Die Forchheimer Keller benötigen neue, absturzsichere Brüstungen. Nun kann ein 1-zu-1-Modell im Kellerwald besichtigt werden. Doch der Entwurf stößt auf geteilte Meinungen - die Entscheidung wurde vertagt.
Noch ist der Kellerwald stillgelegt und die Bierbänke müssen leer bleiben. Doch eine Attraktion zieht seit dieser Woche neugierige Blicke an: Gegenüber dem Hofmanns-Keller wurde ein Modell der neuen Geländer-Variante aufgestellt. Nun kann erstmals die filigrane, speziell für den Kellerwald entworfene Stahlkonstruktion im originalen Maßstab begutachtet werden. Das Geländer besteht aus dünnen, teils schräg verlaufenden Stäben.
Zum Hintergrund: Die bestehenden, unterschiedlichen Holzbalustraden an den Kellern sind gemäß der bayerischen Bauordnung nicht sicher genug, erläutert Bauamtsleiter René Franz. Beispielsweise könnten Kinder über oder durch die Holzabsperrungen klettern und herunterstürzen. Aus Sicherheitsgründen strebt die Stadt deshalb an, die Geländer auszutauschen (wir berichteten). Seit dem vergangenen Annafest wurden provisorische Absicherungen installiert. Die neue Variante ist mit 1,10 Meter ausreichend hoch und erfüllt die Vorschriften für den Kellerbetrieb und das Annafest, betont Franz.
Im November beschlossen die Mitglieder des Planungsausschusses das 1-zu-1-Modell zur Veranschaulichung errichten zu lassen, bevor die endgültige Entscheidung im Stadtrat beschlossen werden soll. Der Erlanger Bauingenieur Markus Gräßel und sein Team haben das Geländer entworfen. Die Stahlkonstruktion sei einzigartig und prädestiniert für den Kellerwald. Denn das Geländer sei sicher, langlebig und individuell an jeden Keller anpassbar. Außerdem versperre das filigrane Design nicht die Sicht, erläutert Gräßel. Sein Büro gestaltete auch den Geländer-Umbau auf dem Erlanger Bergkirchweih-Gelände.
Im Forchheimer Kellerwald müssten 1135 Meter Geländer erneuert werden - überall dort, wo Absturzgefahr besteht. Ein Meter des feuerverzinkten und polyesterbeschichteten Stahlgeländers kostet 430 Euro. Inklusive Bodenverankerung kostet der laufende Meter rund 1000 Euro. Die tatsächlichen Kosten hingen allerdings stark vom Untergrund und dem Aufbau des jeweiligen Bierkeller ab. "Im Kellerwald gleicht kein Meter dem anderen", betont Stadtbauamtleiter Franz.
Gelungen oder unpassend?
Am Dienstag sollten die Stadträtinnen und -räte des Planungs- und Umweltausschusses darüber entscheiden, ob die neue Geländer-Variante im Kellerwald eingebaut werden soll. Nach der Besichtigung gegenüber dem Hofmanns-Keller war die Meinung über die neue Stahlkonstruktion gespalten.
FW-Stadtrat Hümmer meint: "Es ist auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig." Aber er befürwortet das Geländer, weil es langlebig, nachhaltig und sicher sei. "Ich finde es sieht hervorragend aus. Die filigrane Arbeit ist gut gelungen", urteilt FDP-Rat Tino Reichardt. Auch Reiner Büttner (SPD) lobt den Entwurf als ein "Alleinstellungsmerkmal für den Kellerwald". Und sein SPD-Kollege Atila Karabag betont, dass es vor allem um die Sicherheit auf den Kellern gehe.
Das Geländer überzeugt nicht alle Mitglieder. Tenor der Kritiker wie CSU-Stadtrat Holger Lehnard und Philipp Blümlein (JB): Die Stahlkonstruktion würde nicht in den Kellerwald passen, eine Alternative mit Holz müsse geprüft werden. Der neue CSU-Fraktionsvorsitzende Josua Flierl sagt: "Hier geht es um das Herz Forchheims. Wir haben uns noch zu wenige Gedanken gemacht, welche Alternativen es gibt." Eine Holz-Variante wünschen sich auch Edith Fießer und Johannes Mohr (beide FGL).