Lange Museumsnacht in Forchheim taucht in Vergangenheit ein

2 Min
Die Band "Delphi" aus Berlin trat im Pfalzmuseum auf. Fotos: Pauline Lindner
Die Band "Delphi" aus Berlin trat im Pfalzmuseum auf.  Fotos: Pauline Lindner
Kerzenhalter aus einem Zünder. Foto: Pauline Lindner
Kerzenhalter aus einem Zünder. Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Eine Anleitung zum Kleider nähen. Foto: Pauline Lindner
Eine Anleitung zum Kleider nähen. Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 
Foto: Pauline Lindner
Foto: Pauline Lindner
 

Bei der langen Museumsnacht im Pfalzmuseum erlebten die Besucher die "Stunde Null" noch einmal. Neben passend gekleideten Suppenverkäufern trafen die Besucher vor allem auch auf viele Erinnerungen aus der Nachkriegszeit.

Köstliche und nahrhafte Erbsensuppe gab es zur Stunde Null. Eine solche servierten auch Ernst Deutsch als GI verkleidet und seine Frau Barbara in einem Originalkleid der 40er Jahre bei der langen Museumsnacht, die das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren zum Thema hatte.

"Wir wollen Deutschland neu aufbauen und bei unserem Charakter beginnen", zitierte Jan Burdinski Erich Kästner. Nach zwölf Jahren Veröffentlichungsverbot hat der aus Berlin kommende Autor in Süddeutschland seine Stimme erhoben und in vielen Zeitungsartikeln das Bedürfnis nach Kultur und die zerstörten Gebäude und Menschen beschrieben.

Fetzen einer bekannten Melodie aus einem der Traumfilme der UFA klingen aus dem Pfalzhof nach oben zur Lesung. Scheinwelten zum Durchhalten wurden dort in Babelsberg produziert - mit Stars wie Zarah Leander, Marika Rökk oder Vivian Harvey. Susanne Hülsmann, die Sängerin des Tanzorchesters Delphi aus Berlin, sang sie oft verblüffend nah am Originalduktus, lenkte aber in ihren Moderationen die Zuhörer auf Hintergründe und Absichten.


Wunder in einer traurigen Zeit

"Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen..." Von einer erfüllten Liebe singt Zarah Leander. Auch Hülsmann. Sie aber weiß dabei, dass Komponist Michael Jary seinen Texter Bruno Walz nur dank seines Namens aus dem Gefängnis befreite und wohl beide an ein ganz anderes Wunder dachten.

Der Klang des Songs hallt nach, als Burdinski weiter Kästner zitiert: "...dann steht er da, wie wir jetzt - zwischen Trümmern und Elend." Millionen Menschen waren in dieser Situation,auch die Familie Baesecke am Niederrhein. Der Sohn Jörg hat die familiären Erinnerungen, die Geschichten, die man dem Buben in der Kindheit erzählte, zu einem Ein-Mann-Stück mit papiernen Requisiten verarbeitet. Als Puzzle des 20. Jahrhunderts präsentierte er es unter dem Titel "Papier.Krieg" den Museumsbesuchern. In wilden Sprüngen geht es durch die Jahrzehnte und wie beim Spiel fanden sich die Gedankenpaare.

Das Schweigen, das Umschreiben und Beschönigen der Jahre zuvor, müssen Baeseckes Kindheit deutlich geprägt haben.

Stunde Null - der Suggestion eines Beginns aus dem Nichts, so Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU) in seiner Begrüßung, dieses Leben scheinbar ohne Vergangenheit müssen viele in den ersten Nachkriegsjahrzehnten erlegen sein. Den Preis der Verdrängung zahlten viele bereitwillig, bis in die späten 60er, sehen doch manche Sozialhistoriker die Studentenrevolte als Explosion der unterdrückten Erinnerung, der totgeschwiegenen elterlichen Jugendzeit.

"Geh'n Se mit der Konjunktur". Knapper als mit dieser Textzeile, die Hülsmann im zweiten Teil des Konzertauftritts vortrug, lässt sich die Aufbruchsstimmung ab dem Schweigen der Waffen kaum beschreiben. Oder mit den Sammelstücken von Bernd Leise. Der Nürnberger hat eine Vielzahl von Improvisationen und Provisorien von Haushaltsgegenständen zusammengetragen. Aus Geschosszündern hat jemand einen Wandkerzenleuchter gebastelt. Andere Knöpfe, ein paar Paspeln - aus der Uniformjacke war ein ziviles Kleidungsstück entstanden. Den Darbietungen der Künstler nicht gerecht wurden der Blick zur Seiten auf die Ausstellungvitrine, das Lauschen auf die Musik im Hof und den Vortragenden zugleich. Ihre Beiträge hätten ungeteilte Aufmerksamkeit verdient. Und dennoch: Die so entstehenden Brüche in der Wahrnehmung erzeugten im Kopf des Besuchers ein einprägsames Bild dieser Jahre.