Kosten für Gymnasium in Ebermannstadt explodieren

3 Min
Im Vorraum der Bibliothek und im Archiv, wo dieses Foto mit Schulleiter Erhardt Herrmann entstand, gibt es statische Probleme. Foto: Josef Hofbauer
Im Vorraum der Bibliothek und im Archiv, wo dieses Foto mit Schulleiter Erhardt Herrmann entstand,  gibt es statische Probleme.  Foto:  Josef Hofbauer

Die Kosten für die Generalsanierung des Gymnasiums Fränkische Schweiz in Ebermannstadt explodieren. Nach dem detaillierten Fachgutachten erhöht sich die Summe von ursprünglich geschätzten 6,6 Millionen auf fast 12 Millionen Euro.

Für etliche Zeit stand der Forchheimer Kreisausschuss unter Schockstarre - als klar wurde, dass der Ansatz von 7,4 Millionen Euro für die Generalsanierung des Gymnasiums Fränkische Schweiz (GFS) in Ebermannstadt keinesfalls zu halten sind. 3, 8 Millionen Euro mehr haben die Architekten des Planungsbüros Rohling (Pbr) aufgelistet.
Besonders die Anforderungen für den Brandschutz wurde bei der ersten Kostenschätzung (6,6 Millionen Euro) im März nicht berücksichtigt. Ebenso wurde damals außer acht gelassen, dass die Heizung an das energetisch sanierte Gebäude anzupassen ist und das Kanal- und Wasserleitungssystem 40 Jahre abgenutzt wurde.
Das größte Problem beim Brandschutz sind die Flure, die als Fluchttunnel eine Feuerwiderstandszeit von 90 Minuten (wegen der Größe des Gebäudes) haben müssen. Die Oberlichter dort erfüllen diese Vorgabe nicht.
Nicht zulässig sind zudem, so Architekt Joachim Deck, die elektrischen Kabel und Verteilerkästen in den Fluren, durch die die gesamte Installation verläuft. Und für den zweiten Fluchtweg nach dem Brandschutzkonzept müssen Türen ausgewechselt werden.


Regeln von 1970


Auf den Bestandsschutz und damit das Gelten der DIN-Regeln von 1970 könne man sich hier nicht berufen, da eben diese beim Bau schon nicht eingehalten worden seien. Ein Knackpunkt sind dabei die verlorenen Schalungen unter den Betondecken, die wiederum durch Formaldehyd belastete Materialien abgehängt sind.
Stefan Götz von der Fachbereichsleitung Hochbau im Landratsamt berief sich dabei auf die Vorgaben des staatlich geprüften Sachverständigen. Ein Teil der Mängel könnten durch eine Meldeanlage mit Direktkontakt zur Feuerwehr kompensiert werden.
Auch in anderen Baubereichen wurden jetzt nach den eingehenden Voruntersuchungen noch erhebliche Nachbesserungen eingefordert: Die Fassaden-Fertigelemente sind nicht nicht stabil genug für die neuen schwereren Fenster. Hier müssen Stahl-Unterkonstruktionen montiert werden.
Statisch überbelastet ist die Bibliothek. Provisorisch lässt hier Schulleiter Erhard Hermann bereits Abhilfe schaffen, indem Bücher ausgelagert werden. Eine Notlösung.
Ein Teil der Entwässerungsleitungen ist marode und sogar gebrochen. Der teuerste Schaden liegt just vier Meter unter dem Vordach des Haupteingangs. Hier muss mindestens die Bodenplatte abgebrochen werden.

Hygienische Bedenken

Die Heizung, deren Austausch und Anpassung bislang nicht vorgesehen war, wurde etwa 30 Jahre als offene Anlage geführt. Damit korrodierten durch den Sauerstoff Bauteile. Viele Heizkörper sind überdimensioniert. Bei der Trinkwasserversorgung bestehen hygienische Bedenken. Bei der Voruntersuchung wurden Verkrustungen gefunden und stehendes Wasser, das mit Legionellen verseucht war. Da eine luftdichte Bauweise angestrebt werde, müsse auch für die Lüftung gesorgt werden; in den Klassenräumen aber auch in den Serverräumen.
Die Ausschussmitglieder reagierten auf die lange Auflistung unwillig. Jürgen Kränzlein (SPD) fragte als erstes nach der Qualität der Kostenschätzung vom Frühjahr. "Ich als Laie habe mir schon gedacht, dass die Heizkörper rausmüssen. Das muss doch auch der Gutachter gewusst haben, dass das nicht dem Stand der Technik entspricht?" Landrat Reinhardt Glauber (FW) warnte als erstes vor Hysterie im Gremium, räumte aber sofort ein, er habe auch schon seine Verwaltung gefragt, ob man das Geld für das erste Gutachten zurückerhalten könne.
"Kassandra war noch nie beliebt", gab Peter Eismann (CSU) seinen Berufskollegen Rückendeckung. Er sei beim Lesen geschockt gewesen, bekannte er. Trotzdem fragte er an, was noch komme, steige man noch tiefer in die Planungen ein. "Durch diese Kostenmehrung ist das 30-Millionen-Paket für die Sanierung der drei Schulen aufgelöst", stellte er übereinstimmend mit Kränzlein fest. Beide baten um "Luft und Zeit" für neuerliche Beratungen. "Wir müssen uns zurückziehen."


Kränzlein hakt nach


Kränzlein hakte noch nach, ob die Kosten beim GFS wegen der Deckelung vielleicht so niedrig ausgefallen seien. Der Gößweinsteiner regte an, auch die anderen Generalsanierungen auf den Prüfstand zu stellen. Bei der Georg-Hartmann-Realschule ist dies bereits der Fall. Auch hier untersucht das Fachbüro.
"Das schmerzt", räumte Deck ein. In seiner Tätigkeit habe er gelernt: Man muss sehr früh feststellen, wo die Probleme liegen. Das gebe größtmögliche Sicherheit in der Bauphase. Gleichwohl geht Deck immer noch von einer "Unschärfe von plus/minus 20 Prozent aus.


Verständnis für Schüler


Peter Kaiser forderte, jeden Punkt einzeln zu überprüfen. Und wies darauf hin, dass DIN-Normen nur verpflichtend seien, wenn sie sicherheitsrelevant sind. Das treffe auf den Schallschutz nicht zu. Dagegen wehrte sich der Schulleiter massiv. Er erlebe die Hellhörigkeit bei jedem seiner Unterrichtsbesuche. "Auch Schülern stehen angemessene Arbeitsbedingungen zu." Hermann sieht dringenden Handlungsbedarf. "Die Schüler sind es wert."
Alle Schüler. Das ist aus Reinhold Otzelbergers Redebeitrag abzuleiten. Der Forchheimer SPD-Mann und Lehrer am Ehrenbürg-Gymnasium forderte die Gleichbehandlung aller Schulen des Pakets, die alle etwa 40 Jahre alt sind.