Mobilität für Senioren ins Hinterland bringen

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Das Terminbuch des Baiersdorfer Fahrdiensts ist voll: Gundula Rieger, Gisela Lawaczeck, Hartmut Nunier und Ingrid Hilfenhaus schauen sich die Einträge gemeinsam an. Foto: Carmen Schwind
Das Terminbuch des Baiersdorfer Fahrdiensts ist voll: Gundula Rieger, Gisela Lawaczeck, Hartmut Nunier und Ingrid Hilfenhaus schauen sich die Einträge gemeinsam an. Foto: Carmen Schwind

Die Seniorenbeauftragten aus Muggendorf möchten einen Fahrdienst installieren. In Baiersdorf funktioniert das.

Ingrid Hilfenhaus und Gundula Rieger sind die Seniorenbeauftragten in Wiesen ttal. "Bei einem Treffen der Seniorenbeauftragten im Landkreis kam das Thema Mobilität zur Sprache", erzählte Ingrid Hilfenhaus.

Seitdem lässt sie das Thema nicht mehr los, denn es ist derzeit sehr schwer, das "Hinterland" mit dem öffentlichem Nahverkehr zu erreichen. Sie beobachtet, dass die einen Senioren auch im hohen Alter noch Auto fahren und andere daheim darauf warten, dass Familienangehörige Zeit haben, sie irgendwohin zu bringen.

"Die Bevölkerung wird immer älter und es wohnen immer weniger Kinder vor Ort", meint die Seniorenbeauftragte und erzählt, dass sie sich selbst ebenfalls Gedanken macht. "Wir werden auch älter. Wir haben wohl vier Kinder, wohnen aber allein in einem riesigen Haus. Ich bin auch unsicher, wie ich später mal von hier wegkomme", sagt Ingrid Hilfenhaus. Doch sie sieht nicht nur ein Problem für Senioren, denn nicht nur die sind durch den Öffentlichen Nahverkehr schlecht angebunden.


Mehrere Zielgruppen

"Das betrifft auch die hier lebenden Flüchtlinge, die schlecht zur Ausbildungsstelle in den Nachbarort kommen. Oder Kinder, die darauf angewiesen sind, dass ihre Eltern sie fahren", zählte die Seniorenbeauftragte auf. Die Lebensqualität der Menschen werde dadurch eingeschränkt und die Umwelt stark belastet.

"Lösungen habe ich auch keine, aber vielleicht kann man das Thema gemeinsam angehen", meinte Ingrid Hilfenhaus und lud diverse Vertreter verschiedener Institutionen im Rahmen der Initiative "Gemeinsam statt einsam in Wiesenttal" zu einem Treffen nach Muggendorf ein. Außerdem hatte sie Gisela Lawaczeck und Hartmut Nunier aus Baiersdorf eingeladen. Die beiden sind Mitglieder des Seniorenbeirats Baiersdorf und Gründer des ehrenamtlichen Fahrdienstes für Baiersdorfer Senioren.

2004 starteten die beiden mit einem "Einkaufsfahrdienst". Zweimal in der Woche werden seitdem Senioren mit einem VW-Bus an festgelegten Haltestellen abgeholt und bei der Rückfahrt mit den Einkaufstaschen direkt nach Hause gebracht.

"Und wie lange dauerte das, bis der Dienst angenommen wurde", fragte Gundula Rieger nach, denn auch sie hatte versucht, ein solches Projekt in Wiesenttal ins Leben zu rufen, doch hier nutzte niemand diesen Dienst. "Ein paar Monate. Doch jetzt wird es sehr gut genutzt", antwortete Gisela Lawaczeck und erzählte weiter, dass mittlerweile zusätzlich ein täglicher, individueller Fahrdienst eingeführt wurde, um den Senioren zu ermöglichen, dass sie möglichst lange selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu Hause leben können.


Am Anfang standen Bedenken

Die Baiersdorfer Seniorenbeiräte trugen damals das Konzept bei der Stadt vor. Dort hatten die Stadträte Sorge, dass es nicht finanzierbar sei. "Das Geld ist dabei nicht das Problem. Wichtiger ist, dass man jemanden hat, der alles organisiert. Das ist bei uns Frau Lawazceck", erklärte Hartmut Nunier.

Und man brauche viele Ehrenamtliche, die unterstützen. Die Stadt Baiersdorf stimmte zu und stellt seitdem einen Caddy zur Verfügung. Der Seniorenbeirat hat für das Projekt zwei Kostenstellen bei der Stadt: eine für Ausgaben wie Leasingrate oder Versicherungen und eine für Spendeneinnahmen.

"Das Projekt trägt sich. Wir haben jährlich etwa 8000 Euro Kosten und ebenso viele Spenden", berichtet Nunier. Der Fahrtdienst ist für Senioren kostenlos, deshalb braucht man keine spezielle Fahrerlaubnis.

Im Auto gibt es eine Spendenbox, in die die Senioren etwas geben können oder nicht. Durchschnittlich werden fünf Euro gegeben. Die mittlerweile über 30 ehrenamtlichen Fahrer führen jährlich rund 2000 Fahrten durch. Pro Tag werden etwa acht Personen individuell transportiert und rund 230 Baiersdorfer nutzen den Seniorenfahrdienst. Ärzte, Therapeuten und Apotheken unterstützen das Projekt, denn etwa 90 Prozent der Fahrten werden von den Senioren für Arzttermine wahrgenommen.


Penibel organisiert

Senioren rufen bei Gisela Lawaczeck an und geben Termin und Ziel durch. Sie plant die Fahrten und gibt dem Fahrer die Informationen detailliert per E- Mail weiter.

Die Vertreter der Institutionen im Wiesenttal sehen allerdings Probleme darin, so viele Ehrenamtliche wie im Regnitztal zu finden, die in der Fränkischen Schweiz ein solches Projekt unterstützen würden. Doch man will sich beraten, ob es nicht doch auch im Wiesenttal eine ähnliche Lösung für Senioren geben könnte.