Betroffene in Heiligenstadt haben die Verkehrsrowdys auf zwei Rädern satt und fordern die Behörden zur Unterstützung auf - bisher erfolglos.
Bereits 2015 hatten Klaus Büttner und Dieter Kättner aus
Heiligenstadt einen offenen Brief an die Marktgemeinde geschrieben und auf das Problem von Lärmbelästigung und Verkehrsrowdytum durch Motorradfahrer hingewiesen und um Hilfe gebeten. Dem Brief hatte Büttner eine Liste mit Unterschriften von 50 Betroffenen beigefügt.
"An der Situation hat sich nichts geändert", berichtet Büttner. Im März dieses Jahres haben die beiden nun einen zweiten Versuch gestartet und wieder einen offenen Brief verfasst. Dieser ging diesmal an die Polizeiinspektion Bamberg Land und Abschriften an das Landratsamt Bamberg, die Gemeinde Heiligenstadt und die Marktgemeinderäte.
In dem Brief weisen Büttner und Kättner darauf hin, dass an warmen Abenden oder Wochenenden Hunderte Motorräder mit zum Teil manipulierten Auspuffanlagen Richtung Aufseß fahren. "Der hierbei entstehende Lärm ähnelt Kriegslärm, ist unerträglich und macht krank. Anliegende Grundstücke sind an solchen Tagen nicht mehr nutzbar", ist in dem Brief zu lesen. Deshalb wurden mehr Verkehrskontrollen an den Wochenenden gefordert.
Der Polizei fehlt das Personal
"Diesmal haben mich der Bürgermeister und jemand von der Polizei angerufen. Es kam zu einem Treffen mit ein paar Anliegern, Vertretern vom Landratsamt, der Polizei, dem Straßenbauamt, Vertretern des Gemeinderats, dem Bürgermeister und dem Geschäftsführer der Gemeinde", erzählt Büttner. Er ist aber noch nicht zufrieden. "Es kam heraus, dass das beste Mittel gegen diese unerträgliche Situation Verkehrskontrollen wären, aber die Polizei hat nicht genug Personal. Deshalb überlege ich, ob ich nicht noch dem Polizeipräsidenten schreibe", meint Büttner.
Auch Geschwindigkeitsanzeigen könnten etwas bringen. Hierzu müssten die Gemeinderäte dem Kauf weiterer solcher Geräte zustimmen. "Wie ernst es ist, sieht man, weil jetzt schon das zweite Haus hier verkauft wurde", so Büttner.
Er selbst war früher bei der Stadt Bamberg beschäftigt und hat sich am ersten Maiwochenende von ehemaligen Kollegen ein geeichtes Messgerät geliehen. Am 6. Mai führte Klaus Büttner von 10 bis 20 Uhr Messungen durch. "Das war ein eher ruhiger Samstag, da lag der Durchschnittswert bei 60,4 Dezibel. Spitzenwerte gab es gegen 14 Uhr mit über 80 Dezibel und gegen 17 Uhr mit fast 90 Dezibel", berichtet der Heiligenstadter.
Wie in einer Diskothek
Diese Spitzenwerte entsprechen dem Lärmpegel in einer Diskothek oder eines Presslufthammers. In der Verkehrslärmschutzordnung gelten für den Neubau einer Straße in einem Wohngebiet der Immissionsgrenzwert von 57 Dezibel am Tag und 47 Dezibel in der Nacht. Für vorhandene Straßen gibt es keine Grenzwerte. Das Umweltbundesamt schreibt: "Tagsüber ist bei Mittelungspegeln über 55 Dezibel außerhalb des Hauses zunehmend mit Beeinträchtigungen des psychischen und sozialen Wohlbefindens zu rechnen."
Büttner hat auch vor, dem Verein gegen Motorradlärm beizutreten, in der Hoffnung, dass sich dadurch etwas ändern könnte. "Die Vertreter des Straßenbauamts gaben an, dass sie baulich nichts machen können", erzählt Geschäftsleiter Rüdiger Schmidt und erklärt weiter, dass die Polizei informiert habe, dass ein festinstalliertes Blitzgerät nichts bringen würde, da Motorradfahrer Helme tragen und somit nicht bewiesen werden kann, dass der Halter der Maschine auch wirklich gefahren ist. "Da müssten Polizisten vor Ort sein und den Fahrer gleich überprüfen und auch, ob das Motorrad manipuliert wurde. Aber da sagte man uns, dass die Polizei zu wenig Personal habe", berichtet Schmidt. Er sei am Vortag in einem Garten in Burggrub gesessen. Auch dort sei es sehr laut gewesen. Wenn, dann müsste die Gemeinde für alle Ortsteile Geschwindigkeitsmessgeräte anschaffen. Doch das kommt teuer. Das Thema ist Tagesordnungspunkt der heutigen Marktgemeinderatssitzung.