In zahlreichen bunten Facetten präsentierten sich Vereine, Tanzgruppen, Trachtträger und historische gewandete Menschen in Waischenfeld. Gemeinsam warben sie mit ihrem Auftritt für das lebendige Brauchtum der Region.
Gleich drei Jubiläen konnten beim Heimattag der Fränkischen Schweiz unter der Schirmherrschaft des Pegnitzer Mundartdichters Walter Tausendpfund am Sonntag beim großen Festzug mit rund 600 Teilnehmern und geschätzten 4000 Schaulustigen gefeiert werden. Einmal der 25. Heimattag, dann das 130-jährige Bestehen des Waischenfelder Heimat- und Verschönerungsvereins und natürlich die Stadterhebung des Wiesentstädtchens vor 700 Jahren.
Selbst Stadtgründer Konrad II. von Schlüsselberg war eigens für den bunten Festzug vom Himmel herabgestiegen, um ihn mit dem heutigen Besitzverwalter seiner Burg Waischenfeld anzuführen. Letzter ist Waischenfelds Bürgermeister Edmund Pirkelmann, der natürlich auch historisch gewandet war.
Ganz vorn an der Zugspitze des Festumzugs mit 38 Vereinen und FSV-Ortsgruppen liefen die Feuerwehrmänner Helmut Herzing und Elmar Söllner. Dann die Waischenfelder Blasmusik, dahinter der Heimat- und Verschönerungsverein Waischenfeld, der auch das Wahrzeichen der Stadt - Konrads Burgverlies, den heutigen "Steinernen Beutel" - dabei hatte.
Edle Herren
Dann Ritter Konrad mit "Edelmann Pirkelmann", Schirmherr Walter Tausendpfund und Ehrenbürgerin Gunda Zeitler in einer Pferdekutsche sowie die beiden Vorsitzenden des Fränkische-Schweiz-Vereins, Reinhardt Glauber und Stefan Förtsch mit ihren Ehefrauen.
Für den richtigen Takt und Marschritt im Festzug sorgten gleich vier Musikkapellen. Neben der Waischenfelder Blasmusik der schön anzusehende Spielmannszug aus Hollfeld in historischen Kostümen, die Blaskapelle aus der Nachbargemeinde Ahorntal und der Musikverein Waischenfeld. 20 Ortsgruppen des FSV, am weitesten angereist aus Erlangen, nahmen an dem Festzug teil.
Die Streitberger mit Konrads Burgruine Neideck, die Betzensteiner mit Nachtwächtern, wieder andere mit einem Brautpaar, Huckelkorbträgerinnen, Schulmeistern frührer Zeiten und sehr viele in verschiedenen Ortstrachten, was den Festzug besonders bunt machte.
Ein Hauch Balthasar Neumann
Darunter waren auch sehr viele Kinder, wie die Kindertanzgruppe aus Waischenfeld. Zu sehen war die Barocktanzgruppe aus Gößweinstein mit Bürgermeister Hanni Zimmermann und seiner Frau Iris im Balthasar-Neumann-Outfit an der Spitze.
Am Festzugende folgten einige Waischenfelder Ortsvereine wie zum Beispiel die Feuerwehr Hubenberg-Heroldsberg mit ihrer heute noch funktionsfähigen Handdruckspritze aus dem Jahr 1880. Wer sich davor nicht rechtzeitig in Sicherheit brachte, erlebte eine wohltuende kühlende Dusche bei hochsommerlichen Temperaturen. Nach dem Festzug strömten die Massen auf den Bischof-Nausea-Platz in der Innenstadt, und die Mannen der Soldatenkameradschaft Waischenfeld hatten am einzigen Bier- und Getränkeausschank am Platz jede Menge zu tun.
Die FSV-Ortsgruppen versammelten sich anschließend in der Bürgerhalle, in der Schirmherr Tausendpfund und FSV-Hauptvorsitzender Reinhardt Glauber Grußworte an sie richteten. Maria Eckert-Rosenberg, der Vorsitzenden des Heimatvereins Waischenfeld, fiel ein Stein vom Herzen. Bei der Organisation hatte alles geklappt.
Sing- und MusikabendRund 250 Besucher kamen zum Sing- und Musikabend des 25. Heimattags der Fränkischen Schweiz unter dem Motto "So singt, schbillt und danzt mer bei uns", der von Schirmherrn Walter Tausendpfund und Eberhard Hofmann, Leiter des Arbeitskreises Volksmusik im Fränkische Schweiz Verein (FSV) humorvoll moderiert wurde.
Der Abend begann schwungvoll mit den Blechbläsern der Effeltricher Musikanten mit dem Landsturmmarsch. Weitere Mitwirkende waren die Waischenfelder Burgmadla mit Liedern wie "Heit is schö", "Du bist a Gänskrogn" oder "Beim Heckelwirt". Die Ebermannstädter Pfeifen und die Gebrüder Ottenschläger fanden ebenfalls ein begeistertes Publikum.. Letztere sangen unter anderem "Mei Broder hast Erich", "Wenn i amol heiret" oder dann am Schluss "Das letzte Liedla".
Von den Ebermannstädter Pfeifen war unter anderem das Lied "Vom Trinken" oder "La Parma und Saltarello" zu hören. Liedermacher Wastl Kauz wartete dazwischen mit seinen eigenen Kompositionen wie dem Lied vom "Brauereiwanderer" oder "Herrgott sakra Dunne rwetter" auf.
Laut Eberhard Hofmann gibt es wohl keine andere Region, in der die Vielfalt der Musik- und Gesangsgruppen so groß ist wie in der Fränkischen Schweiz. Sie ist laut Walter Tausendpfund eine Region mit zwei unterschiedlichen Gesichtern.
Zum einen war sie insbesondere auf dem karstigen "Gebirg" immer ein karges Land. Das oft harte Leben bei den Jurabauern bildete eine spezielle Art Mensch heraus. In Verbindung mit einer festen Verankerung in der Dorfgemeinschaft entstand gelegentlich ein eher spröder Menschentyp.
Diese Menschen lernt man laut Tausendpfund aber schnell zu schätzen, wenn man sich mit einiger Geduld bis ins Herz eines Hiesigen durchgearbeitet hat. Zum anderen war die Region mit seinen vielen Tälern immer auch ein weithin offenes Durchzugsland. Die Menschen aus der Fränkischen Schweiz zog es immer wieder aus den verschiedensten Gründen aus der heimischen Enge. Wenn nicht zur Arbeit oder zum Einkaufen, dann doch zum Kirchenbesuch oder im Rahmen einer Wallfahrt.
Nicht wenige machten sich besonders im 19. Jahrhundert gar zur Auswanderung bis in die USA auf, so der Schirmherr.
Waischenfelds MännertrachtSchneidermeisterin Rosalie Postatny stellte auf einer Trachtenschau die erneuerte Waischenfelder Männertracht vor: Die Waischenfelder Männertracht hatte es viele Jahrzehnte nicht mehr gegeben.
Noch rechtzeitig zum 25. Heimattag der Fränkischen Schweiz wurde die erste "Goller" der erneuerten Waischenfelder Männertracht fertig.
Die Schneidermeisterin aus Egloffstein kann zu Recht stolz sein auf das Geschaffene. Sie ist die erste Schneiderin, die sich um die Waischenfelder Männertracht kümmert.
Nach 100 Jahre alten Vorbildern hat sich Postatny Gedanken gemacht, wie "Mann" sich in modische Tracht kleiden kann, ohne antiquiert zu wirken oder hausbacken. Herausgekommen ist ein legerer "Goller", eine Weste aus grünem Baumwollsamt, der sich im Schnitt an alten Vorbildern orientiert, aber mit seinen Goldborten und dem edlem Stoff modern wirkt.
Das sei der Anfang, meint die Schneidermeisterin. Zusammen mit einem weißen Hemd aus Baumwolle oder Leinen und einer schwarzen Jeans und schwarzen Glattleder-Schuhen wäre "Mann" für alle Festlichkeiten gut gekleidet. Je nach Geldbeutel könnten dazu eine flotte, kurze Jacke und eine lange Pantolon-Hose aus schwarzen Tuch oder eine Kniehose aus Leder kommen. Die Kleidung spiegelte auch früher die Umstände wieder, in denen die Träger lebten.