Um den Nahverkehr nicht zu behindern, schlägt der ÖPNV-Beauftragte Klaus Hummel für Forchheim eine Tunnel-Lösung vor.
Die Verkehrsexperten des Landkreises ringen um die beste Gleis-Variante beim Forchheimer Ausbau der ICE-Strecke. Folgendes Problem gilt es zu lösen: Die Deutsche Bahn (DB) will künftig von den vier Gleisen die beiden inneren für den Nahverkehr nutzen. Doch damit wäre das gesamte Konzept des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zunichte gemacht, warnt Klaus Hummel, der ÖPNV-Beauftragte des Landkreises.
Um den S-Bahn-Betrieb (in Richtung Erlangen und in Richtung Bamberg) auch nach dem ICE-Ausbau zügig abwickeln zu können, "benötigen wir den Haus-Bahnsteig", sagte Hummel am Mittwoch den Räten im Kreisausschuss und im Kreis-Verkehrsausschuss.
Bahn nennt keine Gründe Der Haus-Bahnsteig liegt am äußeren, westlichen Gleis des Forchheimer Bahnhofs.
Reinhold Otzelberger (SPD) meinte: Die Idee, den Nahverkehr auf den äußeren Schienen zu führen, sei nur dann zu verwirklichen, wenn Stadt und Landkreis der DB diese Forderung "im Gleichklang vortragen". Reinhold Göller (Jurist beim Landratsamt) betonte, dass die Verwaltungen der Stadt und des Landkreises "gut zusammenarbeiten" und dieselben Interessen verfolgten.
Franz Stumpf, CSU-Kreisrat und Forchheimer Oberbürgermeister (CSU/WUO), konnte über die Motive der DB nur spekulieren: "Das Umsteigen wird wohl leichter, wenn die Gleise innen liegen." Doch letztlich habe die Bahn keine Gründe für diese Variante genannt.
Das Umsteigen vom Zug auf den Bus wird jedenfalls umständlicher werden, falls die S-Bahn tatsächlich auf den inneren Gleisen fahren müsste.
Denn, so Klaus Hummel, dann wären Menschen mit Handicap zwei Mal auf die Nutzung des Aufzuges angewiesen, wenn sie am Forchheimer Bahnhof ankommen und zum Bus wollen. "Viele würden beim aktuellen Takt den Bus nicht erreichen. Wir bräuchten dann eine neue Taktung und mehr Busse. Der ÖPNV würde wesentlich teurer werden", gibt der ÖPNV-Beauftragte zu bedenken.
Bamberg als Vorbild Hummel hat der DB daher sogar eine "Tunnel-Lösung" vorgeschlagen. Sollte die Bahn keine Möglichkeit sehen, die Gleise (von Nah- und Fernverkehr) südlich vom Bahnhof Forchheim zu kreuzen, dann könnte sie stattdessen "den ICE in einem Tunnel unter dem Bahnhof durchführen", schlägt Hummel vor. In Bamberg würden solche Lösungen ja auch diskutiert. Eine Antwort habe er aber auf seine Anfragen noch nicht erhalten.
Beim Eisenbahnbundesamt und bei der Bauherrin, der Deutschen Bahn, gab es gestern noch keine Antwort auf die Frage, warum die S-Bahn in Forchheim auf den inneren Gleisen geplant ist. Das Eisenbahnbundesamt wies lediglich auf die Abfolge des Planverfahrens hin. Aktuell gehe es darum, Einwände zu formulieren; dann werde die DB darauf antworten.
"Unverfrorenheit" Sollten die momentanen Planung durchgezogen werden, "dann würde die DB unsere Interessen außen vor lassen, nur damit es für die Bahn billiger wird", kritisierte Hummel am Donnerstag."Das wäre eine Unverfrorenheit."
Auch der Grüne Kreisrat Karl Waldmann übte Kritik an den Bahn-Plänen. Der Vorschlag, in Kersbach nur einen halben Tunnel zu bauen (als Zugang vom östlichen Pendlerparkplatz zum Mittelbahnsteig), sei nicht nachvollziehbar.
"Warum wird der Tunnel nicht ganz durchgebrochen?" Dann würden auch die Fahrrad-Pendler, die vom Westen kämen, schneller den Bahnsteig erreichen.
Ursprünglich habe die Bahn ja nicht mal den halben Tunnel bauen wollen, entgegnete Franz Stumpf. "Ich bin froh, dass es diesen halben Tunnel gibt." Geben wird es wohl auch einen von der Bahn bezahlten Schallschutz an der Realschule. Dass die Schule nun vor einer "Grundsanierung" stehe und nach dem ICE-Ausbau möglicherweise ohne Schallschutz sei - "das wäre ein Schildbürgerstreich", sagte Reinhold Otzelberger. Doch Landrat Reinhardt Glauber (FW) wies darauf hin, dass die Verwaltung bereits mit der DB daran arbeite: Für den passiven Schallschutz in der Schule sei die Bahn zuständig.