Monika Vieth aus Hallerndorf, die Gründerin der Außenstelle Forchheim des Weißen Ringes, erhält für ihr Engagement die höchste Auszeichnung des Landes, das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Helfen ist ihre Passion. Unter Beweis gestellt hat Monika Vieth diese Grundeinstellung durch ihre fast 20-jährige Arbeit beim Weißen Ring, der Organisation, die Kriminalitätsopfer und deren Angehörige unterstützt. Dafür wird die Samariterin aus Hallerndorf am Mittwoch, 17. Dezember, in Erlangen vom Bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.
"Vom Weißen Ring habe ich zum ersten Mal erfahren, als ich noch Leiterin der Fachbereichsverwaltung Theologie der Universität Erlangen-Nürnberg war", erinnert sich Monika Vi eth. Da hat ihr eine Mitarbeiterin von der Arbeit beim Weißen Ring, dem menschlichen Beistand und der persönlichen Betreuung und Begleitung der Opfer zu Terminen bei Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht erzählt. "Das ist eine tolle Sache, habe ich mir gedacht, mir Broschüren organisiert und mich näher informiert.
Und weil ich mich über mein Engagement bei der Frauen-Union hinaus ehrenamtlich einbringen wollte, habe ich 1995 damit begonnen, die Außenstelle Forchheim des Weißen Ringes aufzubauen", erinnert sich die Jubilarin.
Ins Bewusstsein gerückt Monika Vieth ist es zu verdanken, dass der Weiße Ring mittlerweile eine bekannte Größe ist. Nicht nur, weil Vieth jedes Jahr zum Tag der Kriminalitätsopfer Referenten eingeladen und Aufklärungsarbeit betrieben hat, sondern weil sie das ganze Jahr über Zeichen der Solidarität mit Kriminalitätsopfern setzt. Beispielsweise mit dem Nikolaus-Budo-Lehrgang, bei dem unterschiedliche Kampfsportarten vorgestellt und Spenden für Opfer von Gewalt gesammelt werden. Sportliches Ziel ist es, sich selbst verteidigen zu können und nicht Zielscheibe eine gewalttätigen Übergriffes zu werden.
Monika Vieth will vor allem Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt oder von sexuellen Übergriffen ihres Partners geworden sind, dabei helfen, ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu bringen. Das sind pro Jahr zwischen 30 und 40 Fälle und damit weniger als in den Nachbarlandkreisen Bamberg und Erlangen-Höchstadt. Aber jeder Fall ist einer zu viel, findet die 74-Jährige, die feststellt, dass die Delikte über Jahrzehnte hinweg die gleichen geblieben sind.
Opfer sind leidensfähig Und es dauert, bis sich eine Frau dazu entschließt, ihren gewalttätigen Mann zu verlassen. Die Leidensfähigkeit der Frauen ist enorm. Vielfach nähmen sie den Täter auch noch in Schutz, verweisen darauf, dass er doch auch sehr viele positive Eigenschaften habe. Hinzu komme eine nahezu grenzenlose Fürsorge.
"Wo soll er denn hin, wenn er jetzt die Wohnung verlassen muss", fragte jüngst eine Frau, die von ihrem Mann eine Tracht Prügel bezogen hatte, als er betrunken war, die Vertreterin des Weißen Ringes.
In ihrer jahrelangen ehrenamtlichen Tätigkeit in der Opferhilfe hat Monika Vieth auch beobachtet, dass sich Frauen, deren Väter zu häuslicher Gewalt neigten, merkwürdigerweise einen Partner mit gleichen Eigenschaften suchten. Offenbar ist das ein Typ Mann, den sie zu kennen glauben. Und im Überschwang der Gefühle seien diese Frauen überzeugt, dass sie diesen Mann auf den rechten Weg führen könnten. Oft ein verhängnisvoller Irrtum.
Opfer müssen aktiv werden "Wer die Hemmung zuzuschlagen verloren hat, wird das immer wieder tun", ist Monika Vieth überzeugt.
Frauen die sich ins Frauenhaus geflüchtet, dann aber ihrem Partner verziehen hatten, seien der Beweis. "Ich helfe diesen Frauen gerne", bekennt die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes. Allerdings müssen die Frauen zu ihr kommen. Wenden sich Freunde oder Verwandte an die Vertreterin des Weißen Ringes, erhalten alle die gleiche Antwort: "Das Opfer muss den Mut aufbringen und sich selbst an die Beratungsstelle der Hilfsorganisation wenden."
Gewalt gibt es in allen sozialen Schichten. Immer noch wird jede dritte oder vierte Frau im Laufe ihres Lebens einmal zum Gewalt-Opfer.
"Was mich am meisten in die Knie zwingt, ist der Missbrauch von Kindern", gesteht Monika Vieth, die derzeit so einen Fall betreut.
Ein junger Mann wurde über Jahre hinweg von seinem Cousin sexuell missbraucht, ohne dass Eltern oder Verwandte etwas mitbekommen hatten.
Auffallend: Frauen, die sexuell missbraucht wurden, seien zunehmend nicht mehr bereit, dies anzuzeigen. "Ich nenne das den Kachelmann-Effekt", so Vi eth. Sie ergänzt: "In zwei Fällen habe ich diese Tortur begleitet und ich kann das verstehen. Frauen sind oft Meister im Verdrängen, für viele der leichtere Weg."
In den vergangenen 20 Jahren hat Monika Vieth in 500 bis 600 Fällen geholfen. Und sie will das weiter tun. Deshalb hat sie das "Netzwerk Opferhilfe" in Forchheim gegründet, eine Einrichtung, die Vertreter des Jugendamtes, der Familienhilfe, der Polizei und der Regierung von Oberfranken mit den Helfern des Weißen Ringes zusammenbringt, um effektiv helfen zu können.
Gewalt ist keine Krankheit Monika Vieth wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass Gewalt keine Krankheit ist. Das sei nichts anderes als inakzeptables Verhalten. Ebenso wie das Cyber-Mobbing, das in den letzten Jahren stark zugenommen habe. Auch Stalking sei im Laufe ihrer Arbeit zunehmend zum Problem geworden.
Am meisten mitgenommen haben sie zwei Fälle: Zum einen die Vergewaltigung eines Mädchens durch ihren Bruder, wobei das Opfer es nicht ertragen konnte, gemeinsam mit dem Täter am Familientisch zu sitzen, nachdem er seine Strafe verbüßt hatte. Zum anderen jenes Mädchen aus der Fränkischen Schweiz, das mit ansehen musste, wie der Lebensgefährte ihrer Mutter seine Partnerin getötet hat.
So ist das nun mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigte Engagement von Monika Vieth im Weißen Ring nichts anderes als praktizierte Mitmenschlichkeit. Die Arbeit von Monika Vi eth und ihrer Mitstreiter hilft dabei, Leid zu lindern.