Bürger protestieren, weil der Lärmschutz entlang der A73 in Forchheim nicht funktioniert. OB Uwe Kirschstein (SPD) hat versprochen, Abhilfe zu schaffen, während sich Stadtrat Franz Noffke (REP) schon mal an den Bundesverkehrsminister gewandt hat.
Die Anwohner dürften im ersten Moment ihren Ohren nicht getraut haben: Als die Bauarbeiten auf der A73 fertig waren, schienen die Geräusche der Autos und Lkws trotz Flüsterasphalt störender denn je. So schildert es auch die Grüne Stadträtin Sabine Dittrich (Grüne) "Für die Anwohner ist es lauter als zuvor."
Als Konsequenz fordert Dittrich einen "besseren Lärmschutz und eine Tempobeschränkung". Um das zu realisieren, müssten die Lärmwerte neu gemessen werden. Mit dem Thema werde er auch in den Bürgersprechstunden konfrontiert, sagte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) in der jüngsten Stadtratssitzung. "Wir messen. Darum werden wir nicht umhinkommen." Es werde in dieser Sache Gespräche mit dem Landratsamt Forchheim geben, hatte OB Kirschstein zum Jahresende gesagt.
Doch der Landkreis wird der Stadt Forchheim bestenfalls moralisch zur Seite stehen können; denn inhaltlich ist der Fachbereich Straßenverkehr am Landratsamt "für das Thema nicht zuständig", sagt Pressesprecherin Kathrin Schürr. Die Kreisbehörde trage für die Kreisstraßen die Verantwortung, nicht für die Autobahn.
Bitte an den Verkehrsminister
Das Problem: Auch die Stadt ist nicht zuständig für den Lärmschutz, sondern die Autobahndirektion. Dennoch werde er versuchen, im Gespräch mit dem Landratsamt eine Lösung zu finden, erneuerte OB Kirschstein am Mittwoch seine Ankündigung. Eine Einschätzung der Autobahndirektion Nordbayern lässt noch auf sich warten, da die Pressestelle der Direktion erst wieder ab 7. Januar besetzt ist. Währenddessen hat Stadtrat Franz Noffke (REP) schon die Geduld verloren. In einem Schreiben an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer wies er am 27. Dezember darauf hin, dass die A73 zwischen Nürnberg und Forchheim-Süd je nach Verkehrsaufkommen begrenzt sei: Maximal 120 Stundenkilometer dürfe man fahren. "Ab Forchheim-Süd in Richtung Bamberg ist die Begrenzung aufgehoben", schreibt Noffke an Scheuer: Somit seien die Anwohner entlang der A73 zwischen Forchheim Süd und Forchheim Nord "einer unbegrenzten Geschwindigkeit ausgesetzt". Da er keinen Antrag im Bundestag stellen könne, "bittet" Noffke den Verkehrsminister, "sich mit diesem Thema zu befassen und eine entsprechende Geschwindigkeitsbegrenzung festzusetzen".
Stadträtin Anita Kern (SPD) macht sich allerdings "keine Hoffnung, dass eine neue Geschwindigkeitsbegrenzung festgesetzt wird". Denn sie kennt das Verfahren: "Der Lärm wird berechnet, nicht gemessen." Und nach Erkenntnissen neuer Berechnungen spiele das Tempo eine untergeordnete Rolle. Mit anderen Worten: "Eine Reduzierung des Lärms wird nicht durch eine Reduzierung des Tempos erzielt."
Diesen Hinweis habe sie bei einem Ortstermin in Forchheim von Experten der Autobahndirektion erhalten, erinnert sich die SPD-Stadträtin. Demnach setzt die Autobahndirektion grundsätzlich nicht mehr auf Geschwindigkeitsreduzierung. Daher seien wohl auch "klamm heimlich" die Schilder weggenommen worden, die noch vor den Bauarbeiten auf der A73 das Tempo in Forchheim wenigstens nachts (zwischen 22 und 8 Uhr) beschränkt hatten.
Temporeduzierungen auf der A73 gebe es demnach nur noch aus Sicherheitsgründen: "Beispielsweise in der Kurve bei Baiersdorf", sagt Anita Kern, die sich persönlich zu den Glücklichen zählt, die von den Bauarbeiten auf der A73 profitieren; sie wohnt am Kanal in unmittelbarer Nähe zur Autobahn. "Der Flüsterasphalt und die Erhöhung der Wände von 3,50 auf 7,50 Meter haben uns eine wahnsinnige Erleichterung gebracht. In der Austraße jedenfalls ist die Lärm- Reduzierung ganz groß."