Gräfenberg wirbt mit seinen Legenden

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Das Tor der evangelischen Kirche ist Schauplatz der Sage von der Frau im bunten Kattun. Fotos: Petra Malbrich
Das Tor der evangelischen Kirche ist Schauplatz der Sage von der Frau im bunten Kattun. Fotos: Petra Malbrich
Regine Bleckmann
Regine Bleckmann
 

Der Tourismusverein Südliche Fränkische Schweiz geht neue Wege, um Ausflügler in die Gegend zu locken.

"Sagenhaftes Gräfenberg" heißt der neue Wanderweg, den Regine Bleckmann entworfen und nun auch schon umgesetzt hat. Sie ist Geschäftsführerin des Tourismusvereins Südliche Fränkische Schweiz. Und sie ist Dritte Bürgermeisterin (SPD) der Stadt Gräfenberg.
Die doppelte Bedeutung des Wortes "sagenhaft" passt wie die Faust aufs Auge. Denn zum einen bietet die kleine Bergstadt eine sagenhaft schöne Landschaft. Zum anderen spielen viele Sagen und Legenden in eben dieser Landschaft.

Die Eröffnung des Wanderwegs ist noch für diesen Mai geplant. Die ursprüngliche Idee dazu hatte der Gräfenberger Jürgen Offermann. Umgesetzt wurde die Idee allerdings nie. Das änderte sich erst, als die Veranstaltungen zu Isek, dem integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept, anliefen und Regine Bleckmann von der Idee dieses ganz besonderern Wanderwegs Wind bekam. Sie war sofort Feuer und Flamme.


Markante Stellen

Auch den Fränkische-Schweiz-Verein holte Bleckmann mit ins Boot. "Jürgen Offermann hatte viele Vorideen. In der Hans-Ackermann-Chronik sind viele Sagen drin, die Jürgen Offermann angepasst und nacherzählt hatte", erklärt Regine Bleckmann.

Aber auch von der Neunkirchner Gemeinderätin Ute Löffler und von ihr selbst sind Beiträge verfasst, die alle in dem zum Wanderweg passenden Buch "Sagenhaftes Gräfenberg" nachzulesen sind. "Es ist ein Wanderweg, der die digitale und analoge Welt vereint", sagt Bleckmann.
Voraussetzungen, um diesen Wanderweg auszuprobieren sind ein Smartphone mit Kamerafunktion und GPS. Oder der Wanderer kauft sich das Booklet, in dem die Karten mit den Wegen, die Sagen- und Legenden und die Stationen eingezeichnet sind. Denn passend zu den ausgewählten Sagen und Legenden suchte Bleckmann markante Sehenswürdigkeiten als Stationen, zu denen die Wanderung führt. Das kann der Teufelstisch sein, das Wolfsberger Schloss, auf dessen Stirnseite die Ritter-Wirnt-Turnier Szene gezeichnet ist, die Teufelsküche oder die evangelische Kirche in Gräfenberg.

Zur Kirche gehört beispielsweise die Geschichte über die Frau im bunten Kattun und zur "Pfingstflut". Darin geht es um die Katastrophe, die sich am 8. Juni 1778 in Gräfenberg ereignet hatte. Das war jener Pfingstmontag, als durch die vielen Wassermassen der Kalckach das komplette Haus Nr. 10 am Pinsel mitgerissen wurde. Menschen und Vieh fanden den Tod.

Andere handeln beispielsweise vom Teufel in seiner Küche, wo gezecht und gespielt wurde. Aber auch mit Bräuchen wie dem des Osterbrunnenschmückens oder mit der Frage, warum der Osterhase die Eier bringt, beschäftigen sich Buch und Wanderweg.

An jeder der Stationen ist das Logo des Wanderwegs: ein Teufel, der Maler Hieronymus Bosch entliehen ist. Mit dem Smartphone kann der Wanderer den QR- Code ins Visier nehmen - und bekommt dann die entsprechende Geschichte vorgelesen. "Wer das nicht möchte, kann die Geschichte selbst lesen. Auf dem Smartphone oder im Buch", erklärt Bleckmann. Diese Art der Wissensübermittlung hat mehrere Vorteile.
Man muss nicht an einem Ort verweilen, bis die Geschichte zu Ende gelesen wird, sondern kann diese auch auf der weiteren Wanderung hören.


Unterschiedliches Niveau

Wer das nicht möchte, drückt die Sage einfach weg oder liest sie zu Hause - im Buch. Die Geschichten dauern im Schnitt zwischen drei und acht Minuten.

Wie lange die Wanderung dauert, entscheidet der Wanderer selbst. Drei Routen - drei, sechs und neun Kilometer - hat sich Regine Bleckmann ausgedacht.
Aber: "Es gibt auch alpine Wege. Das Gelände ist für den Kinderwagen nicht geeignet", sagt Bleckmann. Kleine Kindern im Alter von drei und sechs Jahren hingegen könnten den Weg gut bewältigt werden. Am Bahnhof startet der Wanderweg, dort wird ein größeres Schild mit der Karte abgebracht werden. 40 000 Euro hätte eine professionelle Firma für die digitale Begleitung des Wanderwegs verlangt. Das war Regine Bleckmann aber zu viel Geld. Jürgen Offermann und sie stellen ihre Arbeitskraft kostenlos zur Verfügung. 346 Euro kostet die App pro Jahr. Auf fünf Jahre wurde sie angelegt und soll durch Spenden finanziert werden.