"Ideale" beim Faschingszug in Forchheim beschäftigen Staatsanwalt

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Ein Mitglied des Vereins Rollsport Freunde Forchheim präsentiert kurz vor dem Start des Umzuges eine Seite des Banners. Zum Ärgernis wurden dann aber die Rückseite des Banners und die hinter dem Mofa hergeschleiften Barbiepuppen. Foto: Rollsport-Freunde Forchheim
Ein Mitglied des Vereins Rollsport Freunde Forchheim präsentiert kurz vor dem Start des Umzuges eine Seite des Banners. Zum Ärgernis wurden dann aber die Rückseite des Banners und die hinter dem Mofa hergeschleiften Barbiepuppen. Foto: Rollsport-Freunde Forchheim

Markus Müller wollte den Forchheimer Faschingsumzug für eine politische Aussage nutzen. Viele empfanden seine Aktion als anstößig.

Der Fasching ist vorbei, doch der Ärger, den sich Markus Müller eingehandelt hat, beginnt erst. Die Teilnahme des 26-Jährigen am Forchheimer Faschingszug beschäftigt jetzt die Staatsanwaltschaft.

Der Forchheimer Industriemechaniker vertritt die Auffassung, dass "Fasching immer politisch ist". Entsprechend hat er sich mit seinen Freunden vom Verein Rollsport Freunde Forchheim (ein Zusammenschluss von Skateboardern und Radsportler) eine politische Aktion einfallen lassen. Markus Müller zog an Schnüren befestigte Barbie-Puppen hinter einem Mofa her und schwang ein doppelseitig beschriebenes Banner. "Gegen falsche Ideale" stand auf der einen, "Sexistische Kackscheiße" auf der anderen Seite des Banners.


Umstrittene Frauenbilder

Als der Faschingszug in die Hornschuchallee einbog, stoppte die Polizei die Fahrt von Markus Müller, der mit seinen Skateboard-Freunden am Ende des Zuges unterwegs war. "Das mit den Barbiepuppen ist Scheiße", so zitiert Müller den Hinweis einer Polizistin. Ein anderer Polizeibeamter soll von "Erregung öffentlichen Ärgernisses" gesprochen haben. Darüber habe er sich "sehr aufgeregt", erinnert sich der Faschingsaktivist. Seine Intention sei der Protest gegen falsche Ideale: "Kinder wachsen mit solchen Vorbildern wie Barbiepuppen auf", erklärt Müller: "Viele Krankheiten wie Bulimie entstehen aus solchen falschen Idealen."

Roland Brütting kann die Zielsetzung der Aktion verstehen. Aber, sagt der Chef des Forchheimer Verkehrsbehörde, Markus Müller habe "seine hehren Gründe falsch dargestellt und präsentiert". Roland Brütting hatte mit der Polizei den Faschingszug begleitet und wurde so Zeuge des Vorfalls. "Die Entscheidung hat die Polizei getroffen und sie hat meine volle Rückendeckung." Brütting spricht von einer "sehr problematischen Außenwirkung". Schließlich seien unter den Zuschauern auch Mädchen gewesen, die zu Hause selbst mit Puppen spielen. Das habe er Müller vor Ort auch gesagt, erinnert sich Brütting: "Die Aussage gegen das falsche Frauenbild, die Sie treffen wollen, kommt nicht rüber."


"Frauenfeindlich und anstößig"

"Bei mir weckt das andere Assoziation", sagt auch der Forchheimer Polizeichef Jürgen Knauer. Er hält die Aktion mit den Puppen für "grundsätzlich anstößig". Diese Einschätzung hätten auch "einige weibliche Zuschauer" getroffen. Den Anblick der geschleiften Puppen und des Banner-Textes hätten sie als "sehr frauenfeindlich" empfunden.

Doch Knauer betont, dass die Polizei den Fall nicht strafrechtlich eingeordnet, sondern lediglich der Staatsanwaltschaft gemeldet habe. "Die strafrechtliche Würdigung obliegt der Staatsanwaltschaft." Wie der Polizeichef sagt, sei für die Aktion der Rollsport Freunde Forchheim "kein Motto angegeben worden". Auf der "Zug-Liste" der Stadt tauchten die Rollsportler gar nicht auf, bestätigt Roland Brütting.

Und auch Bernd Uttenreuther, der Chef des veranstaltenden Faschingsvereins Närrische Siedler Lichteneiche meint, dass bei der Anmeldung was schief gelaufen sei. Zwar habe Markus Müller per Mail angefragt; auf das dann zugesandte Anmeldeformular habe er aber nicht reagiert. "Wir haben von ihm nix bekommen." Als er beim Aufstellen des Zuges dann nachfragte, hätten die Siedler Müller dann kurzfristig zugesagt - " ja, er kann mitmachen".

Mit anderen Worten: Niemand durchschaute vorab das närrische Motiv der Rollsport Freunde. "Es ist eine Frage der Ästhetik", urteilt Bernd Uttenreuther: "Natürlich darf Fasching provozieren. Aber hätten wir das Banner vorher gekannt, hätten wir eingegriffen."


Andere Dinge wurden ignoriert

Markus Müller findet es dagegen "schlimm", dass ausgerechnet seine Aktion zum öffentlichen Ärgernis wurde. Er habe eine halbe Stunde versucht, die Polizei darüber aufzuklären, wie seine Aktion gemeint war. Er sei nicht verstanden, stattdessen "ungerecht behandelt" worden. Gleichzeitig hätten sich im Faschingsumzug Dinge ereignet, um die sich die Polizei sinnvollerweise hätten kümmern können, meint Markus Müller: "Da gab es zum Beispiel einen Ausschank von Alkohol an Jugendliche. Doch das wurde nicht kontrolliert."