Kreative Stellenanzeigen im Kreis Forchheim: So suchen Arbeitgeber händeringend nach Mitarbeitern

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Superhelden gesucht! - Das katholische Kinderhaus in Bräuningshof zeigt Humor bei ihrer Zeitungsanzeige auf der Suche nach Fachkräften. Foto: Ronald Heck
Superhelden gesucht! - Das katholische Kinderhaus in Bräuningshof zeigt Humor bei ihrer Zeitungsanzeige auf der Suche nach Fachkräften. Foto: Ronald Heck
Die Zahnarztpraxis Dres. Meissner in Forchheim sucht nicht einfach nur zahnmedizinische Fachangestellte, sondern gleich "Zahnfeen". Foto: Theresa Schiffl
Die Zahnarztpraxis Dres. Meissner in Forchheim sucht nicht einfach nur zahnmedizinische Fachangestellte, sondern gleich "Zahnfeen". Foto: Theresa Schiffl
 
Die Volksbank Forchheim und der Erlebnispark Schloss Thurn haben gute Erfahrung damit gemacht, über Online-Videos auf Facebook Bewerber anzusprechen. Foto: Ronald Heck
Die Volksbank Forchheim und der Erlebnispark Schloss Thurn haben gute Erfahrung damit gemacht, über Online-Videos auf Facebook Bewerber anzusprechen. Foto: Ronald Heck
 

Im Kreis Forchheim herrscht Vollbeschäftigung: Viele Arbeitgeber in der Region müssen kreativ oder multimedial sein, um neue Mitarbeiter zu finden.

Im Kampf um Fachkräfte werden die Firmen und Institutionen in der Region immer einfallsreicher: Der katholische Kindergarten in Bräuningshof suchte kürzlich per Zeitungsannonce nicht einfach nur Mitarbeiter - sondern "Superhelden". "Weil dies leider keine offizielle Berufsbezeichnung ist, freuen wir uns über ihre Bewerbung als Fach- oder Ergänzungskraft", heißt es augenzwinkernd.

Auch auf der Straße in Forchheim begegnen einem Jobangebote, die zum Schmunzeln anregen: Die Zahnarztpraxis Meissner sucht mit einem großen, grünen Schild nach einer "Zahnfee", die bei ihnen arbeiten möchte. "Wir geben uns besonders viel Mühe, um neue zahnmedizinische Fachangestellte zu finden", sagt die Praxismitarbeiterin Isabella Knauer. Aktuell sei es nicht leicht, neue Angestellte zu bekommen. Deshalb buhlt die Zahnarztpraxis auch auf ihrer Homepage und auf Facebook um die Gunst möglicher Bewerberinnnen und Bewerber. Die Praxis werbe dort unter anderem mit Fortbildungsmöglichkeiten und flexiblen Arbeitszeiten.

"Wohlfühlfaktor" immer wichtiger

"Die Arbeitgeber müssen zeigen, was sie zu bieten haben, indem sie ihr Alleinstellungsmerkmal verdeutlichen", weiß Wilhelm Schmitt von der Agentur für Arbeit. Die Beschäftigungssituation im Kreis Forchheim ist statistisch sehr gut (siehe Infobox). Mit einer Arbeitslosenquote von 2,2 herrsche im Landkreis quasi "Vollbeschäftigung", so der Teamleiter des Arbeitgeber-Services für die Region Bamberg-Forchheim. Die Kehrseite: Vor allem im Handwerk, in der Pflege und in der Gastronomie fehlen Arbeitskräfte. Um überhaupt Bewerber zu bekommen, spiele deshalb der "Wohlfühlfaktor" eines Arbeitgebers eine immer wichtigere Rolle.

Der Geschäftsführer des Erlebnisparks Schloss Thurn, Benedikt Graf von Bentzel, weiß aus eigener Erfahrung: Auf einfache Stellenanzeigen würden sich kaum noch Menschen bewerben. Deshalb hat er auf der Suche nach neuen Mitarbeiter extra Videos drehen lassen.

 

Der Werbe-Clip "Komm auch DU in unser Team" zeigt Eindrücke aus dem Erlebnispark, untermalt von eingängiger Musik und lässt eine Mitarbeiterin dafür werben, beim Schloss Thurn zu arbeiten. Über Facebook wurde die Video-Stellenanzeige verbreitet und hatte Erfolg: Mehrere Bewerber hätten sich gemeldet.

Auch die Volksbank Forchheim nutzt bei der Azubi- und Mitarbeiter-Suche Facebook-Videos. "Über solche pfiffigen Ideen, wollen wir gerade junge Leute ansprechen", erklärt Carola Welker, die bei der Volksbank die Ansprechpartnerin für Ausbildung ist. Mit den Videos erreiche die Volksbank mehr mögliche Bewerber. "Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht", sagt Welker.

 

Das Internet sei bei der Personalakquise nicht mehr wegzudenken, betont Graf von Bentzel, der auch Vorstand des Regionalmanagements Wirtschaftsregion Bamberg-Forchheim (kurz WiR) ist. Zudem habe sich die Kommunikation mit den Bewerbern verändert: Die meisten Bewerbungsschreiben kommen per E-Mail. Beim Erlebnispark Schloss Thurn können sich Bewerber aber auch mit dem Smartphone über den Kurznachrichtendienst Whatsapp melden. "Bei der Personalsuche müssen sich die Unternehmen heutzutage einiges einfallen lassen", sagt Graf von Bentzel.

In der Forchheimer Zahnarztpraxis Meissner hat sich die Kreativität ausgezahlt, sagt Isabella Knauer. "Durch die Kampagne haben sich einige beworben und erst vor kurzem hat eine neue Kollegin bei uns angefangen!" Und so hat die Praxis eine neue "Zahnfee" gefunden.

Arbeitsmarkt in Forchheim

Quote Im Landkreis Forchheim ging die Zahl der Arbeitslosen im November erneut zurück. Sie verringerte sich um 22 Menschen (1,5 Prozent) auf 1455. Die Arbeitslosenquote blieb damit unverändert bei 2,2 Prozent (Vorjahresniveau 2,5 Prozent). Im November bekam der die Agentur für Arbeit 232 sozialversicherungspflichtige Jobangebote gemeldet, 15,9 Prozent (44) weniger als im November vor einem Jahr. Im Bestand gibt es aktuell 1144 offene Stellen.

Vollbeschäftigung Grundsätzlich bedeutet Vollbeschäftigung, dass alle arbeitswilligen Arbeitnehmer einen zumutbaren Arbeitsplatz finden können. In der Praxis wird davon ausgegangen, dass immer eine bestimmte Menge an Arbeitnehmern den Arbeitsplatz gerade wechselt, so dass Vollbeschäftigung nicht erst bei einer Arbeitslosenquote von 0 Prozent vorliegt, sondern bereits bei rund 2 Prozent. Eine allgemeingültige Definition gibt es aber nicht.