Leutzdorf muss für starkes Gegenfeuer aus Gößweinstein büßen

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Gößweinstein um 1850, von Felix Grünewald Repro: Reinhard Löwisch
Gößweinstein um 1850, von Felix Grünewald Repro: Reinhard Löwisch
Gößweinstein um 1672 auf einem Stich von Friedrich Weygandt, mit alter Kirche und Wehrmauer ringsum und Wallfahrern auf den Straßen und im Kirchhof Repro: Reinhard Löwisch
Gößweinstein um 1672 auf einem Stich von Friedrich Weygandt, mit alter Kirche und Wehrmauer ringsum und Wallfahrern auf den Straßen und im Kirchhof Repro: Reinhard Löwisch
 

Vor 400 Jahren begann der Dreißigjährige Krieg. Auch Gößweinstein und Leutzdorf hatten unter den Kriegshandlungen schwer zu leiden.

Der Dreißigjährige Krieg, der die konfessionellen Gräben zwischen katholischen und evangelischen Christen vertiefte und zementierte, verlief in Gößweinstein einigermaßen "glimpflich". Der Ort wurde zwar auch wie andere Dörfer ringsum gebrandschatzt und ausgeraubt, aber nicht angezündet und verbrannt wie beispielsweise Leutzdorf.

Wie stark der Ort unter den Folgen des schlimmsten aller Kriege zu leiden hatte, kann man laut Ortschronist Ludwig Helldörfer nur anhand Akten umliegender Orte nachvollziehen; die Gößweinsteiner Akten jener Zeit sind nicht mehr auffindbar. Wie überall in Franken begann der Krieg auch hier mit dem Durchzug von Soldaten. 1619 rekrutierte der Kaiser Ferdinand II. Soldaten, um seinen Plan der Gegenreformation weiter voranzutreiben. Gegen ihn erhob sich der böhmische Adel, was mit dem Prager Fenstersturz ein Jahr vorher Auslöser für den Krieg war.

Befehl des Bamberger Bischofs

Neben dem Kaiser gab auch der Bamberger Fürstbischof Gottfried von Aschhausen fast zeitgleich den Befehl, ein Heer von Fußsoldaten und 500 Reitern aufzustellen, was erneute Anwerbeversuche auslöste. 1621 kam der Krieg immer näher. Die Gößweinsteiner brachten ihre wertvollen Ornate nach Forchheim und nach Pottenstein. Als im März 1621 mehr als 1000 Soldaten von Pegnitz kommend durch Gößweinsteiner Gebiet marschierten, musste die Gemeinde zum ersten Mal Tribut zollen: Die Soldaten deckten sich mit Nahrungsmitteln, Bier, Heu und Stroh ein - und zahlten nichts dafür. Diese Manier übernahmen auch andere Kriegsverbände.

Truppendurchzüge

Es gab in der Folge viele Truppendurchzüge und alle bedienten sich. Die Gößweinsteiner fingen an, ihre Wertsachen und Lebensmittel auszulagern. Vieles brachten sie in die Burg, anderes, beispielsweise das Vieh, in Höhlen und die Wälder ringsum. Die Gemeinde rüstete auf, wie der Ortschronist bemerkt. Das Schloss erhielt drei Zentner Pulver von Pottenstein, vier Zentner Lunten aus Bamberg, die erforderlichen Geschütze waren schon auf der Burg stationiert. 1628/29 durchstreiften die gefürchteten kroatischen Reiter das Gebiet auf der Suche nach Lebensmitteln und wertvollem Gut. Es waren meist Söldner, die vom Krieg lebten. Die Kirche in Kirchenbirkig wurde ihr Opfer und dabei zerstört und ausgeraubt. 1632, nach der Eroberung Bambergs durch die Schweden, strömten große schwedische Einheiten durch die ganze Region. Sie machten Waischenfeld, Pegnitz und Hollfeld dem Erdboden gleich, auch Gößweinstein soll in diesem Zuge geplündert und ausgeraubt worden sein.

Bauern aus Muggendorf

Zu den Kriegshorden gesellten sich auch bald markgräfliche (evangelische) Bauern aus Muggendorf und Streitberg, die sich zum Beispiel bei Leutzdorf in einem Wäldchen postierten, um vorbeikommende Reisende zu plündern. Ihnen fiel auch der Hausener Pfarrer Adam Lengenfelder in die Arme, den sie vollständig ausraubten. Andere "Horden" aus dem Egloffsteiner Gebiet taten das Gleiche. Sie überfielen den katholischen Pfarrer aus Wichsenstein und beraubten ihn seines Pferdes, eines Kelches und sogar seiner Kleidung. Von der Kirche in Gößweinstein bekam er acht Gulden, um sich neu einzukleiden.

Das Dorf rüstet auf

Anfang 1633 rüstete Gößweinstein auf und machte das Dorf wehrhafter, berichtet die Chronik. Die "gewachsenen, drei bis vier Meter hohen Dornenhecken" hat man mit Zäunen verstärkt, ein Palisadenzaun umgab bald die gesamte Burganlage. Eine erste Bewährungsprobe bestand der Ort, als ein Trupp schwedischer Reiter von Bamberg kommend Gößweinstein beschoss. Unter dem Kommando des Vogtes Nikolaus Reiblein gab es "starkes Gegenfeuer, was die Feinde zurückwarf".

Aus Wut Feuer gelegt

Aus Wut über den Rückfall brannten die Schweden Leutzdorf nieder (32 Häuser und 22 Städel) und alle Felder rund um Etzdorf und Türkelstein. Mehr Glück hatten andere: Im November 1633, so berichtet die Pegnitzer Chronik, hatte der Nürnberger Pfleger von Betzenstein ein Scharmützel mit den Pottensteinern. Dabei überfiel er auch Gößweinstein und plünderte es. 1634, auf dem Weg nach Kronach, das mit Ausnahme der Festung von Schweden besetzt war, "säuberten" 1500 kaiserliche Soldaten das Gebiet von Feinden: Sie mussten jedoch versorgt und auch "bezahlt" werden. Pottenstein lieferte 1200 Pfund Brot und 240 Reichstaler, Gößweinstein zusätzlich 100 Reichstaler, ebenso viel die Ämter in Leienfels und Waischenfeld.

Häuser stehen leer

Obwohl Gößweinstein nicht durch Brand vollständig zerstört worden war, lag der Ort - wie viele andere auch zu jener Zeit - wirtschaftlich darnieder. Viele Häuser standen leer, weil die Einwohner entweder durch Krieg oder durch die Pest dahingerafft waren. 1643, als der Forchheimer Festungskommandant Balthasar von Seckendorf den Ort inspizierte und auf Beseitigung militärischer Mängel drang, schlug er vor, mit einer Mauer die Wehrhaftigkeit der Burg zu verbessern. Kosten: sechs Gulden. Aber das Geld konnte im Ort nicht aufgebracht werden. Sogar die Kirche, die während des Krieges einen Großteil der Kosten und Kontributionen bezahlte, war mittlerweile pleite. Zum Vergleich: Ein kaiserlicher Hauptmann jener Zeit verdiente 160 Gulden im Monat, und einen Pfarrer konnte man mit acht Gulden neu einkleiden.