Der Forchheimer OB will mehr Verbindlichkeit in der Stadtgesellschaft. Doch Joachim Hornegger, der Gastredner beim Neujahrsempfang, zeigte am Beispiel der Universitätsgeschichte, wie lang der Weg zum Dialog sein kann.
Forchheim 240 geladenen Gäste in der Kaiserpfalz mussten gespannt sein. Würde der SPD-Oberbürgermeister bei seinem zweiten Neujahrsempfang ähnlich provokant auftreten wie im Vorjahr? Uwe Kirschstein schlug aber gleich einen anderen Ton an: "Wir wollen gemeinsam nur nach vorne auf das Jahr 2019 schauen. Deshalb will ich inhaltlich auch nicht an meine Rede vom letzten Jahr anknüpfen."
Gleichzeitig begnügte sich sein "politischer Ausblick" weitgehend mit Andeutungen. Etwa sagte er zum Streit ums Altstadtfest: Das Jahr sei "durchaus turbulent gestartet - Forchheim diskutiert um einen Namen". Mit Bezug auf die europäische Brexit-Diskussion warnte Kirschstein vor "Unversöhnlichkeit". "Zwischen beiden Lagern gibt es nur wenig bis keinen Austausch."
Beherrscht war die Ansprache des Oberbürgermeisters vom "Wunsch nach Gemeinsamkeit und Einigung", der bedauerlicherweise nicht mehr im Vordergrund stehe. "Für Forchheim wünsche ich mir, dass wir einen gemeinsamen Namen finden. Einen Namen, der uns verbindet und wieder eint."
Klassentreffen als Vorbild
Wie diese Namensfindung funktionieren könnte? Wie beim Klassentreffen, meinte Kirschstein: "Eines passiert bei jedem Klassentreffen - der Blick zurück: Weißt du noch...?" Der OB rief er die Gäste in der Kaiserpfalz auf, sich im kommenden Jahr an diesem Sinnbild zu orientieren: "Denken Sie immer an den Beginn des Klassentreffens: Reden Sie mit allen Menschen. Auch mit denen, die eine andere Meinung haben. So gelingt unser Zusammenleben. Davon lebt unsere Stadtgesellschaft."
Wie mühsam der Weg zum Miteinander aber sein kann, verdeutlichte dann Professor Joachim Hornegger, der Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg "Abseits des Elfenbeinturms - Universität und öffentliche Kulturarbeit", so hatte der Hauptredner des Neujahrsempfangs seinen Vortrag überschrieben.
Hornegger erinnerte daran, dass die Universität Erlangen nach ihrer Gründung im Jahr 1743 rund 200 Jahre lang an vielem Interesse hatte, nur nicht am Austausch mit der Öffentlichkeit. Im Gegenteil: Die Universität war eine in sich geschlossene Gesellschaft mit eigener Kleiderordnung und sogar eigener Gerichtsbarkeit. "Da passte noch die Bezeichnung Elfenbeinturm", betonte Hornegger.
Radikal geändert habe sich das erst nach dem Zweiten Weltkrieg - auch unter dem Druck der Besatzungsmacht. Da begann die Universität "Verantwortung für das humane Zusammenleben" zu übernehmen.