Kitzrettung im Landkreis Forchheim: Wenn Bambi noch einmal Glück hat

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Jessica Sebald päppelt am Sternenhof in Gößweinstein Rehkitz "Sissi" auf. Fotos: Barbara Herbst
Jessica Sebald päppelt am Sternenhof in Gößweinstein Rehkitz "Sissi" auf. Fotos: Barbara Herbst
 
 
 
 
 
Foto: privat
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Jedes Jahr werden Rehkitze, die sich in Wiesen verstecken, durch Mähmaschinen getötet. Ein Pinzberger Verein sammelt deshalb Spenden, um eine Drohne zu kaufen. In Niedermirsberg wird schon länger auf diese Technik gesetzt.

Wenn im Frühjahr die Natur erwacht, endet das für manche Rehkitze mit dem Tod. Meist zwischen Mai und Juni verstecken Geißen ihre Kitze im hohen Gras der Felder und Wiesen. Wenn dann Mähmaschinen mit ihren messerscharfen Sensen über die Wiesen fahren, springen Rehkitze nicht weg, sondern setzen sich noch tiefer in das Gras. Ein Szenario, das für die jungen Rehe oft blutig endet.

Zum Sternenhof in Gößweinstein werden deshalb immer wieder verletzte Rehkitze gebracht. Jessica Sebald, die Inhaberin des Hofes, päppelt derzeit "Sissi" auf, ein Kitz, das Fußgänger am Straßenrand gefunden haben. Zum Glück unverletzt.

Acht Kitze verletzt

Acht Kitze seien im vergangenen Jahr zur ihr gebracht worden, die beim Mähen verletzt wurden. Vier davon mussten sofort erlegt werden. "Das ist oft unnötige Quälerei. Meistens haben die Kitze keine Chance mehr", spricht Sebald die traurige Wahrheit aus. Um das zu verhindern, läuft sie selbst bei Absuchaktionen mit.

Andere Maßnahmen wie Vogelscheuchen oder bunte Bänder an der Wiese helfen nur bedingt: Wenn die Vogelscheuche zu lange vor dem Mähen aufgestellt wird, bringt die Geiß das Kitz trotzdem zurück auf die Wiese.

Die Erfahrung hat auch Ulrich Wagner gemacht. Er ist Jäger in Pinzberg und sucht dort seit vielen Jahren mit Jägern und Freiwilligen zur Setzzeit die Wiesen ab. Neun Kitze haben er und andere Freiwillige in diesem Jahr bereits gefunden. Dafür braucht es viel Zeit und vor allem viele Helfer. Zu Fuß brauchen die Sucher für zehn Hektar rund vier Stunden. "Alleine würde das viel länger dauern", sagt der Jäger.

Außerdem, erklärt Wagner: Selbst beim Absuchen könnten hin und wieder Kitze übersehen werden. Oder die Geiß legt die Kitze in der Zeit zwischen Absuchen und Mähen wieder in das Gras zurück.

Deshalb will der Verein "Kitzrettung Pinzberg und Umgebung" Geld für eine Drohne mit Wärmebildkamera sammeln. Mit dieser sollen die Wiesen vor dem Mähen nach Tieren abgesucht werden. Im Juli 2018 hat Wagner mit Jägern und Helfern den gemeinnützigen Verein gegründet.

Spenden für eine Drohne

Damit die Kitze von einer Drohne tatsächlich entdeckt werden, kommt es auf eine gute Technik und das nötige Fachwissen an. Für eine gute Drohne rechnet Wagner deshalb rund 15 000 Euro ein. Die können dann bis zu 60 Meter hoch fliegen. "Damit findet man teilweise sogar Hasen" sagt er.

Außerdem braucht der Pilot Erfahrung, um die Drohne richtig bedienen zu können. Als Kommandant der Feuerwehr Pinzberg hat Wagner bereits mit einer Wärmebildkamera gearbeitet. Durch Spenden soll das Gerät finanziert und dann ehrenamtlich verwendet werden. Rund 5200 Euro hat der Verein schon gesammelt.

Die Verantwortung für die Kitzrettung liegt aber immer noch per Gesetz bei den Landwirten, betont Wagner. Die Zusammenarbeit mit diesen habe sich aber verbessert. Manche schicken ihm vor dem Mähen sogar Google Maps-Grafiken (eine virtuelle Landkarte), auf denen die Felder eingezeichnet sind, die gemäht werden.

In Niedermirsberg setzt Revierleiter Peter Stumpf schon seit ein paar Jahren auf die Hilfe einer Drohne. Die gehört Matthias Schuster, der mit dem Fluggerät sein Hobby zum Beruf gemacht hat. "Das ist die wirkungsvollste Art", ist Stumpf überzeugt. Fünf Kitze konnten in Niedermirsberg im vergangenen Jahr allein durch die Drohne gerettet werden.

Jäger muss Bescheid wissen

Dafür müssen die Landwirte am Abend, bevor sie mähen, dem Jäger Bescheid geben. Meist koordiniert er dann gleich mehrere Einsätze in Absprache mit Schuster. In der Dämmerung, gegen fünf Uhr, fliegt Schuster dann die Wiesen ab. "Punktgenau", sagt Stumpf.

Sollte ein Landwirt seine Wiese ohne Absuchen mähen und dabei ein Tier töten, würde Stumpf auch nicht vor einer Anzeige zurückschrecken. Zu schlimm sind die Erinnerungen: "Wenn man das einmal gesehen hat, wie einem Kitz alle vier Läufe abgetrennt wurden und es schaut einen mit seinen großen Augen an."

So können Sie helfen: Spendenkonto und der richtige Umgang mit Rehkitzen

Verwaiste Rehkitze Prüfen Sie zunächst, ob das Tier überhaupt Hilfe braucht. Kitze, die sich tagsüber allein im Gras oder Büschen befinden, sind nicht immer mutterlos. Die Mutter sucht es regelmäßig zum Stillen auf und entfernt sich dann wieder. Da das Kitz noch nicht folgen kann, legt sie es geschützt im Versteck ab. Sollte das Kitz jedoch über längere Zeit keinen Besuch der Mutter mehr bekommen haben, wird es bald nach ihr fiepen. Dann muss die Situation beobachtet werden.

Spenden Wer den Verein "Kitzrettung Pinzberg und Umgebung" finanziell unterstützen möchte, kann dies unter folgendem Spendenkonto: IBAN DE29 8306 5408 0004 0975 80; BIC: GENO DEF1 SLR; Verwendungszweck: Spendenaktion Kitz und Anschrift (für die Spendenbescheinigung).

Quelle: www.rehkitzrettung.defr