst. "Das ist von Gegend zu Gegend und von Jahr zu Jahr verschieden", sagt Spaderna. Grundsätzlich aber erstrecke sich die Nutzzeit von März bis Ende Oktober. Massenweise Beschwerden seien jedoch beim Bauernverband noch nicht eingegangen. Aber Unmut darüber, dass die Leute beim Geocaching durch die Felder laufen oder Mountainbiker durch die Wiese fahren, komme bei ihm durchaus an. "Ein Mountainbiker kürzt über die Wiese ab, der andere sieht die Spur und ahmt es nach", nennt Spaderna ein Beispiel für falsches Verhalten.

Der BN will die Menschen für den Wert der Natur sensibilisieren. Das sei gar nicht so schwer, weil es schon jetzt gut ausgebaute Wegenetze gebe. Und um eine romantische Hintergrundkulisse für Fotos zu erhalten, könne man sich an den Rand des Feldes stellen.


Der Schlaf der Fledermäuse

Am allerbesten sei es aber, mit dem Landwirt selbst zu sprechen, bevor geradewegs durchs Korn getrampelt wird.

Auch Löwisch kennt viele der genannten Problematiken; angefangen vom Geocaching, wo Gegenstände in Höhlen versteckt werden. "Die Ruhe der Fledermäuse wird gestört, schimpft er deshalb. Die Tourismuszentrale bewirbt deshalb nur die Schauhöhlen oder versucht, ein Wegenetz anzulegen, beispielsweise für Mountainbiker, um den Wildwuchs zu unterdrücken. Einen der gennannten Freizeittrends unterstützen Löwisch und seine Mitarbeiter nicht - sondern den Appell des Bauernverbands und des FT-Lesers Gügel, sich an Regeln zu halten und dran zu denken, dass auf den Feldern Essen wächst. Für Tiere und für Menschen.