Ministerin Huml lobt Effeltricher Ärztehaus

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Melanie Huml bei ihrem Auftritt in Effeltrich Foto: Dagmar Niemann
Melanie Huml bei ihrem Auftritt in Effeltrich  Foto: Dagmar Niemann

Den Effeltrichern ist ein wichtiger Schritt gelungen, um die medizinische Versorgung auf dem Land auch in Zukunft zu sichern.

Zu Jahresbeginn ist das Ärztehaus Effeltrich eröffnet worden, erst kürzlich wurde es offiziell eingeweiht. Bei der Einweihungsfeier lobte die bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Melanie Huml (CSU), das Ärztehaus als "gelungenen Beitrag zur Förderung der Gesundheitsvorsorge im ländlichen Raum".

Gleiche Lebensbedingungen für alle Menschen in Bayern, das bedeutet auch: gleiche Gesundheitsvorsorge, unabhängig davon, ob man in einer Stadt lebt oder auf dem Land. In Bayern ist ein Hausarzt im Durchschnitt für etwa 1600 Einwohner zuständig. Derzeitig ist ein Drittel der bayerischen Hausärzte über 60 Jahre alt. Sie müssen sich also darum bemühen, einen Nachfolger zu finden, dem sie ihre Praxis übergeben können.


Weitere Anreize

Landarzt zu werden ist jedoch für viele junge Mediziner nicht besonders attraktiv. Die meisten schätzen die Aufgaben eines Haus- oder Landarztes falsch ein und können ihre Lebensaufgabe nicht darin sehen, grippale Infekte zu diagnostizieren oder nur die erste Anlaufstelle bei Gesundheitsproblemen zu sein.
Um mehr Anreize zu geben, damit die flächendeckende medizinische Versorgung der Bevölkerung sichergestellt wird, hat die Staatsregierung ein Förderprogramm aufgelegt.

Gesundheitsministerin Huml ging in ihrer Rede in Effeltrich kurz auf die wichtigsten Maßnahmen ein: monatliche
Stipendien von 300 Euro für Medizinstudenten, die sich verpflichten, nach Abschluss ihres Studiums fünf Jahre lang auf dem Land tätig zu sein; ein Zuschuss von 60 000 Euro für junge Ärzte, die eine Niederlassung auf dem Land ins Auge fassen; die finanzielle Förderung von Modellprojekten, durch die eine wohnortnahe, ambulante Versorgung der Menschen in den ländlichen Gemeinden erreicht werden kann.

Ein solches Projekt ist beispielsweise das Ärztehaus Effeltrich. Es ist das Ergebnis einer gelungenen Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde, den beteiligten Ärzten und dem Investor, den Vereinigten Raiffeisenbanken Gräfenberg-Forchheim.


Geerbtes Programm

Den Anstoß zum Bau des Gesundheitshauses gab die Auflösung der seit Jahren bestehenden Gemeinschaftspraxis Dr. Pelka, Dr. Reinhardt und Dr. Reinhardt. Da Pelka seine Tätigkeit nach Langensendelbach verlagerte, kündigte er seinen beiden Kollegen die Praxisräume, so dass abzusehen war, dass diese mit ihren 15 Angestellten zum Jahresende 2015 praktisch auf der Straße stehen würden.

Das Ärzteehepaar wandte sich hilfesuchend an den Gemeinderat, der jedoch zunächst nichts in der Sache unternahm. Nach den Kommunalwahlen 2014 erbte die derzeitige Bürgermeisterin Kathrin Heimann (DEL) das Problem.

Gleich in der ersten Sitzung ihrer Amtszeit richtete sie eine fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe ein, die sich speziell mit dem Thema Arztpraxis oder Ärztehaus befassen sollte. Während die Bürgermeisterin Informationen über Ärztehäuser einholte und bei möglichen Investoren anfragte, war der Gemeinderat von Anfang an konstruktiv an den Umsetzungsplänen beteiligt; zum Beispiel fasste er im Sommer 2015 den Grundsatzbeschluss, das gemeindeeigene Grundstück hinter dem Rathaus, günstig an der Hauptstraße gelegen, als Standort für das Ärztehaus an einen möglichen Investor zu verkaufen.

Als Investor konnte Bürgermeisterin Heimann den Vorstand der Vereinigten Raiffeisenbanken Rainer Lang gewinnen Er hatte eigentlich in eine Gewerbeimmobilie, zum Beispiel einen Lebensmittelmarkt, investieren wollen, konnte aber für das Projekt Ärztehaus gewonnen werden, in das sein Unternehmen schließlich 1,8 Millionen Euro investierte.


40 Mitarbeiter

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: In dem ansprechend hellgrau und Pompeji-Rot getünchten Haus an der Hauptstraße in Effeltrich befindet sich die Gemeinschaftspraxis der Allgemeinärztin Beate Reinhardt und des Internisten Gunter Reinhardt.

Sie ist auch Lehrpraxis der Universität Erlangen und bildet Praktikanten aus. Vielleicht können diese ja als spätere Landärzte gewonnen werden. Ebenfalls an der Gemeinschaftspraxis beteiligt ist die Kinderärztin Gabriela Kreller-Laugwitz. Im ersten Stock liegt die Physiotherapiepraxis von Heike Gabler, und im zweiten Stock gibt es die Logopädie-Praxis von Eva-Lean Weber sowie eine Zweigstelle des Homecare-Unternehmens n:aip-Netzwerk für Intensiv- und Palliativpflege.

Insgesamt sind in diesen Praxen etwa 40 Mitarbeiter beschäftigt. Auch weiterhin sind die Planungen der Gemeinde Effeltrich zukunftsorientiert: Als Impulsprojekt für das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) will man demnächst einen Architekturwettbewerb ausschreiben, der Ideen zur Gestaltung des großen Grundstücks hinter dem Rathaus und dem Ärztehaus bringen soll.

Gedacht ist an eine Wohnbebauung für Senioren, an Gebäude inmitten von Grünflächen, in denen auch eine Tagespflegeeinrichtung untergebracht werden könnte.