Pretzfelder wollen einen Supermarkt

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Einen Supermarkt zur Nahversorgung - hier ein Bild aus Haßloch (Rheinland-Pfalz) - diese Forderung kam bei der Bürgerversammlung in Pretzfeld auf. Foto: Uwe Anspach/dpa
Einen Supermarkt zur Nahversorgung - hier ein Bild aus Haßloch (Rheinland-Pfalz) - diese Forderung kam bei der Bürgerversammlung in Pretzfeld auf.  Foto: Uwe Anspach/dpa

Im großen Pretzfelder Rathaussaal verloren sich gerade mal 17 Zuhörer, darunter einige Kommunalpolitiker.

Bürgermeisterin Rose Stark (SPD/Öko) konnte zusammen mit ihrem Zweiten Bürgermeister Walther Metzner bei der Bürgerversammlung für den Pretzfeld, Altreuth und Kolmreuth gerade einmal 17 Zuhörer, darunter Altbürgermeister Walter Zeißler und ein paar wenige Marktgemeinderäte, im großen Rathaussaal begrüßen. Dies könnte vor allem als ein Zeichen der Zufriedenheit der Bürger mit der Politik in ihrer Gemeinde verstanden werden, noch dazu sich auch die Anfragen und Anliegen aus den Reihen der wenigen Zuhörer an diesem Abend doch sehr in Grenzen hielten.

Alltagsproblem im Visier

Das Hauptthema war dann auch eher ein Alltagsproblem, nämlich die seit Jahrzehnten mangelhaften Einkaufsmöglichkeiten in Pretzfeld, unter denen besonders die älteren Mitbürger zu leiden haben, wie aus dem Besucherreihen zu hören war. Dabei wurde vor allem Kritik an der Tatsache laut, dass man zwar schon vor einigen Jahren in Kirchehrenbach ein Einkaufszentrum mit einem Norma-Discounter, Metzger, Bäcker, einen Getränkemarkt und einen Schlecker-Drogeriemarkt errichtet hatte, der Metzger und der Schlecker-Markt aber schon wieder schließen mussten, man in Pretzfeld aber immer noch nur einen Metzger und einen Bäckerladen besitze. So müssten die Bürger ihre größeren Einkäufe immer mit dem Auto oder dem Fahrrad in anderen Orten verrichten, was aber gerade den älteren Menschen naturgemäß immer schwerer falle, wie an diesem Abend aus dem Publikum heraus zu vernehmen war. Das strenge die Senioren doch zu sehr an, den ansteigenden Radweg über Altreuth und Kolmreuth zu bewältigen und dann heimwärts auch noch volle Tüten und Taschen an den Lenkern verkehrssicher anzubringen.
Hier müsse endlich einmal ein eben verlaufener Weg her, so ein Bürger mit seinem Anliegen. Für den Wege-Ausbau aber konnte Bürgermeisterin Rose Stark angesichts der Tatsache, dass ja bereits im Wiesenttal ein Fuß- und Radweg mit Fördermittel angelegt wurde, keinerlei Aussichten für eine Bezuschussung seitens des Staates oder des Landkreises erkennen. Außerdem koste das schon jetzt in Pretzfeld existierende Radwegenetz sehr viel an Unterhalt, wie den Zuhörern mitgeteilt wurde.

Analysen im Visier

Es sei auch nicht zu verstehen, dass ein so guter Standort für ein Einkaufszentrum wie an der Egloffsteiner Straße, bisher noch immer nicht für ein solches Vorhaben berücksichtigt wurde, wie wiederum ein anderer Bürger vorbrachte, was aber einzig und allein bisher an den für die Investoren unbefriedigend ausgefallenen Bedarfs- und Markt-analysen gelegen habe; da wäre allenfalls die Fläche in der Nachbarschaft von Auto-Simon eine Alternative. Außerdem würden die interessierten Unternehmen jetzt die Gemeinden und die infrage kommenden Standorte bevorzugt an verkehrsreichen Straßen auswählen, und nicht mehr die Orte die Flächen, wie wiederum ein anderer zu bedanken gab.
Die Bürgermeisterin gab aber auch der besonderen "Sandwich-Lage" der Marktgemeinde Pretzfeld - zwischen Kirchehrenbach und Ebermannstadt - einen Großteil der Schuld an der supermarktlosen Situation, die von den Berufstätigen über Einkaufstouren mit den Autos gelöst würde. Für Altbürgermeister Zeißler müsse trotzdem eine Planung für den Fall her, dass für einen Radwegebau doch eines Tages plötzlich Mittel frei würden, dann könne man wenigstens kurzfristig die entsprechenden Pläne aus der Schublade ziehen, für einen neuen Weg, den man dann auch ohne weiteres für herrliche Wanderungen in die Pretzfelder Umgebung nutzen könnte. "Einen Wegebau ganz ohne Fördermittel", das aber konnte sich die Bürgermeisterin abschließend dann doch nicht so recht vorstellen.


Rose Stark: Regierung fordert Mensa

Bürgermeisterin Rose Stark beleuchtete dann den geplanten Ausbau des Umgriffs am Schloss entlang der Trubach, der nur mit Hilfe von staatlichen Zuschüssen und Straßenausbaubeiträgen der Bürger zu bewerkstelligen sei und für den sich auch gleich noch eine Vollsperrung für die Dauer von vier Monaten während der Bauphase ankündigte. Auch hierzu hatte der frühere Bürgermeister Walter Zeißler so seine Vorstellungen über den Verlauf der Ausbaumaßnahme, für die er einen Beibehalt der Straßenengstelle am Schloss wegen der Verkehrssicherheit forderte, aber auch einen Umzug des Bauhofes in den Ortsteil Altreuth zugunsten einer sinnvollen Neugestaltung des Bahnhofsplatzes favorisierte.
Ein weiteres Thema war die künftige Wärmeversorgung von Schule, Turnhalle und Kindertagesstätte über eine Hackschnitzelheizung, wobei dem Vorhaben die derzeit niedrigen Ölpreise noch im Wege stehen. Auch könne man die neue Küche in der Halle erst einmal nicht zum Kochen verwenden, weil man ansonsten gemäß der Brandschutzauflagen einen weiteren Rettungsweg benötigen würde, wie Bürgermeisterin Rose Stark zur Kenntnis gab. Auch könne man wegen der Legionellengefahr keine Duschen benutzen, wenn im Sommer die Heizung außer Betrieb sei, lediglich ein Warmwasserbetrieb über Durchlauferhitzer sei in dieser Zeit denkbar.

Zweifeln eine Abfuhr erteilt

Auch kündigte die Marktchefin an, dass man die bisherigen Tennisplätze und den Hartplatz wohl für den Neubau der Mensa oder einer Kleinkinderkrippe benötigen werde und erteilte gleich noch einem Gast für dessen Zweifel an der Notwendigkeit einer Mensa eine klare Abfuhr. "Diese Einrichtung werde von der Regierung beim Neubau einer Kinderbetreuungseinrichtung heutzutage gefordert, ansonsten würde dafür keine Genehmigung mehr erteilt".
Zuvor bereits hatte Stark in ihrem Rückblick auf das abgelaufene Jahr 2014 den Einwohnerstand der Marktgemeinde Pretzfeld mit ihren 15 Ortsteilen mit 2436 Frauen und Männer beziffert, die hier ihren Hauptwohnsitz angemeldet haben. Die Pro-Kopf-Verschuldung betrage 96,99 Euro, was einer Gesamtverschuldung zum 31. Dezember 2014 von 236 270,84 Euro entsprochen habe. An geplanten Investitionen stünden 2015 u. a. die Fertigstellung des Feuerwehrhausumbaus, ein Notwasserverbund mit Lützelsdorf und Wannbach, die Sanierung oder der Neubau eines Trinkwasserbrunnens im Bereich Altreuth/Kolmreuth und nicht zuletzt der Neubau des Bauhofes und der Breitbandausbau an. fr