Ein Ehepaar aus Unterleinleiter leidet seit vier Jahrzehnten in regelmäßigen Abständen unter einem Gestank, der sie an den Geruch von Katzenkot erinnert. Als Verursacher haben sie ein Kohlekraftwerk in Tschechien im Verdacht.
"Den Gestank bekommt man kaum heraus", ärgert sich Herbert Gruber (Name geändert). Gerade war er im Keller, und hat die Türen und Fenster zum Lüften aufgerissen. Die Tür zum Flur und auch die Haustüre sind schon geöffnet. "Heute ist der Gestank mal wieder so intensiv, dass einem davon regelrecht schlecht wird", schimpfen er und seine Ehefrau.
Der Geruch im Haus erinnert ihn an die Ausscheidungen einer Katze. Herbert und Anna Gruber kennen den Geruch hier seit 1975, seit dem Jahr, als sie nach Unterleinleiter gezogen sind.
Penetranter Geruch Vier Jahre später war Herbert Gruber, der Revisionsdirektor beim bayerischen kommunalen Prüfungsverband war, beruflich beim Landratsamt in Wunsiedel zur Prüfung. Auch dort wehte ihm der starke Geruch um die Nase. Der "Katzendreckgestank", wie ihn die Mitarbeiter des Landratsamts in Wunsiedel und die Bevölkerung nennen, kommt aus dem tschechischen Sokolov (Deutsch: Falkenau). Dort im böhmischen Falkenau gibt es ein Kohlekraftwerk, so klärte man Gruber seinerzeit auf. Seither kennt er den Grund für diesen penetranten Geruch. Die Luft staue sich wohl aufgrund der Lage seines Hauses und der Stützmauer im Garten.
Zweifel im Landratsamt Bei den hinteren Kellerschächten drücke das Gas dann nach innen. Wer den Geruch nicht kennt, könne sich keine Vorstellung davon machen. "Wir können nicht auswandern, auch die Behörden können nichts für den Gestank", sagt Anna Gruber.
Als die Kinder des Ehepaares noch klein waren, war in einer Zeitung von dem katzendreckartigen Geruch von einem Kraftwerk die Rede. Während Herbert Gruber unter der Woche beruflich unterwegs war, lebten die Ehefrau und ihre Kinder mit den Geruch, der natürlich nicht immer in die Nase steigt, sondern nur, wenn das Wetter entsprechend ist. "Wenn der Wind von Osten kommt. Kein scharfer Wind, ein Lüftchen würde man es nennen", sagt Gruber.
"Die Windrichtung könnte passen", sagt Franz Dittrich, Leiter des Umweltreferats am Landratsamt Forchheim. Allerdings könne er sich aufgrund der Entfernung und des dadurch entstehenden Verdünnungseffekts kaum vorstellen, dass vom Kohlekraftwerk hier noch etwas zu riechen sei.
Andererseits habe es ja schon die tollsten Sachen gegeben. Der Saharastaub, der auch hier vom Himmel gefallen ist. Die Sache mit dem vermeintlichen Geruch aus Braunkohlekraftwerken kennt er aus der Presse. Dittrich weiß aber auch, wie schwierig es ist, bei Geruchsemissionen eine definitive Quelle zu finden. Der Geruch könne auch von einer normalen Hausfeuerungsanlage kommen, die von manchen als Müllverbrennung verwendet werde.
Das gibt der Leiter des Umweltreferats zu bedenken und würde sich schon wünschen, dass das Landratsamt über derartige Geruchsbildung informiert würde.
Schon in den 80ern Doch Herbert Gruber bleibt seiner Aussage mit dem Kohlekraftwerk. "Eine normale Geruchsbelästigung würde verschwinden", sagt er und schließt eine Hausheizung als Ursache aus.
Abgesehen davon, dass kein Rauch zu sehen sei, würde in der Nachbarschaft nur mit Öl oder Gas geheizt werden. Die Nachbarn selbst haben den Geruch ebenfalls schon wahrgenommen. Sie klagten sogar teils über Kopfschmerzen, erklärt Anna Gruber. Auch eine junge Familie, die in den 80er-Jahren ein Haus in der Nachbarschaft erwerben wollte, roch diesen Gestank und verzichtete auf ein Haus in dieser Straße. Von den Belästigungen, die wie Katzendreck riechen, ist Unterleinleiters Bürgermeister Gerhard Riediger (NWG) überrascht. Denn davon sei ihm nichts bekannt, obwohl er seit 1979 in Unterleinleiter lebe, sehr geruchsempfindlich und auch im Ort gut integriert sei.
Der Geruch aber ist nicht immer und überall riechbar. Zieht man auf der Landkarte eine Linie, kann man Wunsiedel und Forchheim durchaus auf einer Luftlinie sehen. Nur ungefähr 50 Kilometer ist Sokolov von Wunsiedel entfernt. "Der Geruch ist bei uns als ,Katzendreckgestank' bekannt. Er war aber vor Jahren intensiver", sagt Horst Martini. Er ist Pressesprecher des Landratsamts in Wunsiedel.
Keine Meldungen Von der Geruchsbildung war schon in den 80er-Jahren die Rede gewesen. In Sokolov steht eine Art Hydrierwerk, in dem mit Braunkohle gearbeitet wird. In dem Hydrierwerk kam es öfters zu Störungen und dann zur intensiven Geruchsbildung, informiert der Pressesprecher aus Wunsiedel.
Allerdings erhielt das Landratsamt Wunsiedel immer eine Meldung aus dem Werk, wenn einmal wieder etwas passiert war. Eine Meldung, die auf eine Betriebsstörung hinweisen würde, habe es aber nun schon länger nicht mehr gegeben.
Die Hoffnung bleibt Allerdings kommen aus der Wunsiedler Bevölkerung immer wieder Aussagen über den "Katzendreckgestank" aus dem tschechischen Werk.
Herbert Gruber wünscht sich, dass endlich einmal entsprechende Luftproben genommen werden. Damit der Gestank genau zugeordnet und identifiziert werden könnte.
Ich finde es gut, das der FT sich indvidueller Probleme annimmt, aber wäre es nicht sinnvoll, dass auch gut zu recherchieren? Dies ist hier glaube ich nicht gelungen. Solche Artikel traut man nur einschlägigen "Revolverblättern" zu. Scheinbar lebt das Ehepaar ohne Nachbarn, die man dazu hätte vielleicht auch befragen können.
Ebenso finde ich es etwas seltsam, dass hier die Namen zum "Schutz" der Bürger geändert wurden, sonst wird mit der Veröffentlichung der Namen nicht so zimperlich umgegangen (Berichte von Gemeinderatssitzungen).
Genauso wurde scheinbar auch außer Acht gelassen, wie sich so ein negativer Artikel (berechtigt oder an den Haaren herbeigezogen) auf den ganzen Ort auswirkt.
Als treuer FT-Leser muss ich mir schon überlegen, ob ich so "schwache" Leistungen weiter mit meinem Geld unterstützen werde.
Ich finde es ja gut, dass persöhnliche Probleme und Anliegen aufgegriffen werden,aber wäre es nicht sinnvoll, dies etwas besser zurecherchieren,nicht so einseitig zu veröffentlichen. Wurden dazu vielleicht auch Nachbarn evtl andere Betroffene befragt, oder gibt es da keine?
Ebenso ist es ja interessant, dass der Name geändert wurde, wahrscheinlich zum Schutz der Bürger, aber sonst wird da auch nicht so zimperlich damit umgegangen ( Namennennung von Nachbarn in Berichten von Gemeinderatssitzungen).
Genauso, wurden sich evtl. Gedanken gemacht, was so ein Artikel für Schaden am Ruf des Ortes macht?
Als treuer FT-Leser muss ich mir überlegen, obich so etwas weiter mit meinem Geld unterstützen möchte.
Die Entfernung beträgt 140km, dann müßte sehr oft Ostwind wehen, was alleine in unseren Breiten eher selten der Fall ist.
Das Ehepaar und der Herr Dittrich sollten sich lieber mal die Feuerstellen der umliegenden (Bauern-)Häuser annehmen, da wird man wohl eher fündig. Wenn ich mir so ansehe, wie fleißig Sondermüll bei meinen Nachbarn tagtäglich im Uraltofen landet, ist das wohl eher die Lösung. Nur das Problem wird anscheinend nicht angegangen, wobei ich mich frage, wozu es die zum Jahr 2015 gesetzliche Verschärfung der Filterpflicht gibt.
Und um irgendwelchen Anfeindungen entgegenzuwirken, ich entstamme aus der unmittelbaren Umgebung der BASF. In den 60er, 70er Jahren stank der Laden zum Himmel und zwar etwa im Umkreis von 20km um das Chemiewerk herum, aber mitnichten 140km weit und mit den Umweltauflagen Anfang der 80er verschwand der Gestank. Und oh Wunder auch im Rhein, welcher eine reine Kloake war, schwimmen mittlerweile sogar wieder Lachse.