Wie können Flüchtlinge in Ausbildung und Arbeit gebracht werden? Eine Antwort suchte der Beirat des Job-Centers an einem Runden Tisch. Im Landkreis Forchheim sind Azubis mit den nötigen Deutschkenntnissen bislang nicht in Sicht.
Am Ende wirkten die Pädagogen, Kreisräte, Verwaltungsexperten, die ehrenamtlichen Helfer und Vertreter von Wohlfahrtsverbänden etwas ratlos. Sie waren am Dienstag einer Einladung des Job-Center-Beirates gefolgt. Im Sitzungssaal des Landratsamtes gingen sie der Frage nach: Wie können Flüchtlinge und Migranten ausgebildet, wie können sie in den Arbeitsprozess integriert werden?
Am häufigsten war an diesem Nachmittag am Runden Tisch das Wort "Potenzial" zu hören. Dass die Flüchtlinge und Asylbewerber ausreichend davon mitbringen, um die deutsche Gesellschaft zu bereichern, das bezweifelte niemand. Doch an der Koordinationsstruktur der staatlichen Helfer gab es große Zweifel. "Die Potenziale werden an keiner Stelle erfasst", kritisierte Elisabeth Bräunig, Leiterin der Staatlichen Berufsschule Forchheim, die viel mehr lernwillige Flüchtlinge vor der Tür stehen hat, als unterrichtet werden können.
Test in Echtzeit
Lisa Badum, Vorsitzende des Job-Center-Beirates und Grüne Kreisrätin, regte eine "Initiative für einen Forchheimer Ausbildungsmarkt für Flüchtlinge" an. Sie erzählte davon, wie schwierig es beispielsweise gewesen sei, einen jungen Mann aus Äthiopien in einem Pflegeheim zu beschäftigen - und dies, obwohl er bereits fünf Jahre in einem Land lebe, in dem Pflegenotstand herrsche. Um die Abläufe zu beschleunigen, regte Lisa Badum an, die Angebote der Helfer bei der Agentur für Arbeit (Arge) zu bündeln. "Wo soll einer, der alles koordiniert, konkret tätig werden", fragte Matthias Geißler, der bei der Arge Bamberg für das Thema Ausbildung zuständig ist. "Das wäre toll", sei aber wegen der enormen Belastungen nicht machbar.
Matthias Geißler informierte über eine neue "Maßnahme, um die Potenziale der Asylbewerber in Echtzeit zu testen". Bislang scheitere die Ausbildung vieler Flüchtlinge an deren Sprachkenntnissen, merkte Geißlers Bamberger Arge-Kollegin Eveline Armer an: Die Abbruchquote der Azubis liege bei 70 Prozent. Geduld mit den Flüchtlingen sei gefragt, sagte Armer und legte allen Helfern "einen weiten Blick ans Herz".
Vereinbarung, aber keine Lösung
Ernüchtert hielt am Schluss des Vortrags- und Diskussionsnachmittags Kreishandwerksmeister Werner Oppel ein Stück Papier hoch und zog sein "Fazit". Was er in Händen halte, sei eine Vereinbarung, die Vertreter der Handwerkskammer und des Landkreises gerne unterzeichnet hätten. Ähnlich wie in Nürnberg, wollen Handwerkskammer und Kommune vereinbaren, dass Asylbewerber für die Dauer ihrer Ausbildung im Land bleiben dürfen - auch dann, wenn sie nicht als Flüchtlinge anerkannt werden.
Doch die Vereinbarung könne zumindest in diesem Jahr nicht unterzeichnet werden, betonte Werner Oppel: Es gebe keine Flüchtlinge, die für die Ausbildung reif seien. "Dieses Dokument ist in meinen Händen, aber keine Lösung." Die Fähigkeit, ausreichend Deutsch zu sprechen, "ist nicht da", stellte Oppel fest.
Roland Dauer, Chef des Forchheimer Job-Centers, und Beiratsvorsitzende Lisa Badum betonten dennoch die Fortschritte. "Es gibt neue Deutschkurse und einige Dinge sind rechtlich gelockert worden", stellte Badum erfreut fest.
Erfolgsgeschichten beim Thema "Asyl und Arbeit" gebe es viele, meinte auch Roland Dauer; wichtig sei nun eine verbesserte personelle Ausstattung im Job-Center. Im Landkreis Forchheim sei die "Idee der Koordinierung" nun mal schwieriger umzusetzen als in den sogenannten Optionskommunen, "wo die Leute quasi permanent am Runden Tisch sitzen".
Optionskommunen werden diejenigen Landkreise und kreisfreien Städte genannt, die bei der Umsetzung des Sozialgesetzbuches II auf eine rein kommunale Verantwortung bauen können.
wer dies vor Monaten schon hat kommen sehen (ohne übersinnliche Fähigkeiten), der wurde sehr schnell zum Nazi gestempelt. Manche Erkenntnisse brauchen in manchen Kreisen halt manchmal etwas länger.