Igensdorf hat eigene "Kommunalbienen" angeschafft

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Jörg Sieben bei den Bienen Foto: Petra Malbrich
Jörg Sieben bei den Bienen Foto: Petra Malbrich

Die Gemeinde Igensdorf kämpft mit "Kommunalbienen" gegen das Bienensterben. Alle freien Flächen sollen zu blühenden Flecken werden.

Überall summt es, nähert man sich der blühenden Blumenwiese in Oberrüsselbach. "Man bekommt auch mal einen Stich ab, aber das ist nicht so schlimm", sagt Clemens Meindel von der Igensdorfer Verwaltung, als er mit seinem Kollegen Jörg Sieben dort nach dem Rechten schaut. Denn während die Bienen woanders seltene Gäste geworden sind, fliegen die "Kommunalbienen" in Igensdorf fleißig hin und her.

Dieser Name für die Bienen hat sich im Rathaus eingebürgert, seit von Bürgermeister Wolfgang Rasts (IU) neuen "Mitarbeiterinnen" die Rede ist. Grund für deren Einstellung vor zwei Jahren waren die immer häufigeren negativen Nachrichten. "Immer mehr Imker haben aufgehört. Immer mehr Bienen sterben; und sind die Bienen weg, ist es das Ende der Menschheit: Das waren die Meldungen, die man täglich hörte", sagt Clemens Meindel.


Wiese im Gemeindebesitz

Für die Bienen, für die Natur und Umwelt wollten sich die Igensdorfer engagieren und haben eine Lösung gesucht. Da man eine Wiese im Gemeindebesitz und mit dem Bauhofmitarbeiter Jörg Sieben einen langjährigen Hobbyimker hat, war die Idee, eigene Bienen zu halten, schnell geboren. Damit hat Igensdorf im Landkreis Forchheim eine Vorreiterrolle eingenommen.

Erworben wurden sogleich zwei Bienenvölker der Sorte Honigbienen "Backfast". "Das sind friedliche Bienen", erklärt Clemens Meindel - friedlich untereinander und auch den Menschen gegenüber. Meindel unterstützt Jörg Sieben bei der Betreuung der Bienen, hat dazu Lehrgänge, sogenannte Bienengrundkurse, besucht.


In der Freizeit

Beide Männer kümmern sich in ihrer Freizeit um die "Kommunalbienen", die nun emsig am Werkeln sind. Der Bund Naturschutz (BN) begrüßt das Igensdorfer Projekt, wirbt er doch selbst für die von ihm initiierten Blühflecken. "Wir wollen erreichen, dass freie Flecken zu blühenden Wiesen werden und die Bienen und Insekten Nahrung finden", erläutert Friedrich Oehme vom BN. Auf allen Flächen könne man etwas wachsen lassen, auch Wildkräuter sollen gedeihen, damit die Insekten Nahrung finden.

Durch die "Kommunalbienen" ist die Gemeinde Igensdorf auch hier schon einen Schritt weiter. "Bei den Grünflächen, die der Bauhof normalerweise mäht, wurden Bienenweiden angesät", verrät Sieben. Damit will man vor allem auch den vielen Obst- und Kirschbauern helfen, denn durch die blühenden Flächen ist mehr Bestäuberleistung möglich.


Bienenwohnhaus in der Grundschule

Die Fortführung des Projekts befindet sich aber noch im Aufbau, auch das Bienenprojekt für die Offene Ganztagesschule (OGTS) in der Grundschule in Igensdorf. "Dort entsteht ebenfalls ein Bienenwohnhaus. Nächste Woche kommen die ersten Bienenvölker", kündigt Sieben an. Das läuft über den Gartenclub in der OGTS und wird von Jörg Sieben mitbetreut.


Jeden Tag zu den Bienen

Eine Menge Freizeitstress kommt da auf den Bauhofmitarbeiter vor allem in den Sommermonaten zu. "Ab April muss man jeden Tag zu den Bienen", erklärt Jörg Sieben. Schließlich muss der Honig geschleudert, gefiltert, gerührt, abgefüllt und etikettiert werden, erklärt Sieben einige der anfallenden Arbeiten. Vergangenes Jahr gab es kaum Honig. Das Wetter war schlecht und das Blütenangebot für die Bienen ebenfalls nicht besonders einladend. 16 Kilo Honig pro Volk war der Ertrag in Zahlen. Abgefüllt wird der Honig in 500-Gramm-Gläsern.

Ob es heuer besser wird? "Die Obstblüte kam zu früh und zu schnell. Die Bienenentwicklung war da noch nicht so weit", konstatiert Sieben. Die summenden Helfer konnten von der Obstblüte heuer nur wenig profitieren. Wieviel somit letztendlich als Honig im Glas landet, ist noch nicht vorhersehbar. Jedenfalls wird mit dem Honig der "Kommunalbienen" ein Alleinstellungsmerkmal in der Gemeinde erreicht: Ein Glas Honig der Bienen erhalten nur die Jubilare der Gemeinde als Geschenk zum hohen Geburtstag oder zur besonderen Hochzeit.