Kirchweih in Affalterthal: Kerwabursch fällt vor seiner Franziska auf die Knie

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Das Aufstellen des Kerwabaumes vor der Kulisse der Dorfkirche, die schon 1375 erstmals erwähnt wurde.
Das Aufstellen des Kerwabaumes vor der Kulisse der Dorfkirche, die schon 1375 erstmals erwähnt wurde.
Das Kerwakönigspaar Benni und Melanie Gemählich Foto: Reinhard Löwisch
Das Kerwakönigspaar Benni und Melanie Gemählich Foto: Reinhard Löwisch
 

Auf der traditionellen Kirchweih in Affalterthal stahl ein Bruder dem anderen beim Betzenaustanzen die Schau. Er fiel auf die Knie.

Es war eine Kirchweih, die alles hatte, was man dazu braucht, und trotzdem war sie anders: Baumaufstellen, Festgottesdienst, Feiern, Sammeln und Betzenaustanzen. Der Höhepunkt war gleichzeitig ein Abschied: Die Gemählich-Brüder fallen künftig für das Austanzen aus. Der eine hat schon geheiratet, der zweite hat seiner Franziska beim Baumaustanzen einen Heiratsantrag gemacht.

Der 643. Jahrestag der Einweihung der Dorfkirche (1375 erstmals erwähnt) ist ein großes Fest im Dorf, das auch den Gemeinschaftsgeist fördert, weil alle unverheirateten jungen Burschen mithelfen, die Herbstkirchweih zu organisieren. Mit schwarzem Sweatshirts, auf dem der Spitzname steht, mit schwarzer Jacke und schwarzem Hut, an der die "Dicke-Berta"-Zigarre hängt, und personifiziertem eigenem Bierkrug ging es mit dem Einsingen im Wirtshaus Dietel los. Es werden alte Lieder und Gstanzl vorgetragen, die schon Generationen vor ihnen sangen, um sich auf die Kirchweih einzustimmen. Dann wurde bei Wind und Schneetreiben der Kirchweihbaum umgesägt, ins Dorf gebracht und unter dem Singen alter Liedstrophen am Dorfplatz feierlich aufgestellt. Anschließend trafen sich die Burschen und ihre Helfer im Mehrzweckhaus, um bei fränkischer Blasmusik das Aufstellen zu feiern.

Der Sonntag begann mit dem Festgottesdienst, gehalten von Ortspfarrer Michael Maul. Nach dem Frühschoppen im Wirtshaus war die Zeit des "Rumspielens". Trotz Nieselregens zogen die Kerwaburschen von Haustür zu Haustür und sammelten Geld, das mittlerweile vor allem für die Saalmiete und für die Kerwa-Musik ausgegeben wird. Ein Eicher-Traktor - die Affalterthaler besitzen mittlerweile mehr als 30 dieser funktionstüchtigen Oldtimerbulldogs -, an dem ein alter Heuwagen hing, begleitete die Burschen durchs Dorf, was mehrere Stunden dauerte. Anschließend zog der Pulk ins Wirtshaus ein. Hier sorgte die Blasmusik bis zum späten Abend für ausgelassene Stimmung. Den Abschluss des Festabends markieren das Frankenlied und die Bayernhymne.

Endspurt

Am Montag war der Endspurt der Kirchweih mit einer Stimmungskapelle. Am Abend wurde der Kerwakönig ermittelt. Dazu marschierten die Kerwaburschen mit ihren Mädchen unter musikalischer Begleitung zur Dorfwiese. Dort liefen sie bei Fackelschein viele Minuten lang um den Kirchweihbaum herum. Dabei wurden wieder alte Kirchweih-Gstanzl gesungen und ein Blumengesteck wanderte von Paar zu Paar, bis ein vorher eingestellter Wecker zu schellen begann. Wer zu dem Zeitpunkt das Gesteck in Händen hält, ist Kerwakönig. In diesem Jahr wurden es "Benni" Gemählich mit Ehefrau Melanie. Die Schau stahl ihnen jedoch sein Bruder Philipp: Während des Umgangs zum Ermitteln des Kerwakönigs blieb er plötzlich stehen, fiel auf die Knie und machte seiner Freundin Franziska einen Heiratsantrag, den jene freudig annahm. Der Wermutstropfen dabei: Beide Brüder müssen mit Erreichen des Heiratsstatus ihre Mitgliedschaft bei den Kerwaburschen aufgeben. Jetzt sind es nur noch neun.