Kräutermischungen und Badesalze sind auf dem Markt frei verfügbar. Im Körper und Hirn ihrer Konsumenten können sie verheerende Schäden anrichten.
Jürgen Groß ist besorgt: Er besucht als Sucht- und Drogenpräventionsbeamter der Polizei Schulen im Landkreis. "Wenn ich frage, wer zum Beispiel schon einmal Kräutermischungen probiert hat, gehen immer Hände hoch", sagt der Polizist. Auch in Forchheim sind seinem Eindruck nach Legal Highs ein Thema. Legal Highs sind gefährliche Drogen. Trotzdem sind nach bestehender Rechtslage nicht verboten.
Legal Highs bedeutet so viel "legale Rauschmittel". Unter diesem Begriff werden Substanzen zusammengefasst, die nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. "Der Gesetzgeber kommt mit den Verboten nicht hinterher", sagt Polizist Groß.
Der europäische Gerichtshof hat den Kampf der Polizei jetzt sogar noch ein wenig erschwert. Er legte fast, dass es sich bei Legal Highs nicht um Arzneimittel handelt. In der Folge lässt sich ihr Verkauf auch nicht mithilfe des Arzneimittelgesetzes ahnden.
Nicole Kupfer arbeitet bei der Psychosozialen Beratung und Behandlung für Suchtkranke der Caritas in Forchheim. Für ein großes Problem im Zusammenhang mit Legal Highs hält sie den Umstand, dass die Konzentration der psychoaktiven Stoffe meist völlig unklar ist. "Keiner weiß, was er da konsumiert", sagt Kupfer. Von Konsumenten habe sie schon gehört, dass Legal Highs eine weitaus stärkere Wirkung hätten und die körperlichen Reaktionen heftiger sind als dies beschrieben sei. Die Wirkung könne sogar die von Haschisch übersteigen.
Sturz vom Balkon Ein besonders krasser Fall ist Polizist Groß noch gut in Erinnerung. Im Landkreis Bamberg hatte sich im Jahr 2012 ein 14-Jähriger von einem Balkon neun Meter in die Tiefe gestürzt. Zuvor hatte der Jugendliche Legal Highs in Form einer Kräutermischung ausprobiert.
Im Drogenrausch war der Schüler extrem aggressiv geworden und hatte starke Halluzinationen bekommen. Er überlebte den Sturz mit schweren Verletzungen. Häufig bieten die Händler Legal Highs als Kräutermischungen, Badesalze oder angebliche Pflanzendünger an. Die Kräutermischungen kann man sich vorstellen wie getrockneten Tee, der willkürlich mit psychoaktiven Stoffen bedampft, in Tütchen abgepackt und in so genannten Headshops oder im Internet verkauft wird.
Plastikpäckchen mit etwa 2,5 bis drei Gramm Inhalt werden Groß zufolge für rund 25 bis 30 Euro angeboten. Benjamin Freier betreibt einen Headshop in Forchheim. Legal Highs verkauft er dort aber keine. "Manche fragen aber danach", sagt der junge Mann. Er weise sie ab, auch mögliche Bezugsquellen nenne er nicht.
"Ich glaube, in der ganzen Region verkauft kein Headshop mehr Kräutermischungen", sagt Freier. Im Internet sind sie aber weiter ohne großen Aufwand erhältlich. So können auch Jugendliche relativ leicht an die gefährlichen Stoffe herankommen.
Auch Forchheimer Konsumenten greifen zu. Nicole Kupfer erklärt sich das mit dem legalen Status der Stoffe: "Viele denken, da kann mir nichts passieren." Die Wirkung von Legal Highs allerdings ist unberechenbar. Immer wieder landen Konsumenten im Krankenhaus: mit Symptomen, die bis zu Psychosen reichen.