Die Freien Wähler haben ihre 40 Kandidaten für die Stadtratswahl nominiert. Und mit Manfred Hümmer ihre Leitfigur in den OB-Wahlkampf geschickt.
Kaum einer, der sich an diesem Donnerstagabend von seinem Stuhl erhebt, gibt ein dezidiert politisches Statement ab. Wer in die Gaststätte am Marktplatz gekommen ist, nutzt seine knappe Redezeit eher, um zu betonen, wie "familiär" und "fair" es hier zugehe bei den Freien Wählern. Und wer dann, wie Raimund Christl oder Jürgen Kaiser doch politisch wird, der weist gerne darauf hin, dass es endlich aufhören müsse, dass "nur einer was zu sagen hat in Forchheim" (Christl).
"Der eine", von dem an diesem Abend immer wieder die Rede sein wird, das ist Oberbürgermeister Franz Stumpf (CSU/WUO). Ihm wird Manfred Hümmer am 16. März erneut die Stirn bieten.
Er ist der Vorsitzende der Freien Wähler, er ist ihr Fraktionsvorsitzender im Stadtrat, er sitzt für sie im Kreistag und er wird von allen Seiten als "Lokomotive", als "Leitfigur", als "Wirbelsturm" und als "Antreiber" gepriesen: Dass Manfred Hümmer also an diesem Abend von seinen 33 Mitstreitern ohne Gegenstimme zum Oberbürgermeisterkandidaten gewählt werden würde, das war absehbar.
Überrascht war auch niemand, dass er länger reden würde. Wiederholt gibt es Scherze (auch von Hümmer über Hümmer), was seine Freude am Sprechen betrifft. Eine 18-minütige Rede hat der FW-Chef angekündigt. Als er nach 20 Minuten sagt, dass er seinen Zuhörern einen Teil seiner Rede "erlassen" werde, gibt es Beifall. Nach 25 Minuten endet Manfred Hümmer mit diesen Worten: "Macht mit, bringt euch ein, es lohnt sich wieder."
Der FW-Vorsitzende hat die Anführer-Rolle, die ihm seine Partei zuschreibt, voll verinnerlicht. Er weist darauf hin, dass das "kein Spaßamt" sei und dass er bereits jetzt "semiprofessionell" in der Politik arbeite. "Ich weiß, wie Forchheim tickt", sagt der gelernte Diplomverwaltungswirt, der ab März seinen Beruf als Polizeibeamter lassen, und seiner "Berufung" zum Oberbürgermeister folgen will.
Hümmers Bewerbungsrede ist anzumerken, dass er sich lange auf diesen Abend gefreut hat. Gleich zur Begrüßung, um 19.30 Uhr, sagt er: "Die Nominierungsversammlung ist der Höhepunkt von sechs Jahren politischer Arbeit." Später dokumentiert er dann noch mal diese Arbeit. "300 Begegnungen mit Bürgern, seit ich Stadtrat bin." Die endlosen politischen Sitzungen zählt er nicht mit.
Hümmers manchmal fast unheimlicher Elan drückt sich in Sätzen wie diesen aus: "Mein neues Ziel ist es, Oberbürgermeister zu werden, denn viele in Forchheim wollen den Wechsel. Es ist Zeit für eine neue Denkweise." Oder: "Das Oberbürgermeisteramt sehe ich als Chance, mich persönlich zu beweisen, dass ich es kann und will."
Am Beispiel der Stadthalle führt der OB-Kandidat vor, wie er sich seine künftige Politik vorstellt: Statt "hinter den Kulissen Nägel mit Köpfen" zu machen, wie es momentan laufe, würde er die Bürger "einbinden"; würde Neubau oder Sanierung zur Wahl stellen; würde über Nutzungsformen debattieren lassen, würde nach dem Wann und Wo fragen. All dies geschehe aktuell nicht. Fazit Hümmer: Stumpfs Politik mangele es an Transparenz; sie lebe von der "Überrumpelungstaktik".
Seit 2005 ist Hümmer Vorsitzender der Freien Wähler. Für die will er ab 2014 im Forchheimer Rathaus arbeiten: als "OB mit Wir-Gefühl" und als "Netzwerker".
Gern kommt Manfred Hümmer bei dieser Nominierungsversammlung auf seine persönliche Rolle als "Frontmann" zu sprechen. Und dabei zieht er eine überraschende Parallele zum amtierenden Oberbürgermeister. Ein Amt an der Spitze, "das erhebt und schleift" - das sei auch Franz Stumpf anzusehen. "Höchsten Respekt" bescheinigt Hümmer der "Lebensleistung" jenes Mannes, den er in wenigen Monaten ablösen will. Hümmer geht sogar so weit, zu sagen, dass er "Stumpfs Erbe" in dessen Sinne "fortsetzen" werde - "aber in moderner Ausprägung".
Wer will denn den erfolgreichen OB schlagen? Der amtierende OB wird so sicher wiedergewählt wie das Amen im Gebetbuch. Da können die angekündigeten Schmutzkampanien (Was der OB beim VfB alles gemacht hat) von dem völkischen Beobachter auf seinem Forchheimer Blog noch so heftig diskitiert werden. Nur Schall und Rauch. Erfolgreiche Arbeit schafft Neider.
Um Forchheim lebenswerter und vor allem tranzparenter zu machen, muß die fränkische Königsstadt und Fairtradetown vom Tyrannen befreift werden. Die Aktion wird mit den vier Kanditaten gelingen. Der Herr von der SPD mistet die Verwaltung richtig aus, der andere Herr wird den OB mit dem Wir-Gefühl zelebrieren, der von den untergegangen Liberalen macht das Rathaus barrierefrei und die Frau von den Grünen ist für die Quote zuständig. Mit so einer Truppe wird der in fast allen Belangen kläglich gescheiterte OB der Mehrheitsfraktion mit den bekannten Anhängseln vom Bürgerblock und der Tarnliste der Jungen Schwarzen in die Stichwahl getrieben. Für die Stichwahl qualifiziert sich dann selbstverständlich der Herr Doktor von den Sozialdemokraten. Der hat das Zeug und den Esprit dazu, Forchheim nach vorne zu bringen und von einer verschlafenen Provinzstadt mit einer durch die verfilzte schwarzen Politik depremierten und verödeten Innenstadt , zu eine lebendigen Metropole zu machen. Ein Unglück für Forchheim wäre es allerdings, wenn dem Doktor sein Arbeitegen in zum 20. mal versetzen würde und dadurch der zwanzigste Umzug anstehen würde. Erlangen würde ja gerade noch gehen. Aber Shanghai ! Gott bewahre !