Gift unterm Dach des Forchheimer Rathauses

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Gestützt wird das Rathaus schon seit Jahren. Nun ist es auch noch "vergiftet". Foto: Josef Hofbauer
Gestützt wird das Rathaus schon seit Jahren. Nun ist es auch noch "vergiftet". Foto: Josef Hofbauer

Für das Rathaus fehlt ein Nutzungskonzept. Jetzt wird der Sanierungsprozess auch noch durch eine Kontaminierung belastet.

Schon bei der Haushaltsberatung entpuppte sich das Rathaus als Problemthema: Die knappen Finanzen stehen Fortschritten bei der Sanierung im Wege. Gleichzeitig entbrannte im Planungsausschuss am Dienstag ein Streit darüber, warum immer noch kein Nutzungskonzept vorliegt.

Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) betonte erneut, dass dieses "identitätsstiftende Gebäude ein Denkmal nationalen Ranges" sei und dass es als "externer Frequenzbringer" genutzt werden sollte. Daher wolle er dort nicht nur Büros einrichten - "das wäre eine Unternutzung". Leider hätten sich die Forchheimer für neue Nutzungsideen bislang "wenig empfänglich" gezeigt.

Zusätzlich verzögert werden die Sanierungspläne durch Gift und Querelen: "Ein Teil des Rathaus-Dachstuhls ist kontaminiert und in einer Wand wurde ein Wasserschaden entdeckt", gab Kirschstein bekannt. Daher werde es auch keine Begehungen mehr geben.

Manfred Hümmer (FW) warf Kirschstein vor, im Dezember "das Projekt gestoppt" zu haben, nachdem der OB verwaltungsintern die Projektleitung an Claudia Stumpf (Mitarbeiterin im Bauamt) übertragen habe und daraufhin der Restaurator Peter Turek (er war für die denkmalpflegerische Planung zuständig) seine Mitarbeit gekündigt habe.

Uwe Kirschstein wehrte sich gegen den Begriff "Baustopp". Und auch gegen die Behauptung Hümmers, die ersten Fördermittel hätten bereits fließen können, wenn es die Querelen mit Turek nicht gegeben hätte.

"Von einem Wiederanfang der Nutzungsplanung kann nicht die Rede sein", betonte Kirschstein, "vielmehr stehen wir am Anfang." Doch Hümmer blieb dabei: Spätestens beim Treff der Fraktionssprecher im Februar hätte er Informationen des Oberbürgermeisters über den Streit mit dem Fachplaner erwartet: "Sie haben das Thema ausgesetzt, ich wundere mich über Ihre Intransparenz."

Den Rückzug des "Dienstleisters" Turek als Reaktion auf die neue Projektleitung fand Sebastian Körber (FDP) "befremdlich". Schließlich gehe es niemanden etwas an, wie der Oberbürgermeister seine Mitarbeiter einsetze, sagte Körber. Wie auch Udo Schönfelder (CSU) drängte Körber darauf, "jetzt so schnell wie möglich eine Nutzung vorzulegen".


Lindan im Gebälk

Annette Prechtel (FGL) forderte ebenfalls, den Blick nach Vorne zu richten: "Alarmierend finde ich, was ist, nicht was gewesen ist." Die FGL-Rätin wollte wissen, welche Chemie den überhaupt das Rathaus belaste? "Erhöhte Werte von Lindan und PCB" seien im Dachstuhl gemessen worden, sagte der OB.

Und was bedeute dies nun für die Zukunft des Rathauses, wollte Prechtel wissen? Eine Antwort darauf gab am Dienstag niemand. Das fand Annette Prechtel befremdlich: Einerseits sei die Nutzung des historischen Rathauses ungewiss; gleichzeitig würden aber "neue Fässer aufgemacht". Damit meinte Prechtel die Hinweise, die beispielsweise im Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) auftauchen: Da würden bereits Überlegungen angestellt, ein neues Rathaus auf der grünen Wiese zu bauen".

OB Kirschstein versprach, spätestens in der übernächsten Sitzung des Planungsausschusses ein Konzept vorzulegen, das die "Alternativen der Nutzung gegenüberstellt". Wobei der OB betonte, dass es da "keine Denkverbote" gebe. Zum Beispiel sei es nicht seine erste Wahl, einen Laden im Rathaus unterzubringen; dennoch müsse über solche Möglichkeiten nachgedacht werden.

Reinhold Otzelberger (SPD) warnte jedenfalls davor, eine "Diskussion über Konzeptionslosigkeit" zu führen. Entscheidend bei solch großen Sanierungsprojekten sei, "den Schulterschluss mit den Zuschuss-Gebern zu suchen".


Keine Gefahr für die Nachbarn

Am Tag nach der Sitzung des Planungsausschusses präzisierte Claudia Stumpf (die neue Projektleiterin für die Sanierung) das Thema "Kontaminierung": Erste Untersuchungsergebnisse gebe es bereits. Weitere Raumluftmessungen stünden an. Aktuell könne mit Staubmaske unterm Dach gearbeitet werden. Die ungeklärte Frage sei jene "nach dem Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen", betont Claudia Stumpf: Da man den denkmalgeschützten Dachstuhl ja nicht ausbauen könne, wäre wohl eine aufwendige Sanierung fällig. Die Kontaminierung sei garantiert nicht gefährlich für die Nachbarn des Rathauses, sagte Claudia Stumpf. Fest stehe aber auch: "Wenn die Schadstoffe nicht aus dem Holz entfernt werden, kann der Raum künftig nicht genutzt werden."