Jeder geschmückte Osterbrunnen sagt Danke

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Die Aufsßer haben im Jahr 1909 erstmals ihren Brunnen verziert. Fotos: Löwisch
Die Aufsßer haben im Jahr 1909 erstmals ihren Brunnen verziert. Fotos: Löwisch
Die Engelhardsberger dagegen schmücken immer zu Ostern den Überlauf ihrer Quelle.
Die Engelhardsberger dagegen schmücken immer zu Ostern den Überlauf ihrer Quelle.
 

Indem sie zu Ostern ihre Quellen verzierten, trugen die Menschen der Region der Bedeutung des Wassers Rechnung. Die geschmückten Brunnen sind nur noch ein paar wenige Tage zu bestaunen.

Der Countdown läuft: Nur noch eine knappe Woche lang sind die meisten der 400 Osterbrunnen in den 200 Dörfern der Region zu bestaunen. Anschließend kehrt dort fürs Erste etwas Ruhe ein, bis die Baumblüte und die Kerwa-Saison für den nächsten Aufmerksamkeitsschub und neuerdings viele Gästen sorgen werden.

Unter den kuriosen Osterbrunnen ragt einer hervor, der meist überhaupt nicht beachtet wird: Weil er etwas abseits steht und weil er im Grunde gar kein Osterbrunnen ist - sondern der Überlauf der Quelle, die an der Staatsstraße von Behringersmühle nach Waischenfeld in der Nähe der Riesenburg zu finden ist. Hier, nahe an der Wiesent im Talgrund, haben die Engelhardsberger in früheren Zeiten ihr Wasser geholt.

Die erste Wasserleitung

Dabei mussten die Wasserträger auf einer Weglänge von rund 1200 Metern 150 Höhenmeter überwinden: vom Grund des Wiesenttals steil den Hang hinauf an der Riesenburg vorbei ins Dorf.

Wie mühsam dies war, davon zeugen heute noch Ruhesteine am Weg. Auf diesen Steinen konnten sich die Wasserträger, die meist Frauen waren, kurz ausruhen. Die mit Wasser gefüllten Fässer mussten sie dafür nicht. Das 15 Liter fassende Wasserfass, das auch "Reef" genannt worden ist, wog zusammen mit dem Holzgestell fast einen halben Zentner.

Es ist historisch belegt, dass die Engelhardsberger bereits im 19. Jahrhundert auf diese Weise Wasser geholt haben. Weil sie sich der Bedeutung des Wassers bewusst gewesen sind, haben sie begonnen, zu Ostern die Brunnen zu schmücken. In dieser Tradition führend sind wahrscheinlich aber die Aufseßer. In einer Pfarrbeschreibung ist nachzulesen, dass im Ortsteil Haag 1909 erstmals der Brunnen geschmückt worden ist. Das war als Dank dafür gedacht, dass in jenem Jahr eine Wasserleitung den Weg zum Schlossbrunnen überflüssig gemacht hatte.

Wie vor 100 Jahren

Dabei handelt es sich um die älteste schriftliche Erwähnung eines geschmückten Osterbrunnen.
In Engelhardsberg war das 1914 der Fall, also fünf Jahre nach Aufseß. In Engelhardsberg wird der Brunnen allerdings noch immer geschmückt wie vor 100 Jahren: mit einem Fichtenbäumchen - das einzig grüne Gehölz zu Ostern - , das mit farbigen Bändern, den sogennannten Pensala, behängt ist.

Die Aufseßer sind dem allgemeinen Trend folgend inzwischen auf handbemalte Ostereier und Girlanden umgestiegen. Aber auch hier zeugt die Wasserbutte am Brunnen von dem beschwerlichen Weg, den die Dorfbewohner zum Schlossbrunnen hin und mit gefüllten Wasserbottich wieder zurück zu bestreiten hatten. Heutzutage wird der Brauch des Osterbrunnenschmückens fast in ganz Deutschland gepflegt. Die Originale stehen aber weiterhin in der Fränkischen Schweiz und darauf sollten alle 4000 bis 5000 hiesigen Osterbrunnenschmücker sehr stolz sein.