Taugt die Figur am Magistratsbau des Rathauses als Werbeträger für das nächste Altstadtfest? Die Räte sind sich uneins, die Antwort soll die Forchheimer Bevölkerung geben.
Die Figur des Mauerscheißers am Magistratsbau des Rathauses ist ein wertvolles Gut Forchheimer Stadtkultur. Ob das Männlein, das dem Betrachter sein entblößtes Hinterteil entgegenstreckt, aber wertvoll genug ist, um als Namensgeber für das Forchheimer Altstadtfest zu dienen, das ist seit Mittwochabend hoch umstritten.
Der Mauerscheißer erinnert an die schwedische Belagerung Forchheims, obwohl es die Figur am Rathaus schon gab, bevor die Schweden kamen. Da deren Versuch, den Forchheimern das Wasser abzugraben, gescheitert war, steht seitdem der Mauerscheißer für eine triumphale Überlieferung: Demnach verrichteten die Forchheimer von der Mauer aus ihre Notdurft, um den Feinden zu demonstrieren, dass die Versorgungslage der Stadt - und demnach auch die Verdauung bestens funktioniert.
Diese für Forchheim einzigartige Geschichte macht den Mauerscheißer aus Sicht der Forchheimer Wirte zu einem optimalen Werbeträger. Daher würden sie das Altstadtfest gerne als Mauerscheißer-Fest feiern. Die Idee war schon im Hauptausschuss angezweifelt worden. Daher hatte Thomas Werner (CSU) einen Namenswettbewerb angeregt. Die Bevölkerung solle über den Namen des Festes entscheiden, um sich dann auch besser mit ihm identifizieren zu können, plädierte Werner.
Die Mehrheit stimmte zu, doch im Stadtrat am Mittwoch, wurde der Vorschlag der CSU aus den eigenen Reihen angegriffen: Josua Flierl bedauerte, dass die Mehrheit der Räte "wenig Mut" bewiesen hätten; der umstrittene Name sollte im Stadtrat erneut zur Diskussion gestellt werden, forderte Flierl. Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) wies darauf hin, dass es unter den Stadträten "wohlwollende" Befürworter des Namens ja gebe; dass aber angesagt sei, sich mit Hilfe eines "onlinegestützten Verfahrens" dem vereinbarten Namenswettbewerb zu stellen. Bürgermeister Franz Streit (CSU) unterstützte dagegen den Flierl-Vorstoß: "Werbung hat ihr Ziel erreicht, wenn man darüber spricht", betonte Streit. Über den Mauerscheißer würde mit Sicherheit "mehr geredet werden als über einen beliebigen Namen". Weil dieser Name "der Stadt gut zu Gesicht stünde", sollte auf den Wettbewerb verzichtet werden und ein Mauerscheißer-Fest veranstaltet werden werden, falls der Stadtrat das jetzt entscheide, sagte Sebastian Körber (FDP) und forderte einen Änderungsantrag.
Ist hier Mut nötig?
Doch Annette Prechtel (FGL) protestierte: Es wäre ein schlechtes Signal, wenn eine Bürgerbeteiligung angekündigt und nun vom Stadtrat wieder zurückgenommen würde. Im übrigen sei Mut zwar begrüßenswert, sagte die FGL-Rätin, "aber man muss sich auf fragen, an welcher Stelle er nötig ist".
Sekundär sei der Name, primär der Inhalt des Festes, urteilte salomonisch Udo Schönfelder (CSU). Dass der Name nicht entscheidend sei, fand auch Manfred Hümmer (FW). Bester Beleg sei das Annafest: "Toller Inhalt, obwohl Anna ein stinklangweiliger Name ist."
Natürlich sei der Inhalt des Festes entscheidende sagte Paul Nerb (FBF). Dennoch sei der Begriff Mauerscheißer begrüßenswert. Nerb: "Der Name ist ein Hingucker, er spaltet, das zeigt schon unsere Diskussion." Sebastian Platzek (FDP) wollte von negativen Mauerscheißer-Assoziationen nichts wissen; vorrangig sei, dass der Name für die Vermarktbarkeit des Festes in der Region gut vorstellbar sei.