Krähen hinterlassen auf Forchheimer Friedhof viele weiße Flecken

2 Min
Trotz wöchentlicher Reinigung sieht das Grab so aus. Fotos: Ekkehard Roepert
Trotz wöchentlicher Reinigung sieht das Grab so aus. Fotos: Ekkehard Roepert
Krähen verhindern, dass hier noch jemand Platz nimmt.
Krähen verhindern, dass hier noch jemand Platz nimmt.
 
Planen sollen Pflanzen schützen.
Planen sollen Pflanzen schützen.
 
Die Blumen gehen fast unter.
Die Blumen gehen fast unter.
 
Auch Abfallkübel sind betroffen.
Auch Abfallkübel sind betroffen.
 
 
 

Es ist nicht das Krächzen der Krähen, das die Forchheimer bei der Grabpflege stört. Das Verhalten dieser Vögel wirkt wie ein Protest: Seit die Bäume am Bahndamm gefällt wurden, versammeln sich die Krähen scharenweise auf den Hainbuchen des Neuen Friedhofes in Forchheim und entleeren sich über den Gräbern.

"Irgendwas muss dahinten passieren", sagt Maria L. (Name von der Redaktion geändert), die etwa jeden zweiten Tag den Neuen Friedhof besucht. Betroffen sei nicht nur das Grab, in dem ihre Eltern und ihrer Tochter liegen, sondern der ganze hintere Teil des Friedhofes neben den Eisenbahngleisen. Die meisten Gräber unter den Buchen nahe der Bahnstrecke sind von den Kot-Attacken der Krähen gezeichnet; der Gehweg und die Bänke sind weiß befleckt.


Mit Handschuhen am Grab


Maria L. hat Teile ihres Familiengrabes mit Planen und Zeitungen abgedeckt, weil die ätzenden Exkremente der Vögel die Bepflanzung ruinieren. "Der Efeu ist schon vom Kot kaputt gemacht", klagt Maria L. Mindestens einmal in der Woche kommt sie mit einem Wassereimer, einer Wurzelbürste und Handschuhen zum Grab.
Sie schrubbt die Einfriedung und den Stein.
Beim Friedhofsamt war sie, beim Bau- und Grün-Betrieb der Stadt und beim Gesundheitsamt. Dort riet man ihr, beim Schrubben des Grabes Handschuhe zu tragen, der Kot sei giftig.


Saatkrähe genießt Schutz


Walter Mirschberger hat Hilfe zugesagt. Aber das Krähen-Problem sei nicht so einfach in den Griff zu kriegen, gibt der Chef der Bau- und Grün-Betriebe zu bedenken. "Vielleicht werden wir einige Äste über den Gräbern abschneiden." Das Jagen der Tiere sei jedenfalls verboten, "die Saatkrähe steht unter Naturschutz". Und Methoden des "Verschreckens" dürften am Friedhof wohl auch keine Lösung sein, sagt Mirschberger. "Wir können nicht Lärm machen, wo die Menschen in stiller Einkehr sind."
Mit Maria L. teilt mit Walter Mirschberger die These, dass die Krähen den hinteren Teil des Friedhofes belagern, seit die Pappeln dem Bau der Moschee weichen mussten und nun die Bäume entlang der Bahnlinie dem Ausbau der ICE-Strecke.

"Sie kommen vom Kellerwald runtergeflogen", wundert sich Maria L., die im Osten der Stadt wohnt. "Ich weiß nicht, was die Krähen hier treiben." Die Friedhofsbesucherin weiß nur, dass ihr Ärger wächst.
Denn die Friedhofsverwaltung lege ja großen Wert auf die Pflege der Gräber. Maria L. zeigt auf ein Holzkreuz in der Nähe ihres Grabes. Eine gelbe Plakette klebt auf dem Kreuz. Solche Hinweise in Schwarz auf Gelb seien immer wieder zu lesen. "Grabstätte ist ungepflegt", steht auf jenen Plaketten. Sie fordern die "Angehörigen" auf, ihr Grab zu pflegen. Die gelben Plaketten der Friedhofsverwaltung enthalten sogar eine Warnung: "Nach der Friedhofssatzung werden nicht gepflegte Gräber abgeräumt und eingeebnet."

Wenn sie das lese, ärgere sie sich gewaltig, sagt Maria L. Die einen würden aufgefordert, ihr Grab zu pflegen, während sie trotz intensiver Pflege vor einem verunreinigten Grab stehe. Das eine habe mit dem anderen nichts zu tun, betonen Walter Mirschberger und Herbert Fuchs (Chef im Amt für öffentliches Grün): Bei der Stadt gebe es keine Kontrolleure, die den Zustand von Gräbern beurteilten.

Wenn es Beschwerden gebe, dann kämen die von den Angehörigen der Nachbargräber. "Die Friedhofsverwaltung bringt die gelben Hinweise an, wenn die Laufzeit abgelaufen ist, die Grabstätte verwildert und wir keinen Ansprechpartner mehr haben", sagt Herbert Fuchs. Abgeräumt würden Gräber erst dann, wenn sich ein Jahr nach Ende der Laufzeit "keiner mehr rührt".

Fest entschlossen, sich zu rühren, ist dagegen Maria L. - so lange, bis eine Lösung im Umgang mit den Krähen gefunden ist. Vielleicht käme sogar eine Verlegung der Gräber während des ICE-Ausbaus in Frage?
Doch Walter Mirschberger winkt ab. "Die Gräber sind nicht tangiert." Die aktuelle Friedhofsgrenze sei trotz der Nähe zur Bahnlinie vom vierspurigen Ausbau nicht betroffen.