Initiative eines Dormitzer Trainers: Mit Defi-Socken gegen den Herztod

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Peter Kramer probiert schon mal die Socken an. Foto: Uwe Kellner
Peter Kramer probiert schon mal die Socken an. Foto: Uwe Kellner
Foto: Uwe Kellner
Foto: Uwe Kellner
 

Peter Kramer, Fußballtrainer und Tennisspieler aus Dormitz, hat sich eines Themas angenommen, das Menschenleben retten kann. Er will mit einer ungewöhnlichen Aktion Vereine mit einem Defibrillator ausstatten.

Jeder verdrängt es, doch es kann vorkommen: Auch trainierte Sportlerherzen können aufhören zu schlagen. In diesem Fall ist insbesondere in den ländlichen Regionen, aber natürlich auch in der Stadt, schnelle Hilfe Gold wert. Für ihre Sportler, aber auch für ihre Zuschauer, haben sich einige Vereine bereits für einen Defibrillator entschieden - allerdings ist die Anzahl prozentual sehr gering. Die Anschaffung eines solchen lebensrettenden Geräts kostet jedoch Geld, was eine Hemmschwelle für viele Vereine darstellt. Unternehmer Peter Kramer, der bereits als Fußballtrainer in seinem Wohnort Dormitz in Erscheinung getreten ist, will den Vereinen die Anschaffung eines Defibrillators nun erleichtern. Dafür hat er eine kreative Lösung gefunden. Tagtäglich erleiden etwa 300 Menschen in Deutschland einen plötzlichen Herztod. Was lenkte Ihre Aufmerksamkeit auf das Thema plötzlicher Herztod?Peter Kramer: Meine Frau bringt ab und an die Apotheken-Umschau mit. In einer Ausgabe dieses Blättchens wurde über den plötzlichen Herztod und die Situation in Deutschland berichtet. Die Tatsache, dass 100 von 300 Menschen hätten überleben können, hat mich schockiert und zum Nachdenken gebracht. Viel mehr öffentliche Einrichtungen, Tennisclubs, Fußballvereine, Firmen, Schulen und Kindergärten vor allem in ländlichen Regionen müssten mit einem automatischen externen Defibrillator ausgestattet werden. Aber wie so oft: Es fehlt das Geld.

Sie haben nun eine Idee, wie Sie die Vereine dabei unterstützen können?In diesem Jahr war ich zwei Mal geschäftlich in der Türkei. Dabei habe ich im Mai die Produktion eines renommierten und weltweit tätigen Sockenherstellers besichtigen können. Dabei bin ich auf sogenannte College-Socken aufmerksam geworden. Amerikanische Colleges verkaufen hochwertige Socken mit ihren Logos, um Abschlussfeiern und andere Veranstaltungen finanzieren zu können. Die Colleges haben die Erfahrung gemacht, dass sich so viel schneller ziemlich viel Geld einsammeln lässt als mit einem reinen Spendenaufruf. Quasi nach dem Motto: Ich gebe etwas, bekomme aber unmittelbar eine Gegenleistung. Der Kaufpreis ist überschaubar klein und Socken kann wirklich jeder gebrauchen.

Und dann haben Sie sich gedacht, damit kann man auch bei uns etwas Gutes tun?Nach meiner Rückkehr hatte mich diese College-Socken-Aktion nicht losgelassen. Als ich darüber nachdachte, was man Sinnvolles mit einer Socken-Aktion bewirken kann, kam ich auf die Finanzierung fehlender Defibrillatoren. Der Name für die Socken war schnell gefunden: Defi-Socken, Socken zur Finanzierung fehlender Defibrillatoren. Hochwertige, einfarbig dunkelblaue Socken für Jung und Alt und für jeden Anlass. Das Logo habe ich dann entwickelt und die Produktion der ersten Muster-Socken mit diesem Logo in Auftrag gegeben. Aus Qualitätsgründen wurde inzwischen noch einmal das Material geändert - von Baumwolle auf Zellstoff aus Bambuspflanzen. Parallel dazu habe ich den geeigneten Lieferanten für die Defibrillatoren "Made in Germany" gefunden. Inklusive aller Serviceleistungen kostet ein Gerät 1890 Euro. Welche Schritte haben Sie unternommen, um Ihre Aktion bekannt zu machen?Ich habe angefangen, nach Feierabend und am Wochenende nach und nach die Vorstände von 2035 Tennisvereinen und 4582 Fußballvereinen in Bayern zu kontaktieren und zu fragen, wer im Jahr 2019 seine Sportanlage mit einem lebensrettenden Defibrillator ausstatten will. Dazu muss der jeweilige Verein 1890 Paar Defi-Socken verkaufen. Jeder Vorstand beziehungsweise Verein erhält eine genaue Anleitung, wie man diese 1890 Paar ohne großen Aufwand verkauft, inklusive aller notwendigen Texte für die Mitglieder, die eigene Facebook-Seite, das Stadionheft. Die Erfolgsformel der amerikanischen Colleges lautet: Netzwerk plus Social Media.

Was kostet denn ein Paar Ihrer Defi-Socken?Ein Paar hochwertiger Defi-Socken kostet 5,99 Euro. Die Unisex-Socken gibt es in drei Größen: 35-38, 39-42 und 43-46. Die Produktion erfolgt sofort jeweils nach dem Verkauf von 1890 Paar Socken. Innerhalb kurzer Zeit werden die Socken dann an die Vereine geliefert.

Wie läuft die Koordination dieser Aktion ab?Die Aktion koordiniere ich mit meinem Unternehmen. Die Aktion wird von A bis Z von einem Notar überwacht. Von jedem verkauten Paar Defi-Socken fließt ein Euro in die Aktion - die anderen 4,99 Euro schlüsseln sich auf in Mehrwertsteuer, Personal-, Verwaltungs-, Notar- und Versandkosten und Steuern in Deutschland sowie in die Kosten für Herstellung, Verpackung, Express-Versand, Zoll und Steuern in der Türkei. Wie kommen nun die Vereine an einen Defibrillator für ihre Sportanlage und können alle Vereine an dieser Aktion teilnehmen?Es wäre natürlich eine tolle Sache, wenn wirklich jeder Tennisclub und jeder Fußballverein in Bayern mitmachen und damit die Aktion gegen den plötzlichen Herztod unterstützen würde. Wenn wir durch unsere Aktion nur ein einziges Leben retten können, dann hat sich der Aufwand für alle Beteiligten gelohnt. Jeder Verein, der ab sofort 1890 Paar Defi-Socken verkauft, erhält einen Defibrillator für seine Sportanlage. Das Gespräch führte Uwe Kellner, anpfiff.info.