Gößweinstein: Neue Ideen für die "Fränkische"

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Die Fränkische Schweiz lockt gerade mit ihrer vielfältigen Natur viele Besucher an. Foto: TZ Fränkische Schweiz/Florian Trykowski
Die Fränkische Schweiz lockt gerade mit ihrer vielfältigen Natur viele Besucher an. Foto: TZ Fränkische Schweiz/Florian Trykowski

Die Ökomodellregion Fränkische Schweiz kommt in Fahrt: Interessierte diskutierten in Gößweinstein über Vorschläge für die Region.

Eine lebenswertere, gesunde und nachhaltige Fränkische Schweiz ist das Ziel des Fördervereins "Zukunft Gößweinstein" um den Vorsitzenden Dr. Klaus-Dieter Preis. Im August hatte er schon einmal eingeladen, um die Weichen für die neue Ökomodellregion zu stellen. Aber weil damals die Landwirte zu wenig einbezogen waren, galt jetzt ein zweites Treffen am vergangenen Donnerstag besonders ihnen: Es sollte Hersteller und Kunden vernetzen, ebenso wie die "Fränkische" mit den Nachbarregionen. "Die Fränkische Schweiz hat ein unwahrscheinlich kreatives Potenzial. Die Gruppenbildung soll das verstärken", sagte Preis.

Der Vereinsvorsitzende hatte Bürgermeister Hanngörg Zimmermann (BMG) als Mitstreiter dabei. Dieser betonte, Gößweinstein spare schon 92 Tonnen CO2 ein, weil über 700 Straßenlampen sparsamer leuchten. Bald würden es 1.800 Tonnen sein, wenn 135 Häuser über Nahwärme versorgt werden.

Zimmermann leitete anschließend eine der vier Diskussionsgruppen, die aus den rund 80 Zuhörern gebildet wurden. Die drei weiteren führten Klaus-Dieter Preis sowie der designierte Manager der Ökomodellregion Harald Schiffner und Britta Heine. Sie ist Coach für entwicklungspolitische Fragen und inzwischen eine große Stütze für Klaus-Dieter Preis.

Anregungen von Experten

Die Ideen in den einzelnen Gruppen waren vielfältig. Der junge Zimmerer Friedrich Maderer aus Egloffstein beispielsweise engagiert sich für gesunde Häuser, vor allem auch beim Kindergarten- und Schulbau. "Bis in die 50er-Jahre gab es die, danach wurde alles über den Haufen geworfen. Aber jetzt sollte man alles Wissen, das wir haben, bündeln und wieder gesund bauen", merkte er an.

Gärtnermeister Konrad Schrüfer aus Gößweinstein verwies auf seine Energieumstellung bei den Gewächshäusern, mit der er 50 000 Liter Heizöl eingespart habe und auf seine Mühe, mit eigenem Gemüse gegen Supermarktpreise anzukommen. Er und seine Frau Maria wünschten sich Wochenmärkte, einen Flyer aller Regionalbauern und mehr Bildung. Denn ein junger Praktikant kannte von sechs Gemüsesorten nur eine mit Namen: die Karotte.

Gut wäre auch ein Kompendium "Wo finde ich was?", wie es die Städte Nürnberg und Bamberg online bereits mit ihrem "Regionallotsen" eingeführt haben oder die Transition-Häuser mit ihrer Seite "Karte von morgen". Dort kann jeder sein Angebot eintragen.

Die Fränkische Schweiz sei in dieser Hinsicht noch ein weißer Fleck. Aber es gibt die Direktvermarkterseite "Frische Ernte". Biobauer Günter Braun aus Körbeldorf, der seit 26 Jahren aktiv ist, betonte: Für die Zukunft geht es nicht um möglichst kleine, familiäre Bauernhöfe, "sondern wir müssen das richtige Agrarsystem finden." Außerdem sprach er einen weiteren Punkt an. "Wir haben auch einen Schatz zu zeigen: Die Vielfalt unserer Blühwiesen. In ganz Bayern gibt es davon 15 bis 20 Prozent, aber in Oberfranken 30 Prozent. Berchtesgaden meldet seine Blühwiesen gerade beim Weltkulturerbe an, hat aber viel weniger als wir." "

Ein Tante-Emma-Gefühl

In der Runde saßen auch Vertreterinnen des Marktladens Muggendorf ("Aber weil etwas 20 Cent billiger ist, fahren die Leute weit weg zum Supermarkt."), der Klima-Allianz Forchheim (sie vernetzt kleine Initiativen) und des Bayreuther "Forum 1.5", das von der Universität aus auf eine Landwirtschafts- und Ernährungswende abzielt. Julia Marx gehört zu den 60 Aktiven des Bayreuther Vereins "Hamsterbacke" und riet den Dorfläden: "Schreibt eine Geschichte zu euren Produkten, wo sie herkommen und warum sie teurer sind. Das weckt das gute Tante-Emma-Gefühl."

Viele weitere Ergebnisse konnten am Ende der Gruppenarbeiten präsentiert werden: Man könne zum Beispiel mehr regionale Genussmärkte wie in Ebermannstadt anbieten, den Gülle-Transport von außerhalb in die Fränkische Schweiz stoppen, oder den örtlichen Busverkehr dichter takten (vor allem von Ebermannstadt nach Forchheim). Außerdem könne man Nahwärme auch in kleinen Inseln anbieten, eine Saatgutbörse ins Netz stellen, Wiesen mit Schafen pflegen, eine mobile Schlachtung anbieten oder ein zentrales Getreidelager einrichten.

Zahlreiche Ideen entstanden

Für die Bauern müssten sich auch Kunden in Nürnberg und Bamberg finden, die Bürokratie abgebaut, Radwege schneller angelegt und Wild besser vermarktet werden. Es wäre zudem hilfreich, eine Liste lokaler Handwerker zu verbreiten, um Leben in leere Scheunen zu bringen. Weiterhin wurden die Vorschläge genannt, auf Kreislaufwirtschaft zu setzen, Müll zu vermeiden und zu sammeln, kleine Altenheime aufs zu Land bringen und öffentliche Bauten ökologisch anzulegen.

In der anschließenden Diskussion kam die Frage auf, ob die Ökomodellregion nur den Biobauern helfen soll, oder ob auch konventionelle Landwirte profitierten. Dieter Hoch aus Pottenstein, Anstoßgeber der Ökomodellregion, nannte ein maßgebliches Argument, indem er auf die "Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall", kurz BESH, verwies. Dort arbeiten 1.500 Landwirte aller Abstufungen von "herkömmlich" bis "bio" harmonisch zusammen. "Wir lernen davon. Wir können keinen ausschließen", sagte Hoch.

Klaus-Dieter Preis rief noch dazu auf, eine "Bürgerbewegung Fränkische Schweiz" zu bilden , um diese so besondere Region in Sachen "Boden, Luft und Wasser so gut wie möglich zu schützen", sagte Preis. "Wir haben schon Power, weil jeder schon etwas Kleines macht. Das muss in ein erdumspannendes Netz eingehen."