Der Ärger über Mobilfunklöcher im Kreis Forchheim ist groß - gleichzeitig regt sich vielerorts Widerstand, wenn Netzbetreiber, wie jüngst in Gößweinstein, neue Sendemasten bauen wollen. Ein Ausbau-Befürworter und ein Gegner im Streitgespräch.
Pro - Andreas Schneider, Informatikkaufmann aus Gößweinstein, meint: "Flächendeckender Ausbau ist nötig"
"Ich bin für den Bau eines neuen Mobilfunkmasts in Gößweinstein, weil eine ausreichende Abdeckung des mobilen Netzes in unserer heutigen Zeit unabdingbar ist. Um die Kommunikationsfähigkeit über mobile Endgeräte oder auch die Anbindung mit schnellem Internet zum Beispiel auch hier in der Fränkischen Schweiz und bei uns in Gößweinstein zu gewährleisten, ist ein dementsprechender Ausbau des Mobilfunknetzes flächendeckend unbedingt nötig.
Die Standortsuche, wo ein benötigter Sendemast für die Übertragungseinheiten gebaut werden kann, setzt im Grunde die Topographie der jeweiligen Umgebung fest. Jeder Netzbetreiber möchte seine Sendemasten an den funktionellsten und produktivsten Standorten aufstellen, die vor Ort baulich möglich sind.
Dass ein Betreiber die Errichtung von neuen Funkmasten plant, wird außerdem nur dann geschehen, wenn die Notwendigkeit, sprich die Nachfrage nach einem guten Mobilfunk- und Internet-Empfang vorhanden ist. Somit ist man wieder beim Bürger, der beim Thema Funkmasten zwischen Annehmlichkeit und Entbehrung entscheiden muss und zwar nicht nur für sich selbst, sondern auch für seine Mitbürger.
Im Hinblick auf die Tatsache, dass nicht jeder Siedlungsbereich mit Glasfaser erreicht werden kann, besteht für die digitale Anbindung die Möglichkeit auf LTE auszuweichen, sprich auf Mobilfunk!
Meiner Meinung nach sollte hierbei bei einer Ablehnung von neuen Mobilfunkmasten wie zum Beispiel in Gößweinstein auch der soziale Gedanke mit einfließen.
Denn die Anwohner, die in Gegenden mit Funklöchern wohnen, sind erheblich in ihrem Wirken benachteiligt. Man muss sich verdeutlichen, was ein schlechtes Mobilfunknetz beispielsweise für die ansässigen Gewerbe bedeutet: Gewerbetreibende, besonders Gast- und Hotelgewerbe, haben in solchen Funklöchern auf Dauer keine Überlebenschancen. Das heißt, die Gewerbetreibenden müssten sich wenn möglich sogar standörtlich verändern oder schließen.
In beiden digitalen Bereichen, sowohl was das Internet als auch das Mobilfunknetz angeht, stellt ein ungenügender Ausbau eine Wettbewerbsverzerrung dar, die für Gewerbetreibende nicht zu kompensieren ist. Zugang zu moderner Informations- und Kommunikationstechnologie ist für jeglichen unternehmerischen, wie auch privaten Fortschritt eine Grundvoraussetzung."
Contra - Ferdinand Haselmaier, Wanderführer und Mitglied der "Funkturmgruppe Gößweinstein", fordert "mehr Transparenz
und Offenheit"
"Wir leben in einer technik-orientierten Zeit und Funkmasten gehören zum Alltag. Aber sie sollten nur dort stehen, wo sie die Umwelt, das Ortsbild und die Gesundheit nicht beeinträchtigen. In benachbarten Gemeinden, wie Ebermannstadt und Muggendorf, befinden sich die Standorte in ausreichender Entfernung, beeinträchtigen die Landschaft nicht und haben keine Auswirkungen auf die Bevölkerung. In all den Diskussionen geht es vorrangig um die Standortfrage, nicht um die Frage der Notwendigkeit.
Mit dem zu erwartenden Abbau der Sendeeinrichtungen auf der Burg steht der Markt Gößweinstein vor dem Problem, einen neuen Standort zu finden. War der bisherige hoch auf der Burg schon rein optisch eine Sünde, so kommt jetzt eine noch größere hinzu. Denn der 45 Meter hoch geplante Funkmast neben dem Freibad wird das gesamte Ortsbild so dominieren, dass Gößweinstein neben der Basilika ein weiteres, weit sichtbareres, dann aber hässliches Denkmal erhält.
Hinzu kommt, dass in direkter Nachbarschaft sich eine einmalig schöne, in die Landschaft eingefügte Minigolfanlage befindet, der Kurpark direkt angrenzt und sich auch noch das Naturbad des Freibadfördervereins anschließt. Einen ungünstigeren Standort am Eingangstor zu Gößweinstein hätte man nicht finden können. Zudem befinden sich in unmittelbarer Nähe mehrere Wohnhäuser. Auf die gesundheitlichen Auswirkungen, die von so einem Sendemast ausgehen können, will ich erst gar nicht eingehen.
Zu bedauern ist, dass die Bevölkerung, besonders die direkt angrenzenden Anwohner, nicht in dem Umfang beteiligt wurden, der für eine demokratische Meinungsbildung notwendig ist. Irgendwann stand zwar mal ein Beitrag über die Standortfrage des Funkturmes in der Zeitung, aber eine ernsthafte und ehrliche Informationspolitik der Gemeinde sieht anders aus. Andere Gemeinden sind da andere Wege gegangen. Geeignete Standorte gibt es bestimmt, aber die Firma Telekom wird sich natürlich die Grundstücke aussuchen, die erschließungstechnisch am günstigsten sind.
Die Suche nach einem geeigneten Standort ist bestimmt nicht einfach, aber mit mehr Transparenz und Offenheit gegenüber der Bevölkerung würde man sich leichter tun. Der jetzt vorgesehene Funkmast kann und darf nicht an dieser Stelle errichtet werden, denn das wunderschöne Ortsbild von Gößweinstein wäre auf Jahrzehnte beschädigt."
Wirtschaftsförderung am Landratsamt: Grundversorgung mit Mobilfunk ist "mittlerweile essenziell" für die Region
Im Landkreis werden die Mobilfunknetze, wie in ganz Deutschland, vor allem durch die drei Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefónica betrieben. In allen drei Netzen gibt es aktuell Funklöcher in der Region Forchheim. Das betrifft sowohl den Mobilfunkstandard 2G als auch 4G (mobile Datendienste bis maximal 500 Megabit pro Sekunde). "Im Wesentlichen treten diese Lücken in ländlichen Bereichen auf und weniger in dicht besiedelten Gebieten, die eine entsprechende Wirtschaftlichkeit für den Netzbetreiber aufweisen", erklärt Dominik Bigge von der Wirtschaftsförderung des Landratsamtes und fügt hinzu: "Eine Grundversorgung mit den Standards 2G und 4G ist mittlerweile essenziell, nicht nur für alle Gewerbetreibenden oder Einwohner, sondern auch zum Absetzen von Notrufen." Der neue Highspeed-Standard 5G sei beispielsweise momentan nur im Stadtgebiet Forchheim ausgebaut.
"Aufgrund der geringeren Wirtschaftlichkeit sind periphere und ländliche Regionen tendenziell unterversorgt und können deshalb weniger attraktiv sein. Neben der direkten Standortwahl geht es auch um die Erreichbarkeit während der Arbeit für Handwerksbetriebe, Pflegedienste, Paketdienste und Handelsvertreter, um nur einige Beispiele zu nennen", erläutert Bigge. Auch bei Dienstleistern, Handwerkern und Landwirten würden Datenanwendungen zunehmen, die eine stabile Mobilfunkversorgung voraussetzen.
Die Versorgung mit Mobilfunk sei inzwischen ein wesentlicher Standortfaktor für die meisten Gewerbebetriebe. Der Wirtschaftsförderer erklärt, dass die Netzbetreiber auf Grundlage ihrer eigenen Netzdaten, der Topographie, der Siedlungsdichte und der Nachfrage Standorte wählen, die möglichst wirtschaftlich erschlossen werden können und eine geringe Sendeleistung benötigen. Daher sei die Auswahl der potenziellen Standorte begrenzt, es könnten teilweise aber Optimierungen vorgenommen werden. Bigge meint: "Viele Beispiele zeigen, dass ein konstruktives Miteinander zwischen Netzbetreiber, Kommune, Bürgern und Gewerbetreibenden gute Kompromisslösungen erzeugen kann."