Einige Heiligenstadter, die an der Abzweigung nach Aufseß wohnen, leiden massiv unter Lärm. Dem Bürgermeister sind die Hände gebunden.
Dass Lärm krank machen kann, ist mittlerweile bekannt. Dies gilt auch für den Lärm, den Biker und ihre Motorräder verursachen. "Die drehen hier laut auf und rasen, dass das Geschirr im Schrank wackelt", klagt Klaus Büttner aus
Heiligenstadt. Er hat sich mit anderen Anwohnern an der Abzweigung Richtung Aufseß getroffen, um zu überlegen, was man noch tun könnte.
"Bereits 2015 haben wir einen Brief und 50 Unterschriften an Bürgermeister Krämer geschickt. Die Gemeinde kaufte wohl ein Messgerät, aber das steht selten hier. An der Situation hat sich nichts geändert", berichtet Büttner. Im März 2017 haben er und Dieter Kättner einen weiteren offenen Brief verfasst. Dieser ging diesmal an die Polizeiinspektion Bamberg-Land und Abschriften an das Landratsamt Bamberg, die Gemeinde Heiligenstadt und die Marktgemeinderäte. Doch nach wie vor fühlen sich die Anwohner allein gelassen. "Wir wollen doch nur Respekt", sagt Tanja Finze mit einem verzweifelt klingenden Unterton.
Ein Lebenstraum
Vor etwa einem Jahr hat sie sich mit ihrem Lebensgefährten Helmut Hülswitt ein Haus in Heiligenstadt gekauft. "Wir haben uns mit viel Geld einen Traum erfüllt. Jetzt gehen wir bei schönem Wetter am Wochenende wandern, weil wir uns nicht auf unsere Terrasse setzen können. So laut ist das", erzählt Helmut Hülswitt.
Er selbst ist ebenfalls Zweiradfahrer und hat deshalb Verständnis dafür, wenn Motorradfahrer am Wochenende durch die Fränkische Schweiz fahren, hier und da einkehren und den Ausflug genießen. Nur möchte er, dass die Kollegen keine frisierten und lauten Maschinen fahren oder irgendwelche Stunts auf einem Rad machen oder auch laut Gas geben. Einige der Anwesenden haben am vergangenen Sonntagnachmittag zwei Stunden lang gezählt, wie viele Motorradfahrer Richtung Aufseß gefahren sind: Sie zählten 343 Motorräder.
Helmut Rickauer ist ebenfalls Anwohner und zeigt, dass die Straße nach Aufseß in einem Tal liegt, so dass sich der Schall am gegenüberliegenden Hügel brechen kann und man den Lärm in den Gärten der Häuser am Hang in Heiligenstadt sehr gut wahrnimmt. Außerdem weist er auf den Gehweg an der Straße hin, der durch kein Hindernis von der Straße getrennt ist. "Das ist gefährlich, so wie hier überholt wird", sagt Helmut Rickauer.
Und Anita Ott aus Traindorf erzählt, dass ihrer Meinung nach früher viel häufiger geblitzt und kontrolliert wurde. Außerdem erzählt sie, dass das Messgerät der Gemeinde in Traindorf stand. Sie beobachtete, dass ein Motorradfahrer mit 85 Stundenkilometern durch die Ortschaft fuhr. "Der hat nicht einmal gebremst", so Anita Ott. "Bei uns in Zoggendorf ist das auch so", ergänzt Edmund Baier und erzählt noch, dass im Sommer früh gegen fünf Uhr die Motorradfahrer durch den Ort rasen.
Hochtouriges Fahren
Doch auch hier ist es an den Wochenenden am schlimmsten. "Wir sind doch kein verkehrrechtsfreier Raum am Wochenende", meint Klaus Büttner.
Auch er hat eigentlich Verständnis für Motorradfahrer. "Einige von uns sind früher selbst gefahren. Wir haben nur etwas gegen Raserei, riskante Fahrmanöver und hochtouriges Fahren. Wir haben nichts gegen die normalen Motorradfahrer, sondern gegen die Gestörten", schimpft Büttner .
"Und wenn man winkt, sie sollen langsamer machen, zeigen sie den Stinkefinger", erzählt Helmut Rickauer. Deshalb fordern sie Geschwindigkeitsbegrenzungen und mehr Kontrollen am Wochenende. Dafür möchte sich auch Bürgermeister Helmut Krämer (CSU/Einigkeit) einsetzen. "Die Polizei hat sich mittlerweile bei mir gemeldet", berichtet Krämer.
Er schätzt, dass sich 80 Prozent der Motorradfahrer regelkonform und fair verhalten. Der Bürgermeister will mit der Polizei verhandeln, dass an Wochenenden mehr kontrolliert wird. Er geht aber gleichzeitig auch davon aus, dass es keine weiteren Geschwindigkeitsbegrenzungen geben wird.