Lokalposse um zehn annullierte Strafzettel

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Mit Hilfe einer Münz-Sperre verweigern Forchheimer Parkscheinautomaten zwischen 22 und 6 Uhr die Arbeit. Foto: Roepert
Mit Hilfe einer Münz-Sperre verweigern Forchheimer Parkscheinautomaten zwischen 22 und 6 Uhr die Arbeit. Foto: Roepert
 

Es begann mit einer Tagung und zehn Strafzetteln. Es folgten lautstarke Auseinandersetzungen und ein Video-Beweis. Und am Ende steht eine Lokalposse, aus der Peter Kaiser, der fraktionslose Stadtrat, nur einen Schluss ziehen kann: "Unbequeme Wahrheiten will in der Stadtverwaltung niemand hören."

Ein bisschen fühlt sich der Stadtrat an den Fall mit den Friedhofsgebühren erinnert. Auch da habe sich die Verwaltung lange gewehrt, bis sie die von Raimund Kupfer aufgedeckte Fehlkalkulation der Gebühren akzeptierte.
Peter Kaiser ist einer von 70 Unternehmern, die vor einigen Wochen zu früher Stunde an einer Tagung in der Volksbank teilnahmen. Um 5.40 fuhr er auf dem Marktplatz vor und wollte den Parkscheinautomat füttern. Zwar ist das Parken erst ab 8 Uhr gebührenpflichtig, aber es gibt eine Vorwahl-Funktion. Wer etwa am Abend um 21 Uhr sein Auto abstellt und zahlt, dessen Parkzeit wird am nächsten Morgen ab 8 Uhr gerechnet.

Doch der Automat weigerte sich, Geld anzunehmen. Kaiser legte eine Parkscheibe hinter die Windschutzscheibe und wies noch am selben Tag Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO) darauf hin, dass die Automaten nicht funktionierten. Und dass die Tagungsteilnehmer darunter bitteschön nicht leiden sollten. Stumpf reagierte verständnisvoll: Falls Strafzettel ausgestellt würden, werde er sich darum kümmern.

Zehn der Tagungsteilnehmer hatten sich dann prompt ein Knöllchen eingehandelt. Peter Kaiser sammelte die Strafzettel, scannte sie ein, schilderte der Verwaltung den Sachverhalt und verschickte die Unterlagen per Mail.
Doch die Strafzettel wurden nicht annulliert. Er habe sich erkundigt, ließ OB Stumpf wissen: Die Parkautomaten funktionieren! Daraufhin fuhr Peter Kaiser am nächsten Morgen zur selben frühen Stunde mit einer Kamera auf den Parkplatz. Er wiederholte den Vorgang, filmte ihn und schickte das Video in vierfacher Ausführung an die Stadt: OB Franz Stumpf, Jürgen Igel (Chef der Hauptverwaltung), Klaus Backer (Chef des Ordnungsamtes) und Viktor Naumann (Chef des Stadtmarketings) sollten sehen, wie es wirklich ist.


Videos kamen nicht an

Zwar kamen die Videos nie an, vermutlich weil die IT-Abteilung der Stadt sie als Spam aussortiert und nicht weitergeleitet hatte. Dennoch: Das Anschreiben mit dem Hinweis auf den Videobeweis erreichte die Adressaten. Keiner von ihnen meldete sich aber bei Kaiser.

Geharnischt wandte er sich daher erneut an die Stadtverwaltung. Und erfuhr, dass es dort "seit Wochen Diskussionen" um den Fall gab. Der wurde angeblich zwischen den Chefs Jürgen Igel (Hauptverwaltung), Klaus Backer (Ordnungsamt) und Walter Mirschberger (Bau- und Grünbetrieb) hin- und hergeschoben

Seine Telefonate mit der Verwaltung hätten ihm Zornesausbrüche und Flüche beschert, erzählt Peter Kaiser. Darüber sei er aber nicht sonderlich verwundert: Er werde fast schon gewohnheitsmäßig als "Querulant" behandelt. "Dass ich als Stadtrat einen Eid geschworen habe und solche Geschichten nicht erfinde, das scheint niemand ernst zu nehmen."

Dabei ist zumindest ein Teil der Geschichte leicht zu erklären. Der für die Wartung der Automaten zuständig Bauhofleiter Klaus Bartosch sagt: Auch in Forchheim könne ein Parkschein vorgewählt werden; doch diese Vorwahl funktioniere nur zwischen 18 und 22 Uhr sowie zwischen 6 und 8 Uhr. Für die Zeit zwischen 22 und 6 Uhr habe der Hersteller eine sogenannte Münz-Sperre einprogrammiert, erklärt Bartosch. "Um Vandalismus vorzubeugen". Davon abgesehen, wundert er sich: Erstmals in 30 Jahren habe er davon gehört, dass jemand schon vor sechs Uhr früh einen Parkschein bezahlen wollte.

Walter Mirschberger spricht in diesem Fall von einer "unglücklichen Verkettung von Umständen". Dazu gehöre, dass er anfangs in dieser Sache gar nicht gefragt worden sei. "Und ich wusste lange nicht, dass von 5.40 Uhr als Parkzeit die Rede war. Wir haben aneinander vorbei geredet", sagt Mirschberger.

Immerhin: Die Strafzettel sind erlassen. Aber, kritisiert Peter Kaiser, "man hätte sich wochenlange Diskussionen ersparen können, wenn mal jemand genau zugehört oder genau gelesen hätte."