Für mehr Offenheit setzte sich Willfried Pätzke ein: Migration sei "keine Naturkatastrophe sondern natürlich". "Europa muss sich darauf einstellen, seinen Wohlstand zu teilen", so der Linken-Politiker. Migration sei Chance und Herausforderung zugleich, befand Atila Karabag. Die in Bayern geplanten "Ankerzentren" könnten aber nicht funktionieren. Der gebürtige Forchheimer mit türkischen Wurzeln sei selbst ein Beispiel für positive Integration - dafür brauche es "Arbeit und Sprache". "An der Arbeit da hapert's. Denn die Firmen brauchen Rechtsicherheit und wir einen Spurwechsel für Flüchtlinge", plädierte Karabag.
Staatsregierung unter Beschuss
Zündstoff bot die Wohnungsnot in Bayern, bei dem sich vor allem der CSU-Abgeordnete Hofmann verteidigen musste. So verurteilte sein Landtagskollege Thorsten Glauber die Wohnungsbaupolitik der Vergangenheit, in der "die Regierung die Bauindustrie geschliffen" habe. Karabag pflichtete ihm bei, die Wohnungsnot resultiere aus der Untätigkeit der Staatsregierung. Der Sozialdemokrat forderte ein Wohnungsbauförderungsgesetz, um Besserung zu schaffen. Auch der Linken-Politiker Pätzke sieht dies vor allem als Aufgabe des Staates und ätzte gegen Investmentfonds und "Profitjongleure" auf dem Wohnmarkt.
Konträr dazu warb Sebastian Körber für privaten Wohnungsbau, der gefördert und durch weniger Auflagen erleichtert werden müsse. Ähnlich argumentierte Pflaum, der explizit die Energieeinsparverordnung kritisierte und sich für Steuererleichterungen aussprach.
Hofmann beharrte, dass die CSU-Regierung keine Fehler gemacht habe - worauf ein Teil des Publikums mit hämischem Lachen antwortete. Er verwies auf Millionen-Euro-Programme, unter anderem auf die heuer verabschiedete Eigenheimzulage und das Baukindergeld.
Huber plädierte zwar für mehr sozialen Wohnungsbau, warnte aber vor weiterem Flächenfraß in Bayern. Er stellte eine konkrete Idee für den Forchheimer Süden in den Raum: Auf den Läden und Geschäften im Industriegebiet könnten doch Wohnungen aufgestockt werden
Was soll Bildung kosten?
Beim letzten Schwerpunkt-Thema Familienpolitik machte sich Thorsten Glauber für kostenfreie Kitas stark, was auch Karabag, Huber, Pätzke und Körber grundsätzlich unterstützten. Ihr Tenor: Die Vereinbarkeit von Beruf und Kind müsse durch bessere Angebote gestärkt werden.
Michael Hofmann hielt bei den kostenlosen Kitas dagegen, dass dadurch die Qualität der frühkindlichen Betreuung schlechter werde. Zudem betonte er, dass die enormen Kosten selbstverständlich durch Steuermittel finanziert werden müssten.
Für Bildung müsse der Freistaat generell mehr Geld ausgegeben werden, forderten die Kandidaten der SPD, Grünen und Linken. Während die drei zudem Ganztagesschulen in Bayern ausbauen möchten, um die Chancengleichheit in der Gesellschaft zu verbessern, warnte AfD-Politiker Pflaum im krassen Gegensatz dazu: Die Ganztagesbetreuung habe "einen Gesellschaftsabriss zur Folge", da gerade Eltern und Großeltern den Kindern Werte vermitteln.
Nach zwei Stunden FT-Podiumsdiskussion konnten die beiden Moderatoren die sieben Forchheimer Kandidaten aus der "Arena" in der Herder-Aula entlassen. Neben den drei großen Schwerpunkt-Themen sorgten auch die Publikumsfragen zum Internet-Ausbau und dem ÖPNV für Gesprächsstoff - aber ebenso für Ernüchterung.