Als einer von 100 Abgeordneten der CSU hat Michael Hofmann am Dienstag Horst Seehofer zum Ministerpräsidenten gewählt. Und eine Bemerkung des Landesvaters hat sich der Abgeordnete aus Neuses besonders eingeprägt.
Mit verschränkten Armen steht Horst Seehofer im Steinernen Saal des Maximilianeums und beantwortet die meisten Fragen mit einem Lächeln. Es ist kurz vor 10 Uhr. Noch eine knappe Stunde, dann werden ihn seine 100 Freunde von der CSU als Ministerpräsidenten bestätigt haben.
Markus Söder kommt die Treppe herauf, und Seehofer ruft ihm ein aufgekratztes "Guten Morgen, Herr Finanzminister!" zu. "Ist das eine Statusbeschreibung oder eine Perspektive", ruft Söder im selben aufgekratzten Tonfall zurück. Söder stellt sich neben den Ministerpräsidenten und verschränkt ebenfalls die Arme. Eine Journalistin fragt verwundert, was diese Körpersprache zu bedeuten habe.
"Ich dachte, der Überfall-Journalismus ist vorbei", sagt Seehofer und alle lachen.
Während vor dem Plenarsaal alle Kameras und Fragen auf Seehofer zielen, steht Michael Hofmann vor dem riesigen Bogenfenster zwischen Konferenzzimmer und Lesesaal des Landtags. Hinter dem Fenster sind im Dunst die Frauenkirche und der Justizpalast zu sehen. Hofmann lehnt an der Fensterbank, auch er hat die Arme verschränkt und lächelt. Nur muss er keine Fragen beantworten. "Gestern war der Auftrieb noch größer", sagt Hofmann, der einer jener 66 Abgeordneten ist, die neu in den bayerischen Landtag gewählt wurden. Er müsse "das Ganze erst mal mit Abstand betrachten", sagt er.
Und deutet hinüber, wo sich der Pulk der Medienvertreter, mit Seehofer im Zentrum, Richtung Plenarsaal verschiebt.
Wohnen, wo der Vater wohnte Michael Hofmann nimmt in der letzten Reihe des neu gewählten Landtages Platz. Hier habe er sich gleich wohlgefühlt. Das sei ein bisschen "wie früher im Schulbus", sagt Hofmann: "Es ist nicht wesentlich, wer vorne sitzt, sondern ob man in der Klasse gut ankommt."
Gut angekommen ist Hofmann. Vor zwei Wochen war der 39-Jährige aus Neuses (Gemeinde Eggolsheim) erstmals als Parlamentarier in München. Sein Büro hat er in der Max-Planck-Straße bezogen, nur einen Steinwurf von der Ostpforte des Maximilianeums entfernt; genau dort, wo schon sein Vater zwischen 1982 und 2003 als Abgeordneter lebte. Die ersten Tage waren von "umgeworfenen Terminplänen" bestimmt. Doch am Dienstag läuft alles nach Plan.
Der Tag beginnt mit einer Fraktionssitzung. Und gleich nach der Wahl Seehofers eilt Hofmann in die Informationsveranstaltung für neu gewählte Parlamentarier. Gratulieren werde er dem Ministerpräsidenten später. Er sei keiner, der sich "mit 50 Leuten um jemanden herum drängelt, um eine Hand schütteln zu können".
Wenn alle das Gleiche denken... Doch auch wenn Hofmann den umdrängten Landesvater an diesem Tag nicht mehr begegnen wird; einen entscheidenden Satz aus Horst Seehofers Rede hat er sich heute eingeprägt. "Wenn alle das Gleiche denken, dann wird nicht mehr gründlich gedacht." Das gefällt Hofmann. In diesem Satz sieht er die Aufforderung, keiner Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen - "auch innerhalb der Partei nicht".
Hofmann liebt die Zuspitzung. Daher habe er auch kein Problem, selbst mit polemischen Angriffen in den Debatten.
Markus Rinderspacher (Fraktionssprecher der SPD) hatte an diesem Morgen vor der Wahl Seehofers von "zehn Jahren Behäbigkeit und Blockadepolitik der CSU" gesprochen. Und Margarete Bause (Fraktionssprecherin der Grünen) hatte dem Ministerpräsidenten zugerufen, die Opposition sei nicht auf seine "Gnade" angewiesen. Seehofer sei "arrogant und anmaßend" hatte Bause gewettert und die CSU-Abgeordneten hatte sie als "gefügige Abnicker" tituliert.
Hofmann hat den Anspruch, "erst mal zuzuhören und nicht gleich rauszuplatzen". Gleichzeitig habe er sofort nach seiner Ankunft in München mit der politischen Arbeit begonnen. "Die ersten Anfragen von Bürgern aus dem Landkreis Forchheim sind schon in Bearbeitung, dafür bin ich da. Der Landkreis Forchheim ist mein Auftrag."