Bei der Aktion gegen die Juden am 10.11.1938 in Aufseß wurden von Bayreuther Angehörigen der SS sämtliche Juden festgenommen und in ein Nebenzimmer der Kath. Schrenkerschen Gastwirtschaft verbracht.
Abschrift aus dem Lagebericht der Polizeistation Aufseß vom 25. November 1938 im Staatsarchiv Bamberg (Signatur: KLs 26/48, K 106 - 842 -1):
"Bei der Aktion gegen die Juden am 10.11.1938 in Aufseß wurden von Bayreuther Angehörigen der SS unter Führung des Sturmführers Karl Telle von Bayreuth, sämtliche Juden, zwei Männer und drei Frauen, alle über 60 Jahre alt festgenommen und in ein Nebenzimmer der Kath. Schrenkerschen Gastwirtschaft verbracht. Die Wohnungen wurden hierauf von SS-Angehörigen und dem Bürgermeister Seitz von hier durchsucht und alles vorgefundene Bargeld beschlagnahmt. Hiebei wurden in den Wohnungen der Juden die Möbel umgeworfen und die Inneneinrichtungen der Zimmer zum größten Teil demoliert.
Am allernotwendigsten hatten die Bauern der Umgebung, die bei dem früheren Viehhändler Karl Fleischmann in Aufseß noch Schulden hatten. Es handelt sich hier teilweise um geliehenes Bargeld und teilweise Schulden, die durch Belieferung mit Vieh entstanden waren. Dem Juden Fleischmann wie auch teilweise dem Juden David von hier wurden mit Blei vorgeschriebene Quittungen vorgelegt, die sie unterschreiben und in ihnen erklären mußten, dass sie auf die Zurückzahlung der Schulden Verzicht leisten. Wollten sie nicht unterschreiben, dann wurden sie durch entsprechende Einwirkungen gefügig gemacht.
Bei dem Juden Fleischmann in Aufseß wurden Schuldscheine im Gesamtbetrage von etwa 15 000 Mark beschlagnahmt. Die Schuldscheine befinden sich bei der Kreisleitung in Heiligenstadt.
Die von den Juden unterschriebenen Quittungen hat ein gewisser Hans Neuner vom Gaupropagandaamt an sich und mit nach Bayreuth genommen.
Weiter wurde der Jude Fleischmann in Aufseß durch entsprechende Einwirkungen veranlasst, sein gesamtes Anwesen mit 14 Tagwerk Grund und Boden im Gesamtwerte von etwa 16 000 M. ohne Entschädigung der Gemeinde Aufseß zu übergeben. Letzteres ist bereits geschehen und notarisch verbrieft. Die Gemeinde Aufseß hat daher alles Vieh und die sonstigen landw. Arbeitsgeräte öffentlich versteigern lassen und hiefür den Betrag von über 1200 M. vereinnahmt.
Weiter wurden während der Aktion von der SS beschlagnahmt: von dem Juden Karl Fleischmann 1330 M. und von dem Juden Moritz David in Aufseß 374 M. Der Gesamtbetrag in Höhe von 1704 M. wurde gegen Quittung der Gendarmerie abgeliefert. Weiter befinden sich bei der Gendarmerie in Aufseß in Verwahrung ein Geldpfandbrief - gehört der Jüdin Günther - in Höhe von 1000 M., ein weiterer in Höhe von 100 M. sowie ein Depotschein auf den Juden Fleischmann lautend, in Höhe von 8700 M. Der Depotschein ist von der Staatsbank in Bayreuth ausgefertigt.