Amerikanische Signalkrebse haben die heimischen Krebse ausgerottet. Im Ailsbach in der Fränkischen Schweiz wimmelt es von den Tieren. Nun gefährden sie den Fischbestand. Doch sie sind eine Delikatesse.
Essen für den Artenschutz. Diese nicht ganz neue Idee will Fischer Fritz Gebhardt aus Streitberg wieder aufgreifen. "Im Ailsbach wimmelt es nur so von Signalkrebsen", erklärt der Fischermeister. Auf einer Länge von 500 Metern hat er 40 Kilo der nachtaktiven Schalentiere gefangen und portionsweise als Delikatesse auf den Speiseteller gebracht.
Würden sich die Gastronomen der Fränkischen Schweiz solidarisch erklären und zu "Krebswochen" einladen, könnte der Bestand wenigstens etwas dezimiert werden, hofft Gebhardt. Damit die inzwischen europäisierten Flusskrebse aus Amerika sich nicht noch weiter ausbreiten, haben der Bezirksfischereiverband Oberfranken, die Teichgenossenschaft Oberfranken und der Verein Fischregion Oberfranken bereits 2005 versucht, die Anzahl der fremden Krebsarten in den heimischen Gewässern zu verringern.
Die fremden Krebse, die kein gesetzlich vorgeschriebenes Schonmaß und auch keine
Schonzeit haben, sollten als feines Lebensmittel der Bevölkerung angeboten werden. Doch dieser Versuch blieb eine Eintagsfliege. Nun will der Streitberger Fischer Gebhardt die Idee wieder aufgreifen.
Essen schafft Lebensraum "Damit könnten zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden", findet Fritz Gebhardt. Die Feinde der heimischen Krebse durch Aufessen zu vernichten, sei ein probates Mittel, um Lebensraum für die heimischen Stein- und Edelkrebse zu schaffen. Auch der Fischbestand gerate zunehmend in Gefahr: Denn der Eindringling frisst den Laich der Weißfische. "Die Artenvielfalt in unseren heimischen Gewässern geht zurück", klagt Gebhardt.
Leckere Mahlzeiten Wenn die amerikanischen Krebse auf den Speiseplan gesetzt würden, ausgerottet werden könnten sie dadurch nicht.
Selbst dann nicht, wenn sich jeder der rund 700.000 erwachsenen Oberfranken dreimal im Jahr eine Krebsmahlzeit mit jeweils fünf Krebsen leisten würde. "Erst dann wäre der Bestand an Signal- und Kamberkrebsen in unseren Flüssen auf ein erträgliches Maß geschrumpft und die kulinarische Krebssaison auf Jahre hin gesichert", rechnet der frühere Präsident des Bezirksfischereiverbands Oberfranken, Albert Schütze aus Forchheim, vor. Krebse vermehren sich nämlich enorm, da sie 50 bis 350 Eier pro Jahr legen und kaum natürliche Feinde haben.
Die ursprüngliche Heimat des Signalkrebses sind die Rocky Mountains. Seit vielen Jahren fühlt sich der amerikanische Signalkrebs aber auch in den Flüssen der Fränkischen Schweiz zuhause. Zum Leidwesen der Fischer, für die der importierte Flussbewohner inzwischen zur Plage geworden ist.
Längst hat der unter Steinen und in Löchern lebende Eindringling den heimischen Edelkrebs ausgerottet und die Herrschaft im Ailsbach, der Püttlach und der Wiesent übernommen.
Der Hintergrund: Der amerikanische Signalkrebs brachte einst einen Pilz mit, durch den die heimischen Edel- und Steinkrebse vernichtet wurden. Die aggressiven Signalkrebse tragen den Erreger der Krebspest in sich, gegen den sie zwar immun sind, dem aber die heimischen Edelkrebse zum Opfer fielen.
100.000 Signalkrebse Zudem fressen die 16 Zentimeter großen Rivalen die heimischen Steinkrebsmännchen auf und bemächtigen sich deren Weibchen. Allein im kleinen Ailsbach des Ahorntales leben heute mindestens 100.000 Signalkrebse und in den größeren Flüssen wie Itz und Main zusammen weit über zwei Millionen.
Bei der Lehranstalt für Fischerei des Bezirkes Oberfranken in Aufseß hat Gebhardt bereits offene Ohren gefunden. Ein Treffen, wann die Signalkrebse 2014 auf den Teller kommen sollen, ist für Januar geplant.
"Die beste Zeit ist der Sommer", weiß Gebhardt, denn im Juli und August sind die wechselwarmen Tiere, die ein Gewicht von 80 bis 150 Gramm erreichen, am aktivsten. Dann sind sie mit den Reusen, die mit Lachsstücken als Köder bestückt werden, am leichtesten zu fangen. Im Moment, so Gebhardt, ziehen sich die Signalkrebse in ihre Schlupflöcher zurück. Ihnen ist das Wasser schlicht zu kalt.