Der rasante Anstieg von Geburten bringt Hoffnung in den Landkreis Forchheim. Dem stehen jedoch andere, Besorgnis erregende Zahlen gegenüber.
Entgegen aller Prognosen hat sich im Landkreis ein erfreulicher "Druck von unten" entwickelt, wie Jugendhilfeplaner Martin Hempfling feststellt: Die Bevölkerung ist seit 2010 wieder gewachsen - auf über 115 000 Einwohner. Ausschlaggebend sei die "kontinuierlich steigende Kinderzahl": Zwischen 2005 und 2015 gab es im Landkreis Forchheim 3,5 Prozent mehr Geburten als die zehn Jahre zuvor. Der "sprunghafte Anstieg von Geburten" seit 2011 sei auch im laufenden Jahr der Trend, sagte Hempfling. Im Jahr 2012 kamen im Landkreis über 1000 Kinder zur Welt, so viele wie seit 14 Jahren nicht mehr.
Zu erklären sei dies damit, dass in der Bevölkerung die potenzielle Elternzahl zugenommen habe, wobei die Zuwanderer (plus 3338 in den letzten zehn Jahren) einen entscheidenden Beitrag leisten. Denn der sogenannte Wert "Kinder pro Frau" zeigt: Deutsche Frauen im Landkreis bringen im Schnitt 1,43 Kinder zur Welt. Bei den ausländischen Frauen sind es 1,83 Kinder.
Die Entwicklung im Landkreis sei analog zum bundesweiten Trend, stellte Kreisrat Manfred Hümmer (FW) fest. Weil trotz steigender Geburtenzahlen "immer mehr Junge immer mehr Älteren gegenüberstehen", müsse der Landkreis vor allem auf dem Bildungssektor reagieren. Denn obwohl sich Forchheim Bildungsregion nenne, zeige der "Wanderungssaldo Bildung" einen Schwund bei den Jungen. 1712 Menschen zwischen 18 und 30 haben den Landkreis in den letzten zehn Jahren verlassen. "Wir brauchen wir dringend eine Fachhochschule oder einen universitären Zweig", forderte Hümmer. Die große Herausforderung sah er darin, die Lasten einer überalterten Gesellschaft gerecht auf alle Kommunen zu verteilen.
Bis 2024 prognostiziert das Landesamt für Statistik nämlich einen Anstieg der 60- bis 75-Jährigen um fast 36 Prozent. In einzelnen Gemeinden könnte die Bevölkerungsgruppe der über 65-Jährigen um über 60 Prozent zunehmen.
Insgesamt verändert sich jener Quotient erheblich, der die "Anzahl der Personen im nichterwerbstätigen Alter je 100 Personen im erwerbstätigen Alter" beziffert. Er lag vor zwei Jahren noch bei 56,7. Im Jahr 2024 wird er bei 63,7 liegen. Mit "entsprechenden Auswirkungen auf die Sozialkassen", wie Jugendhilfeplaner Hempfling andeutete.
Antworten auf die Prognosen
Die Kreisräte folgerten sehr Unterschiedliches aus den Prognosen: Manfred Hümmer (FW) warnte vor einer Aufspaltung in Verlierer- und Gewinner-Gemeinden. Edwin Dippacher (CSU) betonte die hohe Bedeutung der Prognose für die Arbeit in den Fachabteilungen. Landrat Hermann Ulm (CSU) versicherte: Ein Planungsstab im Landratsamt habe dieses "politisch wichtige Thema" permanent im Auge. Matthias Striebich (Grüne) warnte, der östliche Landkreis könnte zu den besagten Verlierern gehören; dem könne beispielsweise durch einen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs "sinnvoll entgegengewirkt werden". Zudem müsse angesichts einer nur noch schwach wachsenden Bevölkerung (plus 1,76 Prozent bis 2024) auf einen schonenden Flächenverbrauch geachtet werden. Und Michael Hofmann (CSU) analysierte den Aspekt des Ungleichgewichts alter und junger Menschen im Hinblick auf die Baupolitik: Schon wegen der Barriere-Freiheit müsse viel mehr und großzügiger gebaut werden. Die Gemeinden könnten zudem von der wachsende Zahl der 30- bis 50 Jährigen nur profitieren, "wenn sie Bauland ausweisen".
Franz Stumpf (CSU) erinnerte daran, dass sich die Prognosen des Jahres 1995 nicht erfüllt hätten, damals sei eine abnehmende Bevölkerung bis 2030 vorhergesagt worden. "Wir haben alles dafür getan, dass die Prognose von 1995 nicht eintrat. Eine Prognose baut immer darauf auf, was war." Damit warnte Stumpf davor, sich nicht von den Zahlen bannen zu lassen und vielmehr die Gestaltungsmöglichkeit der Politik zu betonen.