Kreis Forchheim: Trotz Fahrverbot viele Kanus auf der Wiesent - auf gesperrter Strecke

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Es ist viel los auf der Wiesent. Trotz Verbot für heimische Kanuverleiher waren zwischen Muggendorf und Ebermannstadt einige Boote auf dem Wasser.almaze via inFrankenPix
Es ist viel los auf der Wiesent. Trotz Verbot für heimische Kanuverleiher waren zwischen Muggendorf und Ebermannstadt einige Boote auf dem Wasser.almaze via inFrankenPix

Nachdem das Verwaltungsgericht Bayreuth entschieden hatte, eine Teilstrecke für gewerbliche Kanuverleiher zu sperren, war die Verwunderung am Wochenende groß: Auf der Wiesent war einiges los. Wer darf dort nun fahren?

Seit Anfang Juni müssen ansässige Verleihbetriebe an der Wiesent pausieren. Wegen einer Klage des Bund Naturschutz hat das Verwaltungsgericht in Bayreuth entschieden, die gewerbliche Nutzung der Wiesent von ortsansässigen Kanuverleihern bis zum 15. Juni einzustellen. Heißt: Es gibt Platz zwischen Muggendorf und Ebermannstadt - das nutzen nun vermutlich auswärtige Verleiher.

Was das bedeutet, haben die staatlich geprüften Fischereiaufseher am vergangenen Wochenende betrachtet: Rund hundert nicht gekennzeichnete Boote eines auswärtigen Kanuverleihers sollen in dem - eigentlich extra geschützten - Abschnitt zwischen Muggendorf und Ebermannstadt gefahren sein.

"Die hatten alle die gleichen Westen an und saßen in denselben Booten. Das war sicher ein Anbieter, der dort unterwegs war", beschreibt der Vorsitzende des Fischereiverbands Forchheim, Andreas Bugl, den Anblick am Wochenende.

Landratsamt ist informiert

Auch im Landratsamt Forchheim haben sich nach Angaben von Pressesprecher Holger Strehl Menschen gemeldet, um über die Kanufahrer zu berichten. Das Problem: "Das sind alles subjektive Meinungen, konkrete Zahlen gibt es nicht."

Ulrich Buchholz von der Ortsgruppe des Bund Naturschutz Forchheim geht nicht davon aus, dass wegen der Klage vermehrt ortsfremde Gewerbe zwischen Muggendorf und Ebermannstadt unterwegs waren: "Die müssen ihre Touren ja auch mehrere Wochen im Voraus planen."

Ob die Boote einem, mehreren oder keinem gewerblichen Anbieter gehörten, konnte nicht zweifelsfrei festgestellt werden, da die Kajaks nicht gekennzeichnet waren.

Dürfen auswärtige Verleiher in dem gesperrten Gebiet überhaupt agieren? Buchholz vom Bund Naturschutz sagt: Nein, denn die Schifffahrtsverordnung des Landratsamts gelte für alle gewerblichen Anbieter. Das ist allerdings ein Trugschluss. Ramona Steblein vom Landratsamt erklärt: Auswärtige Anbieter bedürfen in der Regel keiner schifffahrtsrechtlichen Genehmigung, da das Verbringen der Mietboote nicht dauerhaft und in wesentlichem Umfang zielgerichtet auf ein bestimmtes Gewässer betrieben wird. Das bestätigt auch das Verwaltungsgericht Bayreuth.

Auswärtige Anbieter unterfallen somit dem Gemeingebrauch. Und dieser Gemeingebrauch ist nicht beklagt, sondern "nur die erteilte Schifffahrtsgenehmigung gegenüber den örtlichen Verleihern", so Steblein.

Ausnahme benötigt

Eine Ausnahme werde allerdings benötigt, "sofern eine Veranstaltung mit mehr als zehn Booten geplant ist", so Steblein.

Diese muss bei der Regierung Oberfranken beantragt werden. Auf Nachfrage teilte die Regierung mit, dass für den gesperrten Zeitraum keine Genehmigungen ausgestellt.

Umgangen haben die fremden Anbieter diese Regelung scheinbar, indem sie nur neun Kanus zu Wasser gelassen haben - gewartet - nochmal neun - gewartet - und so weiter, beschreibt Bugl das Szenario an der Muggendorfer Einstiegsstelle. Für die ortsansässigen Kanuverleiher "war es ein Schlag ins Gesicht", beschreibt der Kanuverleiher René Busch das vergangene Wochenende. "Wir kümmern uns um die Ein- und Ausstiege, dass alles sauber bleibt, und dürfen selbst nicht fahren."

"Man fühlt sich veräppelt", sagt Martin Maier von Aktiv Reisen, "die steigen quasi vor unserer Nase ein". Sein Kanuverleih musste während der gesperrten Zeit mehrere Touren absagen. "Die Kunden waren natürlich verärgert", sagt er.

Auch unter der Woche

Nicht nur am Wochenende nutzen nun externe Kanuverleiher den gesperrten Streckenabschnitt. Bugl beobachtete unter der Woche zwei große Reisebusse, die zum Kanufahren einluden.

Er sieht auch die Eisvogel-Thematik künstlich aufgebauscht. "Den Eisvogel gibt es schon seit 15 Jahren. Es war immer ein Brutpaar", sagt Bugl. Mehr Brutpaare seien nicht üblich, da der Eisvogel keinen Wert auf Gesellschaft lege.

Denn den "Eisvogel interessiert das überhaupt nicht, ob da Boote rumfahren", sagt Bugl. Dem stimmt Buchholz nicht zu: "Brütende Vögel reagieren auf jede Störung und verlassen das Nest", was für die Brut nicht förderlich ist.

In erster Linie gehe es dem Bund Naturschutz um die Prüfung: "Alles, was einen Eingriff in das Schutzgebiet betrifft, muss geprüft werden", sagt Buchholz. Es gehe nicht darum, die einheimischen Gewerbe zu vertreiben.

Bugl vermutet, dass es auch am kommenden Pfingstwochenende einige Fremdanbieter zwischen Muggendorf und Ebermannstadt agieren werden. "Wenn man so ab 12 Uhr rumläuft, ist die Wiesent wieder voll", befürchtet Bugl.