Angehörigen von Bewohnern des St. Elisabeth Alten- und Pflegeheimes Neunkirchen reagieren geschockt auf die Anhebung des Eigenanteils. Auch in anderen Einrichtungen müssen sich die Betroffenen auf höhere Kosten einstellen.
Völlig geschockt reagierten Andrea R. und Viktor K. (Namen geändert), als sie bei einer Informationsveranstaltung des Alten- und Pflegeheimes St. Elisabeth in Neunkirchen erfuhren, dass ab März der Eigenanteil für die Unterbringung ihrer Angehörigen explosionsartig ansteigen soll. "Statt 1480 Euro muss ich voraussichtlich 2060 Euro für die Pflege meiner Mutter berappen", klagt Andrea R.. Und das, obwohl "Art, Inhalt und Umfang der Leistungen unverändert" bleiben, wie es in der schriftlichen Ankündigung der Preisanhebung heißt.
"Das ist der Hammer", kommentiert ein Mitbewerber, der anonym bleiben will, die beabsichtigte Kostensteigerung. Zumal die Mehrkosten von 13 Prozent im Pflegedienst und 22 Prozent im Bereich Leitung und Verwaltung in dem Schreiben an die Bewohner nicht näher erläutert werden.
Anders dagegen bei der Diakonie Streitberg. Auch dort wird es Preisanpassungen nach oben geben. Das bestätigt Einrichtungsleiterin Alexandra Dauer. Allerdings seien die Erhöhungen hier auf das seit 1. Januar geltende Pflegestärkungsgesetz zurückzuführen. Es sieht mehr Pflegekräfte vor. Pro 40 Einwohner einer Einrichtung kann eine zusätzliche Pflegekraft angestellt werden. "Wir haben von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht", erklärt Alexandra Dauer. Dies führe logischerweise zu Mehrkosten, die auf die Bewohner umgelegt werden müssten. Genaue Zahlen habe sie im Moment nicht, gehe aber davon aus, dass die Erhöhung in einer Größenordnung um die 250 Euro gegenüber dem aktuellen Stand liegen werde, schätzt die Leiterin des Hauses Martin Luther in Streitberg, wo neue Verhandlungen mit der Pflegekasse und dem Bezirk Oberfranken anstehen.
Mehr Personal, mehr Geld Diese Gespräche gibt es auch beim Pflegezentrum Fränkische Schweiz, das ebenfalls zusätzliche Pflegekräfte eingestellt und weiteres Personal für die Pflege demenzkranker Bewohner verpflichtet hat. Da die letzte Preisanpassung mehr als zwei Jahre zurückliege, müssten sich die Bewohner auch hier auf steigende Preise einstellen, bedauert Heinrich Wölfel, Verwaltungsleiter der Einrichtung. Die bei der Pflegekasse und dem Bezirk eingereichte Maximalforderung würde eine Kostenmehrung des Eigenanteils von 350 bis 490 Euro, abhängig von der jeweiligen Pflegestufe bedeuten.
"Das ist aber so ähnlich wie bei den Tarifverhandlungen", erklärt Christian Porsch, Pressesprecher des Bezirkes Oberfranken, wenngleich der Begriff Verhandlungen nicht ganz gerechtfertigt sei. Es gehe vielmehr um die Überprüfung des tatsächlichen Bedarfes der jeweiligen Einrichtung. "Aber unter dem Blickwinkel der Wirtschaftlichkeit ", so Porsch.
Am meisten ins Gewicht fallen dabei die Personalkosten. Die wurden bei den letzten Verhandlungen der Caritas, das Haus in Neunkirchen am Brand betreffend, als unwirtschaftlich zurückgewiesen. Die Gehälter, die die Caritas auf der Basis ihrer Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR) bezahlt, waren dem Bezirk zu hoch. "Wir bekamen weniger, als wir gebraucht hätten", erklärt Matthias Ohlms, Bereichsleiter Finanzen bei der Caritas Bamberg. Die Folge: Der Verband musste die Pflege subventionieren.
Eigenanteil steigt weiter Nun aber, so Ohlms, seien die Caritas-Gehälter als leistungsgerecht anerkannt. Dies führe zusammen mit den gestiegenen Kosten bei der Verpflegung, der Heizung und den Löhnen zu der außergewöhnlichen Erhöhung der Heimbeiträge in Neunkirchen, auch ohne dass zusätzliches pflegestufenunabhängiges Personal eingestellt werden konnte.
Was aber noch keineswegs das Ende der Fahnenstange bedeutet. So hat Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) eine Verdoppelung des Nacht-Personals in den Pflegeheimen gefordert. "Gut für die Bewohner, aber die Kosten, die bislang noch keiner der Träger beziffern könne, träfen letztendlich wieder die Angehörigen", bedauert Ohlms.
"Damit die Unterbringung für die Angehörigen bezahlbar bleibt, haben wir auf die Einstellung zusätzlicher Pflegekräfte verzichtet", erklärt Birgit Kastura, Geschäftsführerin des BRK-Kreisverbandes Forchheim. Um die Kosten zu senken, habe das Rote Kreuz mittlerweile die Gebäudereinigung, die früher von eigenen Kräften erledigt wurde, zu günstigeren Konditionen an ein Unternehmen vergeben. "Das schont den Geldbeutel der Angehörigen", findet Kastura.
"Mir ist klar, dass die Angehörigen nicht begeistert sind, wenn sie plötzlich mehr bezahlen müssen", räumt Matthias Ohlms ein. Aber die Einrichtungen müssten ihre Pflegekräfte auch vernünftig bezahlen. Und das schlage sich im Eigenanteil nieder.
Pflege muss bezahlt werden, aber Pflege muss für den Pflegebedürftigen bezahlbar sein.
Die Refinanzierung von den Kostenträgern wie den Pflegekassen wurden in den letzten Jahren unterhalb der Inflationsrate erhöht. PS 1 nach Jahren einmal von 450,--€ auf 468,--€ und das bei mindestens 90Minuten Leistung pro Tag und das an jedem Tag der Woche, des Monats und des Jahres. ( 90 Minuten - davon mindestens 46Minuten Grundpflege sein) und das verteilt auf 24 Std pro Tag. Hier muss endlich mal eine gerechte Anpassung erfolgen.
Schäbig ist es allerding wenn jemand versucht sich als besonders sozial darzustellen weil er kein Personal einstellt, das widerspricht voll dem Inhalt des Pflegestärkungsgetztes ab 01.01.2015.
Nein auch das Outsourcing von Reinungskräften soll sozial sein- fragen sie mal die betroffenen Mitarbeiter was sie davon halten auf einmal zu Niedriglöhnen arbeiten müssen.
Dahinter stecken wohl mehr wirtschaftliche Gründe als die Absicht den Geldbeutel von Angehörigen zu schonen. Einfach nur sch.... . wie manche Heimbetreiber die Leute für dumm verkaufen wollen.
Schon allein in der Begrifflichkeit habert es scheinbar. Es gibt Pflegekräfte und Betreuungskräfte. Einfach erklärt, Pflegekräfte in der stationären unterliegen im Normalfall einem Personalschlüssel sind also gesetzlich vorgeschrieben. Betreuungskräfte sind eine Möglichkeit nach dem PSG und unterliegen einer anderen Berechnung und Refinanzierung- einfach mal Tante google nach dem Pflegestärkungsgesetz fragen.
Eins ist aber definitiv falsch, dass die Lohnerhöhungen der Mitarbeiter in diesem Umfang an der Kostensteigerung schuld sind- hier macht man es sich zu einfach.
pro 40 Bewohner 250 Euro macht 10.000 Euro pro Monat - da bleibt noch ordentlich was hängen, selbst wenn man eine Pflegekraft einstellt.
Schorschschorsch: kirchliche Mittel? Wovon träumen Sie nachts?
Das St. Elisabeth Alten- und Pflegeheim Neunkirchen ist mit der günstigste Anbieter (s. Tabelle) im Raum Forchheim. Der bisherige Eigenanteil der Andrea R. in Höhe vom 1.480 €, war weit unter dem Tarif und wurde von keinem anderem Anbieter in unserem Raum so preisgünstig dargeboten. Um den Anteil bisher so günstig anbieten zu können, flossen wahrscheinlich Kirchengelder zur Beihilfe hinzu. Anderweitig waren diese geringen Kosten nicht kalkulierbar!
Auch der künftige Eigenanteil ist immer noch mit der Billigste unter den aufgeführten Pflegeheimen.