Kirchehrenbach hat eine Bestands- und Zustandserfassung für elf Kilometer der Gemeindestraßen machen lassen. Das Ergebnis ist teilweise alarmierend.
"Sie haben ja im letzten Jahr entschieden, eine Bestands- und Zustandserfassung der Gemeindestraßen durchführen zu lassen. Das Ergebnis kann ich Ihnen heute vorstellen", trug Ingenieur Peter Bittel von der Ingenieurgesellschaft Wolf in der Sitzung des Gemeinderates in Kirchehrenbach vor. Für die Erstellung dieses Erhaltungskonzeptes wurden 2018 von der Firma Eagle-Eye-Technologies innerorts insgesamt elf Kilometer der Gemeindestraßen abgefahren und die Schäden aufgenommen und fotografiert. "Dabei wurde die Geometrie von 268 Flächen mit einer Gesamtgröße von fast 75.000 Quadratmetern erfasst und tabellarisch aufgelistet", erklärte Bittel. Hier kam beispielsweise zutage, dass 61.596 Quadratmeter der Fahrbahnen asphaltiert sind, 1287 Quadratmeter sind eine Decke aus Betonstein, 105 aus Naturstein und 65 Quadratmeter sind wassergebunden.
Risse und Wölbungen
Zusätzlich zur Geometrie wurden Zustandsmerkmale wie Risse, Wölbungen, Spurrinnen, Ablösungen, Schlaglöcher oder Flickstellen erfasst. Daraus wurde ein Gesamtwert der einzelnen Straßenabschnitte berechnet und diese in Zustandsklassen (ZK) überführt. Dabei bedeutet eine ZK 1 einen sehr guten Zustand, eine ZK 8 einen sehr schlechten. Warnwert ist der Übergang von ZK 5 in ZK 6. "Derzeit weisen etwa ein Fünftel der erfassten Flächen ZK 6 und 7 auf. Fast die Hälfte der Verkehrsflächen in Kirchehrenbach sind mit mittleren Schäden der Zustandsklassen 4 und 5 belastet. Die werden in den kommenden Jahren in einen kritischen Zustand übergehen", warnte der Ingenieur. Bittel berichtete weiter, dass Untersuchungen des Oberbaus der Straßen durchgeführt worden sind: "Im Ergebnis wurde festgestellt, dass für die Fahrbahnen nur etwa 20 Prozent, für Geh- und Radwege etwa 50 Prozent der erforderlichen Mindestdicken der obersten Decklagen eingehalten wurden."
Handlen in den nächsten zehn Jahren
Peter Bittel zeigte drei Szenarien für ein mögliches Handeln in den nächsten zehn Jahren auf: Man könne nichts tun, dann würden noch mehr Straßen in einen kritischen Zustand geraten. Oder es stehe ein unbegrenztes Budget zur Verfügung, dann müssten etwa 4,1 Millionen Euro, davon gleich im ersten Jahr 1,9 Millionen Euro, investiert werden. Oder die Gemeinde investiert jährlich 200.000 Euro. "Das reicht aber nicht. Sie müssten mindestens 300.000 Euro in die Hand nehmen", sagte Peter Bittel. Siegfried Adami (SPD) wollte wissen, ob man die Gemeinde mit dem geringen Oberbau "beschissen" haben könnte. Hier meinte Bittel, dass das vom Alter der Straße abhängig sei. Konrad Galster (FW) ließ sich vom Referenten erklären, dass weitere Untersuchungen am Unterbau der Straßen für eine Maßnahmenplanung nötig sind. Rainer Gebhardt (SPD) wollte wissen, wie sinnvoll die Sanierung der Risse ist. "Es ist besser als nichts zu tun", antwortete Bittel und erklärte, dass durch die Klimaverhältnisse aus Rissen Schlaglöcher werden können.
Tannenweg am schlechtesten
Der schlechteste Zustand wurde am Tannenweg festgestellt, der beste am Lindenanger. Gebhardt wollte noch die Lebensdauer einer voll ausgebauten Straße wissen. "Das sind 30 Jahre", antwortete der Ingenieur und zeigte eine Tabelle, in der zu erkennen war, welche Straßen sich bei welchen Sanierungsmaßnahmen wie entwickeln. Er empfahl, Straßen, an denen andere Baumaßnahmen durchgeführt werden, in diesem Rahmen gleich mit zu sanieren. "Egal, ob in die Tiefe oder in die Höhe, Geld wird viel gebraucht", meinte Bürgermeisterin Anja Gebhardt (SPD).
Bebauungsplan "Obere Bärenleite"
Das Gremium billigte einstimmig den Vorentwurf für den Bebauungsplan "Obere Bärenleite" für die Durchführung der Bürger- und Behördenbeteiligung. "Es kam ja zu Spannungen, wenn in den unteren Bereich Wasser vom Wald geflossen ist", erklärte Bürgermeisterin Anja Gebhardt. Deshalb sei die Regenrückhaltung in verschiedene Becken geplant worden.
Löschwasserbehälter
Außerdem beschlossen die Räte den Bau eines Löschwasserbehälters in der Pretzfelder Straße. "Eine Untersuchung hat ergeben, dass die Wasserleitung im Gewerbegebiet nur 58 Kubikmeter Löschwasser in der Stunde hat", erklärte die Bürgermeisterin. Die seien aber zu wenig. Für den Brandschutz soll eine Wassermenge von 96 Kubikmetern für die Dauer von zwei Stunden gewährleistet sein. Deshalb soll die Differenz durch einen Löschwasserbehälter mit einem Volumen von 100 Kubikmetern auf der Grünfläche am ersten Wendehammer gebaut werden.
Älteste Wasserleitung
Außerdem informierte die Bürgermeisterin, dass in der Bahnhofstraße die älteste Wasserleitung liegt. Der Bauausschuss empfiehlt Schätzkosten für deren Austausch und eine Anbindung an die Leitung Richtung Flachbrunnen als Ringschluss einzuholen. Außerdem empfiehlt der Bauausschuss die Einholung eines Kostenvoranschlages für einen Schutzschalter in der Küche des Kindergartens. Das ist nötig geworden, da ein integratives Kind aufgenommen worden ist. "Da muss die Stromzufuhr zu den zugängigen Gerätschaften in der Küche gesichert und abschaltbar gestaltet werden", erläuterte die Bürgermeisterin.