Gernot Reichel von der Kläranlage Forchheim wird derzeit im Netz immer bekannter. Als "Klärwärdder vo Forchheim" zeigt er in fränkischer Mundart auf, was auf keinen Fall in den Abfluss gehört.
Ein Forchheimer Klärwärter erobert derzeit mit ungewöhnlichen Inhalten die Social-Media-Plattform Instagram. In dem sozialen Netzwerk, wo Ästhetik und Selbstdarstellung einen großen Teil des Contents prägen, wird Gernot Reichel als "Klärwärdder vo Forchheim" zum Influencer der anderen Art.
Darf ich Taschentücher ins Klo werfen? Was ist so schlimm an Haushaltsfett in den Abwasserrohren? Diese Fragen beantwortet er in fränkisch-entspannter Sprache mit kurzen Videos. Applaus und Herzen finden sich unter den Kommentaren. Der Kläranlagen-Experte hat bereits über 1000 Follower.
"Feuchddücher sin a Mist": Forchheimer Klärwärter klärt auf Instagram auf
Reichel sorgt als Mitarbeiter der Forchheimer Stadtwerke in der Kläranlage Forchheim für die Abwasserreinigung. Dabei sieht er so einiges, was hier gar nicht hingehört. Manchmal wundere er sich, "wos die Leud alles nein Abbord werfen", ist in seinem zweiten Post von Anfang 2023 zu lesen. In drei Experimenten zeigt er seiner Community später, wie sich Toilettenpapier, Taschentücher und Haushaltstücher im Wasserstrudel verhalten.
So lösen sich die Fasern des Toilettenpapiers im Wasser "hervorragend auf. So muss des sei", sagt er im Video. Das Tempotaschentuch zeigt sich nach einer halben Stunde noch "recht stabil". Nach zwei Stunden hat es sich zwar "schon ganz gut aufgelöst", doch mit Wasser im Ausguss nachgespült kommt er zu folgender Erkenntnis: "Da löst sich nichts mehr und ich hab einen richtig schönen Stopfer."
Bei Haushaltstüchern ist die Botschaft ebenfalls klar: "Zewa ist sehr formstabil, deswegen gehört es ja auch nicht ins Klo. So einen Lappen schmeißt man nicht in die Schüssel." Zu einem Blick in die Anlage, in der sich zahlreiche Feuchttücher festgesetzt haben, schreibt er: "Feuchddücher sin a Mist und ghörn ned nein Abbord, gell!" Auch Haushaltsfett im Abfluss erweist sich als Sünde. Bilder zeigen eindrücklich dicke Fettschichten, die in den Pumpstationen hängen bleiben.
Instagram-Kanal zunächst nur für Familie und Freunde - Klärwärter kündigt weitere Videos an
"Das stinkt bestialisch", kommentiert er den Anblick. Es müsse abgekratzt und abgesaugt werden. Die Entsorgung könne auch in Privathaushalten schon zu Problemen führen: "Ihr versaut euch eure Rohre, wenn ihr das Fett einfach in die Spüle kippt. Dann muss eine Firma kommen. Das frisst Geld, Zeit und ihr habt den Schaden." Ist der Abfluss verstopft, macht ihn dieser Klempner-Trick mit einem einfachen Hausmittel wieder frei. Die Forchheimer Stadtwerke unterstützen das Infotainment ihres Mitarbeiters und verweisen online auf seinen Account. Auch der Bayerische Rundfunk ist bereits auf Reichel aufmerksam geworden und hat ihn für eine Reportage besucht.
Demnach sei der Kanal zunächst nur für Familie und Freunde entstanden. Doch der Mittvierziger ist motiviert, sich weitere Inhalte aus seinem Arbeitsalltag für die Netzgemeinschaft auszudenken. "Ihr wollt was Neues sehen", sagt er am 19. Januar 2024 in die Kamera und präsentiert stolz das gereinigte Wasser, "wenn mir damit färddig sind".