Peter Dorscht zwischen Kanzlei und Kandidatur

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Gestresst zwischen Kanzlei und Kandidatur. Peter Dorscht will für die Freien Wähler in den Bundestag. Foto: Andreas Oswald
Gestresst zwischen Kanzlei und Kandidatur. Peter Dorscht will für die Freien Wähler in den Bundestag. Foto: Andreas Oswald

Peter Dorscht setzt für die Freien Wähler zum Sprung in den Bundestag an. Es kann zur Bauchlandung werden. Doch er ist Optimist.

Er wirkt angespannt. Vormittags eine Telefonkonferenz als Syndikus eines Aktienunternehmens, dazwischen als Lokalpolitiker mit bundespolitischen Ambitionen ein Pressegespräch, anschließend als Rechtsanwalt ein Mandantentermin in Bamberg und abends als Bundestagskandidat eine öffentliche Wahlversammlung der Freien Wähler in Muggendorf. Peter Dorscht macht aus seinem Stress keinen Hehl: "Das mit der Bundestagskandidatur hat mir den Rest gegeben."

Dennoch: Der 52-Jährige ist in den Ring gestiegen, um etwas zu bewegen. "Und wenn man etwas bewegen will, dann klappt das auch", erzählt er in seinem kleinen Büro im Souterrain eines Einfamilienhauses in Muggendorf, während er immer wieder von Anrufen unterbrochen wird. Ein "Aha-Erlebnis" hat ihn zu dieser Erkenntnis gebracht: Und zwar der erfolgreiche Kampf um die Ehrenamtlichkeit des Bürgermeisters in seiner Gemeinde, den die CSU als hauptamtlichen Posten habe durchsetzen wollen.

Dorscht erzählt nicht ohne Stolz, wie er mit zwei ortsbekannten Grünen an der Seite einen Bürgerentscheid durchgesetzt habe, durch den schließlich der Gemeinderatsbeschluss gekippt worden sei und man die Bürgermeisterstelle wieder ehrenamtlich habe besetzen können. Bürgermeister Helmut Taut kann dadurch seine Tätigkeit als Berufsschullehrer fortführten und Peter Dorscht ist um eine Erfahrung reicher geworden: "Es ist mühsam, es ist Kärrnerarbeit, was man da leisten muss - aber es lohnt sich".

Ein bürgerlicher Freigeist
In welche politische Richtung stuft sich Peter Dorscht ein - ist er, wie es so vielen Freien Wählern nachgesagt wird, ein Konservativer? Nein, damit hat er nichts am Hut.Obwohl er gerade ein Buch liest, das diesen zuweilen diffamierten Begriff rehabilitieren will, hält er nichts vom Konservativen.

"Das ist für mich eindeutig negativ belegt", erklärt Dorscht. Immer wenn man versucht habe, alte Werte zu erhalten, habe dies in den Untergang geführt. Er bezeichnet sich als "bürgerlich". Und er betont: "Ich bin vehementer Verfechter individueller Rechte". So bekennt sich Dorscht unverblümt zu Dingen wie der Ehe gleichgeschlechtlicher Paare und deren uneingeschränktes Adoptionsrecht.

Bevor er selbst politisch aktiv geworden sei, habe er die Kommunalpolitik verfolgt und gemerkt: "Mir gefällt da vieles nicht - die entscheiden ja Sachen, die dein persönliches Leben ganz erheblich berühren." Mitte der 90er-Jahre sei er über den Kontakt mit Paul Pöhlmann zu den Freien Wählern gekommen, erzählt Dorscht. Er beeilt sich zu betonen, dass die Sympathie zu den Freien Wählern nicht aus einer Aversion gegenüber der CSU entstanden sei.

"Wir Freien Wähler definieren uns nicht aus einer Opposition zur CSU", erklärt Dorscht. "Unser Ansatz ist der, uns anzuschauen welche Aufgaben im Gemeinderat anstehen und nach einer sachorientierten Lösung zu suchen." Und zwar außerhalb parteipolitischer Zwänge, ergänzt Dorscht, der 2002 in den Gemeinderat gewählt wurde.

Egal wie lang der Weg zum Ziel ist
Jetzt die Bundestagswahl - ist diese Liga für einen Freien Wähler nicht zu hoch? Die Diskussion, ob man sich über den Landtag hinaus betätigen solle, werde schon lange geführt, sagt Dorscht. "Ich habe mich dafür eingesetzt, dass wir diesen Weg gehen." Der Grund: Im Gemeinderat werde man immer wieder mit Gesetzen von oben konfrontiert, die an der Basis schwer umsetzbar seien.

"Wir sollen den Leuten beispielsweise Beitragsbescheide erklären, die Gesetze dazu machen die anderen - da wollen wir in Zukunft auch mitreden können", erklärt Dorscht.

"Wir habe in den vergangenen fünf Jahren im Landtag gute Arbeit geleistet - wir können das auch auf Bundesebene", zeigt er sich überzeugt. Die Freien Wähler hätten den Draht zu den Menschen und seien keine abgehobenen Berufspolitiker. "Deswegen war ich dafür, dass wir uns bei der Bundestagswahl engagieren." Ob man nun beim ersten Mal in Parlament komme oder nicht, das sei ihm egal, betont der Kandidat der Freien Wähler - "um in den Landtag zu kommen, haben wir auch drei Anläufe gebraucht." Eine gehörige Portion Zweckoptimismus ist da schon herauszuhören bei Peter Dorscht.

Skeptische Töne von der Basis
Schaut man der Basis "auf's Maul" ist auch von gestandenen Freien

Wählern Skepsis zu hören: "Wir sollten uns lieber darauf konzentrieren, im Landtag Fuß zu fassen", meinte kürzlich einer, der für die Freien Wähler fleißig Plakate geklebt hatte. Doch Peter Dorscht will nicht weiter auf diese Diskussion eingehen. "Wir haben uns dafür entschieden", meint er. Und: "Punkt."

Auch nicht gerade begeistert reagiert er, wenn man ihn auf die mageren sieben Prozent anspricht, die für die Freien Wähler in der Landtagswahl prognostiziert wurden. "Der Wähler entscheidet", sagt Dorscht. Umfragewerte seien schon öfter anders ausgefallen als die tatsächlichen Wahlergebnisse.

Dass die schlechten Prognosen vielleicht damit zu tun haben könnten, dass Hubert Aiwanger potenzielle Wähler im Unklaren ließ, wer als möglicher Koalitionspartner in Frage kommt, diese Vermutung teilt Dorscht nicht.


Auch er vertritt die Position: "Wir treffen keine Koalitionsaussage." Noch nicht. Es komme auf das Wahlergebnis an. "Sollten wir für die eine oder andere Seite interessant sein - erst dann stellt sich diese Frage." Wenn es so wäre, "dass wir dem einen oder anderen zur Macht verhelfen könnten, dann werden wir prüfen, welche unserer Positionen wir durchsetzen können."

Dorscht könnte sich für die Freien Wähler nach den Landtagswahlen aber auch ein politisches Weiterleben in der Opposition vorstellen, das wäre nicht so schlimm. Man müsse nur vermeiden, dass man in einer "mit-wem-auch-immer-Koalition" nach fünf Jahren so verbraucht sei wie die FDP.

Und wie beurteilt er die Chancen bei den Bundestagswahlen? "Unabhängig wie es jetzt ausgeht", meint Dorscht, "werden wir in zwei oder drei Wahlperioden einmal im Bundestag sitzen". Dann wisse vielleicht keiner mehr, wer der Dorscht sei - aber darauf komme es nicht an. "Letztlich zählt, dass wir uns auf den Weg gemacht haben."